Vorsicht vor Verallgemeinerungen

Millennials im Büro

Mit der Volljährigkeit der Generation der Millennials gewinnen deren Wünsche zunehmend an Bedeutung. Schon in wenigen Jahren, wenn immer mehr Millennials ihre Ausbildung oder Studium abgeschlossen haben, werden sie mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen weltweit ausmachen.
  

Inwieweit werden Werte, Vorstellungen und Eigenarten dieser Generation die Gesellschaft, Märkte und Unternehmen beeinflussen? Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie ihre Einstellungen zur Arbeit aussehen und welche Auswirkungen das auf Firmen, Arbeitsplätze und Volkswirtschaften hat.
  

Bevorzugt – so die verbreitete Annahme – arbeiten Millennials in der „Gig-Economy“ (zu vergleichen mit dem „Gastauftritt“ in der Musikwelt), in der die Menschen in befristeten Verhältnissen beschäftigt oder freiberuflich tätig sind statt in einer Festanstellung. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, umfassende Erfahrungen zu machen und sich neue Fähigkeiten anzueignen, rufen ganze Horden von Zeitarbeitern und Beratern auf den Plan, selbst in Berufszweigen für höher Qualifizierte wie Recht, Buchhaltung und IT. Unternehmen versuchten sich deshalb den vermeintlichen Wünschen dieser neuen Arbeiterschaft anzupassen, so die Vorstellung.
  

Fragt man allerdings nach, hofft die große Mehrheit der angestellten Millennials eher den traditionelleren Karriereweg einschlagen zu können. „Das ist ein überraschendes Ergebnis. Millennials haben ganz eindeutig andere Karriereziele, als es dargestellt wird“, so Global Head of People Attraction der Allianz Dominik Hahn in Bezug auf die Resultate der neuen Allianz Studie.
  

„Es ist schon richtig, dass die Millennials ‚anders‘ sind. Sie haben in der Regel mehr Tattoos als ihre Eltern, beziehen ihre Nachrichten eher von Buzzfeed und Weibo als aus Zeitungen und haben stets das Handy auf dem Nachttisch liegen. Ihre Hoffnungen und Träume unterscheiden sich aber nicht wirklich von denen früherer Generationen.“

Die Allianz Studie wurde in China, Deutschland, Indien, Großbritannien und den USA durchgeführt1,2. In jedem dieser Länder wurden 1.000 Angestellte befragt. Basierend auf Fragen zu früheren Beschäftigungsverhältnissen und Unternehmenspräferenzen sowie zu Erwartungen für die Zukunft wurden unter den Millennials sechs unterschiedliche Karrieretypen ermittelt.
  

Traditionalisten folgen dem ausgetretenen Pfad früherer Generationen und arbeiten seit ihrem Einstieg in das Berufsleben oder mindestens seit den letzten fünf Jahren für denselben Arbeitgeber. Das andere Extrem sind die Freigeister, die „Free Spirits“, welche die Möglichkeiten „neuer“ Karrierewege ausschöpfen. Sie haben bereits für mehrere Unternehmen gearbeitet und schätzen die Flexibilität und Freiheiten, die ihnen dadurch geboten werden.
  

Zwischen diesen beiden Polen gibt es vier Typen, die sich durch ihre Zielsetzungen und den tatsächlichen beruflichen Werdegang unterscheiden lassen. Die als „Attached“ und „Seekers“ bezeichneten Millennials sind im Grunde ihres Herzens Traditionalisten. Sie haben den Arbeitgeber schon häufiger gewechselt, sehnen sich aber nach einer klassischen Karriere. Millennials vom Typ „Attached“ glauben jedoch, dass sie dies mit dem aktuellen Beschäftigungsverhältnis erreicht haben und sie in ihrem Unternehmen bleiben werden. Die „Seekers“ hingegen sind noch auf der Suche und gehen nicht davon aus, dass sie ihrem aktuellen Arbeitgeber treu sein werden.
  

