Michael Diekmann: "Wir müssen an Fahrt aufnehmen"

Diekmann: Das ist nicht nur eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, sondern eine absolute Notwendigkeit für uns. Der Arbeitsmarkt wird durch die Bevölkerungsentwicklung schrumpfen und der Wettbewerb um die Talente rasant steigen. Über 50 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen, aber wir setzen ihr Können noch nicht auf allen Ebenen ein. Zwar werden 32 Prozent unserer Managementpositionen weltweit von Frauen ausgeübt, in den höheren Führungsebenen sind es aber nur 17 Prozent und im Topmanagement lediglich 5 Prozent. Das ist europäischer Durchschnitt, aber weit hinter unseren Erwartungen. Das kann uns nicht zufrieden stellen.

Was haben denn die bisherigen Maßnahmen gebracht? Das Thema ist für die Allianz ja nicht neu.

Diekmann: Wir haben vor drei Jahren mit der gezielten Förderung von Frauen für Positionen im Top Management begonnen. Die Beteiligung von Frauen an unseren gruppenweiten Entwickungsprogrammen ist dadurch hochgeschnellt. Für angehende Abteilungsleiter, für die wir das Allianz Management Program anbieten, stieg die Zahl von 24 Prozent im Jahr 2008 auf 43 Prozent im letzen Jahr. Im Allianz Leadership Development Program, das auf Positionen direkt unterhalb der Vorstandsebene vorbereitet, stieg die Zahl von 9 Prozent auf 29 Prozent im gleichen Zeitraum.

2008 hatten wir uns das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2015 mindestens 30 Prozent Frauen in unserem gruppenweiten Talentepool für Managementpositionen zu haben. Für das mittlere Management erreichen wir die 30 Prozent schon in diesem Jahr. Für die beiden Top-Ebenen wird dies 2013 bzw. 2015 der Fall sein.

Aber trotzdem geht es Ihnen offenbar noch nicht schnell genug. Was soll nun weiter geschehen?

Diekmann: Wenn man sich die Zusammensetzung unserer Vorstandsgremien, zum Beispiel in Deutschland anschaut, sieht man, dass das noch nicht reicht. Deshalb haben wir uns vorgenommen, durch weitere Programme in allen Tochtergesellschaften den Anteil der Frauen in Führungspositionen merklich zu steigern. Hierzu wird der Vorstand selbst mit einer relativ großen Gruppe von bereits erfolgreichen Frauen innerhalb der Allianz an grundsätzlichen und individuellen Themen arbeiten.

Außerdem wollen wir auch für das Management Arbeitszeitmodelle erarbeiten, um mehr Flexibilität und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Vielleicht können wir hierbei auch auf bestehende Teilzeitmodelle aufbauen.

Diskriminieren Sie damit nicht die Männer?

Diekmann: Nein. Klar ist, dass die Positionen in den oberen Führungsebenen derzeit nicht die Zusammensetzung unserer Mitarbeiter widerspiegeln. Hier haben wir Nachholbedarf, deshalb die gezielte Förderung der Frauen. Dass auch Führungskräfte Familie und Beruf besser vereinbaren wollen, gilt für Männer und Frauen gleichermaßen: deshalb wollen wir die Arbeitszeit-Modelle für Männer wie Frauen anbieten. Herausragende Leistung ist bei uns das Kriterium für ein Weiterkommen im Unternehmen. Darin wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Wir müssen aber sichergehen, dass wir wirklich alle Talente für unser Management erfassen.

Und welches Bild haben Sie von der Zukunft?

Diekmann: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Frauen auch im Holding-Vorstand der Allianz SE, in den Vorständen unserer Gruppenunternehmen und in den Aufsichtsräten vertreten sind. Bis dahin müssen wir bei diesem Thema noch an Fahrt gewinnen. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass für uns als globales Unternehmen die Frauenthematik im Gesamtkontext "Vielfalt" zu sehen ist. Die Bedeutung der Frauen ergibt sich schon aus der Zusammensetzung der Bevölkerung. Es muss aber zum Beispiel auch unser Ansinnen sein, dass wir eine angemessene Anzahl von Top-Führungskräften in den Entscheidungsgremien haben, die aus den sogenannten Märkten der Zukunft kommen.

Michael Diekmann: "Wir haben uns vorgenommen, den Anteil der Frauen in Führungspositionen merklich zu steigern"

 
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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