Gleichberechtigung ist Chefsache

"Toleranz ist keine gönnerhafte Haltung von Machthabenden gegenüber Schwachen. Toleranz ist der Wille aufeinander zuzugehen, die Diskussion zu suchen und die Bereitschaft für Veränderungen", erklärt Booth.

Unternehmen können es sich heute nicht mehr leisten auf bisher unterrepräsentierte Talente zu verzichten oder sie gar auszuschließen. Frauen machen beispielsweise in den meisten Industrieländern mehr als die Hälfte des Talentpools aus. Das ist einer der Gründe, weshalb moderne Unternehmen auf der Suche nach Leistungsträgern verstärkt Frauen fördern und in deren Fort- und Weiterbildung investieren.

Um die besten Angestellten an die Allianz zu binden, setzt Clement Booth auf ein durchkonstruiertes Diversifikationsprogramm, dass er am Beispiel der Frauenförderung erklärt: "Es ist zu erwarten, dass der Anteil weiblicher Hochschulabsolventen im Vergleich zu den männlichen in Zukunft noch höher liegt. Wenn wir leistungsfähige Mitarbeiter suchen, die Probleme lösen und die Qualität des Managements erhöhen, kommen wir an Frauen nicht vorbei. Mit anderen Worten: Die besten Kräfte bekommen wir nur, wenn wir verstärkt Frauen rekrutieren."

Die Allianz fördert bereits seit Jahren die Stärkung von kultureller Vielfalt im Unternehmen. Im Jahr 2006 übernahm Booth den Vorsitz des zu diesem Zweck gegründeten Global Diversity Councils. Der Vorsitzende hält diese Initiative für genauso wichtig wie die anderen großen strategischen Pläne der Gruppe, etwa das Nachhaltigkeitsprogramm oder die Kundenfokusinitiative. In diesem Jahr waren einer der Schwerpunkte Karrierehilfen für Frauen, erklärt Booth: "Dass wir uns auf die Förderung der Frauen konzentrieren, hat drei Gründe: Wir möchten den gesamten Talentpool in der Gruppe ausschöpfen, die geschäftsfördernde Wirkung von gemischten Mitarbeiter-Teams nutzen und nicht zuletzt mehr Frauen als Kunden gewinnen."

Clement Booth beobachtet die schnellen Karrieren von asiatischen Managerinnen wohlwollend

Booth will den Wandel herbeiführen, indem er das Thema wie einen normalen Geschäftsvorgang behandelt. Für die einzelnen Gruppenunternehmen werden konkrete Maßnahmen zielgerichtet vereinbart und die Erfolge regelmäßig gemessen. Frauenförderung ist dabei laut Booth Teil der Zukunftsstrategie: "Unsere Mitarbeiter werden nach wie vor auf Basis ihrer Leistungen unterstützt und gefördert. Aber wenn die Hälfte der Belegschaft aus Frauen besteht, ist es nicht nachzuvollziehen, dass sich das nicht auch auf der Ebene des Top-Managements widerspiegelt. Doch auch aus marktwirtschaftlicher Sicht ist die Gleichstellung sinnvoll. Nehmen Sie die USA als Beispiel: In amerikanischen Haushalten werden heutzutage 80 Prozent der Kaufentscheidungen von Frauen gefällt, und 50 Prozent aller amerikanischen Unternehmen sind in Frauenhand. Wir können es uns nicht leisten, diese Tatsachen auf Management-Ebene zu ignorieren."

Die Ziele des Allianz Vorstands sind ehrgeizig, denn derzeit sind nur knapp 21 Prozent der Managerposten innerhalb der Gruppe von Frauen besetzt. Knapp 40 Prozent aller Unternehmen weltweit kommen auf der oberen Führungsebene noch immer ganz ohne Frauen aus, wie der Grant Thornton International Business Report 2007 belegt. Während aus Nordamerika, Europa und dem Nahen Osten vorwiegend schwache Zahlen kommen, sind die Entwicklungen für Frauen in den asiatischen Schwellenländern ermutigend.

Das bestätigt auch Sally O'Hara von der Ayudhya Allianz CP Thailand. Sie ist Chief Operations Officer und beobachtet innerhalb der Allianz Asia Pacific Group immer mehr Frauen, die Führungsaufgaben übernehmen: "Wir haben während der letzten vier Jahre eine kontinuierliche Zunahme des Frauenanteils in leitenden Positionen verzeichnet, also im Mittelbau und an der Spitze der Unternehmen", erklärt sie. 2004 war die Hälfte aller Führungskräfte im mittleren und oberen Management weiblich, inzwischen liegt ihr Anteil bei 61 Prozent. Ebenfalls ermutigend sind die Zahlen bei der Allianz Indonesien: Derzeit stehen dort 43 Prozent weiblichen Führungskräften 57 Prozent männliche Kollegen gegenüber.

