Gewinner, Verlierer und unerwünschte Nebenwirkungen

Mit ihrem Fracking-Öl sind die USA neben Saudi Arabien zu einem globalen Swing Producer aufgestiegen. Das heißt, durch die Masse an Öl, die sie verkaufen, bestimmen sie maßgeblich den Preis mit. Die Folge: Seit Sommer 2014 ist der Ölpreis um 40 Prozent gefallen. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz erklärt, wer vom niedrigen Ölpreis  profitiert, wer darunter leidet und wo eine Gefahr für die Weltwirtschaft lauert.

 

Abgesehen davon, dass wir derzeit alle deutlich günstiger tanken können: Ist das gut für die Weltwirtschaft?

 

Der Verfall der Ölpreise wird vielen Volkswirtschaften eine Konjunkturspritze verpassen. Während die Unternehmen insbesondere im verarbeitenden Gewerbe von Kosten entlastet werden, gewinnt Ottonormalverbraucher an Kaufkraft. Er muss weniger für Sprit und Heizung ausgeben. Für den Euroraum prognostizieren wir ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, die USA werden voraussichtlich um 3 Prozent zulegen. Schwellenländer, die viel Öl einführen, profitieren von den gesunkenen Preisen. Indien und Indonesien haben die niedrigen Preise dazu genutzt, Energiesubventionen massiv zu kürzen. Die eingesparten Gelder können in Investitionsprogramme fließen.

 

Viele Menschen überlegen derzeit, ob sie ihre Heizöltanks befüllen sollen. Was raten Sie ihnen?

 

Wir erwarten einen langsamen und moderaten Anstieg der Ölpreise. Daher ist der Zeitpunkt günstig, den Öltank zu füllen. Kurzfristige Ausschläge nach unten sind natürlich nicht auszuschließen, aber es ist reine Glückssache, tatsächlich den besten Preis zu erwischen.

 

Soviel zu den guten Seiten. Wie trifft es die Länder, die vom Öl-Export leben?

 

Die meisten ölexportierenden Staaten im arabischen Raum haben in den vergangenen Jahren erhebliche Reserven aufgebaut. Diese helfen nun, die Folgen einbrechender Staatseinnahmen abzufedern. Ganz anders sieht es beispielsweise in Venezuela und in Russland aus. In Venezuela droht die Staatspleite. Russland trifft es gerade doppelt hart: Öl entfällt als Einnahmequelle. Gleichzeitig stürzen Sanktionen die Wirtschaft in eine tiefe Rezession.

 

Aber weltweit gesehen sind das doch tolle Vorzeichen für die kommenden Jahre?

 

Leider nicht ganz. Für die mittelfristigen Wirtschaftsperspektiven kommen andere Dinge ins Spiel als der Ölpreis. Viele Länder brauchen strukturelle Reformen und bessere Investitionsbedingungen. Der niedrige Ölpreis birgt sogar eine Gefahr: Die Inflationsraten rutschen ins Minus. Wenn die Macher der Geldpolitik darin eine Verfehlung der Inflationsziele sehen und die Märkte mit noch mehr Geld fluten, besteht offenkundig die Gefahr, dass die Finanzmärkte überhitzen. Kurzfristig wird der Aufschwung unterstützt, aber mittelfristig entsteht ein großes Risiko für die Weltwirtschaft.

 Michael Heise, Chefökonom der Allianz
 Michael Heise, Chefökonom der Allianz

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
Tel.: +49.069.24431-3737
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