Emerging Markets – noch eine Anlageklasse?

Mohamed A. El-Erian erklärt, warum das Konzept der „Emerging Markets“ für Investoren als Anlageklasse vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist.

 

Das Konzept der „Emerging Markets“ hatte lange einen erheblichen Einfluss darauf, wie Anleger ihre Gelder verteilen. Heute  unterscheiden sich diese Märkte zunehmend in ihren Grundbedingungen . Zusätzlich  unterliegen sie immer stärker dem Einfluss kurzfristiger Trends. Das veranlasst Investoren, ihre langfristigen Chancen und Risiken aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. In einer Zusammenfassung seines kürzlich auf Bloomberg veröffentlichten Artikels erläutert Mohamed El-Erian die drei Grundpfeiler einer Anlageklasse und in welche Richtung sich das Konzept der „Emerging Markets“ als Anlageklasse entwickelt.

 

  1. Die verschiedenen Emerging Markets sind in den vergangenen Jahren unterschiedlich stark gewachsen. Bisher waren sie  durch gemeinsame geographische, wirtschaftliche und finanzielle Merkmale geprägt. Diese Ähnlichkeiten ermöglichten es, die Investments hinsichtlich zu erwartender Renditen, Volatilität und Korrelationen mit anderen Anlageklassen vergleichbar zu machen.
     
    Durch die zunehmend differenzierte Ausprägung der oben genannten Merkmale geht diese Funktion verloren. Zusätzlich sind die Emerging Markets seit ihren bescheidenen Anfängen stark gewachsen und beinhalten jetzt eine viel zu große Vielfalt, um die erste Voraussetzung der  gemeinsamen Charakteristika noch zu erfüllen.
  2. Die meisten Komponenten dieser Anlageklasse reagieren genauso auf externe Einflüsse wie andere Anlageklassen. Dazu gehören allgemeine Variablen wie beispielsweise der Ölpreis, aber auch politische Entscheidungen, wie die Lockerungsmaßnahmen der EZB.
     
    Dieses Kriterium erfüllen die Emerging Markets heute nicht mehr. Die Äußerungen und Handlungen einer einzelnen politischen Institution, wie dem Internationalen Währungsfonds, beeinflussen die Märkte nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit.
  3. Die Handlungen von Investoren entwickelten bisher einen selbstverstärkenden Effekt auf die Entwicklung von Anlageklassen und das  Verhältnis ihrer einzelnen Komponenten untereinander. Das passiert zum Beispiel wenn viele Investoren gleichzeitig auf ein Pferd setzen oder wenn die Märkte mit einer Kapitalschwemme geflutet werden.
     
    Dieses ist noch intakt und löst dabei interessante Dynamiken aus. Entscheidungen auf der Makroebene, Kapital in den Emerging Markets zu platzieren oder von dort abzuziehen, zeichnen sich zunehmend als Treiber für Ertrag, Volatilität und Korrelationsverhalten ab, insbesondere wenn diese durch Index- und indexähnliche Instrumente gesteuert werden. Das führt wiederum allzu oft zu Bewertungen, die von den individuellen fundamentalen Daten abgekoppelt sind.

 

Heute bedeutet das, zu erkennen, dass sich die Emerging Markets in einer technischen Phase beunruhigender Volatilität befinden. Es bedeutet auch, dass individuelle Komponenten der Anlageklasse mit einem erheblichen Abschlag in Relation zu ihrem Substanzwert gehandelt werden können.

 

 

Der Artikel „Rethinking Emerging Markets“ von Mohamed A. El-Erian erschien exklusiv auf Bloomberg View. Bearbeitung und Adaption durch das Team von Allianz.com.

Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz
Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Petra Brandes
Allianz Group
Tel.: +49.89.3800-18797
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