Vier Frauen der Allianz Asia Pacific Group sprechen über ihre Aufgaben, ihre Arbeitsrealität und ihre Karriereaussichten:

Kiswati Soeryoko, Direktorin der Allianz Life Sharia und Chefin der Service-Agenturen des indonesischen Lebensversicherungszweigs, arbeitet seit mehr als zwölf Jahren bei der Allianz.

Kiswati Soeryoko

Ich bin seit 1996 dabei, also seit die Allianz den Lebensversicherungszweig in Indonesien aufgemacht hat. Begonnen habe ich als Bereichsleiterin im Marketing. Nach zwei Jahren war ich für den Vertrieb über die Agenturen zuständig, später kam noch die Abteilung dazu, die dem Vertrieb zuarbeitet. Diese Position nannte sich Director of Agency Administration and Sales Support. Von dort wurde ich zur Direktorin der Bereiche Marketingkommunikation, Produktentwicklung und Außenbeziehungen befördert, und inzwischen bin ich für die Allianz Life Sharia verantwortlich.

Die Vorbereitung, Entwicklung und Markteinführung der Allianz Life Sharia bzw. Takaful Business ist meine bisher größte Leistung. Ich habe das Projekt von Anfang an begleitet. Es war eine einmalige Herausforderung, denn für die Allianz war das Geschäftsfeld etwas vollkommen Neues. Als Muslimin hat das Projekt für mich auch persönlich eine große Bedeutung, das motiviert mich zusätzlich. Derzeit gehört der Bereich Sharia zu den wachstumsstärksten Geschäftsfeldern der Allianz Life Indonesia.

Kunden neigen dazu, Frauen eher zu vertrauen. Dieser Vorteil wird von höheren Verkaufszahlen eindeutig bestätigt.

Julie Chang, Chief Investment Officer der Allianz Life Taiwan, leitet die Investmentabteilung, die die Geldanlagen für herkömmliche Lebensversicherungen und für fondsgebundene Lebensversicherungen verwaltet.

Julie Chang

Ich glaube, der verdankt sich folgenden persönlichen Eigenschaften: Ich bin ein positiver, äußerst belastbarer Mensch, und ich engagiere mich mit Leidenschaft für unsere Vertriebskanäle.

Mit Zeitmanagement. Ich organisiere mein Leben so effektiv wie möglich, damit ich die beruflichen Aufgaben bewältigen kann. Außerdem habe ich zum Glück einen verständnisvollen Chef und ein sehr nettes Team. Bisher hatte ich keine Probleme, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen.

Angela Tan, Chief Financial Officer der Allianz General Insurance Malaysia Berhad, ist seit vier Jahren bei der Allianz. Vorher hat sie für das Unternehmen als Analystin gearbeitet.

Angela Tan

Die interessanteste Aufgabe von allen war das Takaful-Projekt. Ich gehörte zu der Gruppe, die das Geschäftsfeld in der Vorbereitungsphase in Bezug auf potenzielle Ergebnisse untersucht hat.

Zum Glück hatte ich nie das Gefühl, als Frau benachteiligt zu werden. Ob Mann oder Frau, die größte Herausforderung in jedem Job ist der Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben. Frauen haben da sicher andere Schwerpunkte als Männer. Für mich ist diese Balance ein ganz wichtiger Punkt.

Ich kann keine Erfolgsrezepte präsentieren, ich kenne das Geheimnis selbst nicht. Für meinen Teil kann ich nur drei Dinge nennen: Alles geben, immer besser werden wollen, und die Arbeit gern machen. Erfolg ist so gesehen eher ein weiterer Bonus.

Sally O'Hara, Chief Operations Officer der Ayudha Allianz CP Thailand, bekleidete zuvor verschiedene Positionen als Projektmanagerin, Vice President, Senior Vice President und Chief Officer im Marketing.

Sally O'Hara

Männer wie Frauen haben Ehrgeiz, Schwung und Potenzial, und wenn sie dieselben Voraussetzungen mitbringen, sollte es keinen Unterschied bei der Beförderung geben. Man muss Chancen erkennen, das ist wichtig, man darf sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Dafür muss man wissen, was man will, man darf sich nicht treiben lassen. Meiner Erfahrung nach fällt das Männern leichter. Frauen können oft besser für andere verhandeln, also für Mitarbeiter oder Kollegen, für sich selbst fällt ihnen das schon schwerer, da sind sie oft viel zurückhaltender und nicht so kämpferisch.

Chancen erkennen und annehmen und Herausforderungen bei den Hörnern packen. Immer integer bleiben. Nie die Bedeutung für die persönliche Entwicklung unterschätzen und nie aufhören zu lernen. Aber vor allen Dingen sollte man das Ganze nicht zu ernst nehmen!


Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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