Millennials der Kategorien „Tied“ und „Springer“ bauen sich ihre Karriere aus einer völlig anderen Situation heraus auf als die „Traditionalists“. Während sie seit vielen Jahren beim selben Arbeitgeber beschäftigt sind, suchen sie trotzdem die Veränderung. Diejenigen vom Typ „Tied“ fühlen sich allerdings an ihr derzeitiges Unternehmen gebunden, wohingegen „Springer“ daran glauben, dass sie die Kluft zwischen ihren eigentlichen beruflichen Zielen und der aktuellen Karriere mit einem Jobwechsel zukünftig überwinden werden.

"Millennials mehr Tattoos als ihre Eltern, beziehen ihre Nachrichten eher von Buzzfeed, aber ihre Hoffnungen und Träume unterscheiden sich aber nicht."
Eigenschaften Karrierewege Millennials

Die Studie ergab, dass Millennials Sicherheit und Stabilität bevorzugen. Achtzig Prozent der amerikanischen Millennials geben Arbeit den Vorzug, die diesen Kriterien entspricht – gegenüber einer Tätigkeit, die sich durch Veränderung und Flexibilität auszeichnet. In Indien sind es 75 Prozent; Großbritannien, Deutschland und China liegen bei 70 Prozent.  

Sind die Freigeister quasi die Personifizierung des idealen Arbeitnehmers der Jahrtausender-Generation? Nur einer von sechs angestellten Millennials präferiert Veränderungen und Flexibilität und kann auch den entsprechenden Karriereweg einschlagen. Rechnet man „Tieds“ und „Springer“ mit ein, bevorzugt nur einer von drei Befragten in Deutschland und jeder Fünfte in den USA einen alternativen Berufsweg statt einer traditionellen Anstellung.  

Nur ein kleiner Teil der Millennials wechselt aus freien Stücken öfter den Job. Für die Mehrheit dieser Generation ist der häufige Arbeitsplatzwechsel einfach nur eine Folge der sich dramatisch verändernden Arbeitswelt.   

Denn vorbei sind die Tage, als Karriere hieß, bei einem oder zwei Unternehmen gearbeitet zu haben. Häufige Berufs- und Arbeitgeberwechsel sind nichts Ungewöhnliches mehr. Viel von diesem Verhalten lässt sich auf die Art der Angestelltenverhältnisse zurückführen, die immer unsicherer werden. Das Resultat sind zunehmend fragmentierte und unterbrochene Karrieren.

Karrierearten von Millennials

„Es herrschen einige ziemlich falsche Vorstellungen von Millennials“, sagt Dominik Hahn. „Häufig wird davon ausgegangen, dass Vergütung und Karrieresprünge für Millennials weniger wichtig sind als Inspiration, Sinn und Kreativität. Man kann so etwas in Bezug auf die Generation aber nicht verallgemeinern. Es gibt auch junge Leute, die lieber einer Arbeit mit klaren Strukturen nachgehen möchten, bei der man Anzug trägt.“

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Millennials ähnliche Karriereziele wie die der vorherigen Generationen verfolgen. Wenn ein Millennial ein Unternehmen verlässt, geschieht dies wahrscheinlich eher aufgrund finanzieller Überlegungen, eines stabileren Arbeitsumfelds oder umfangreicherer Möglichkeiten. Ähnliche Gründe hatten auch schon frühere Generationen.

Aus der Studie lässt sich schließen, dass Unternehmen beim Anwerben oder Binden von qualifizierten Mitarbeitern möglicherweise erfolgreicher sind, wenn sie die Bedürfnisse der Generation nach Sicherheit und Stabilität adressieren, statt sich auf den kleineren Teil zu konzentrieren, der ein flexibles Arbeitsleben bevorzugt.

1 Die Definition der Millennials/Millennials wird hinsichtlich des Geburtsjahres unterschiedlich definiert. Dieser Bericht stützt sich auf die Definition, bei der diese Alterskohorte im letzten Jahrtausend geboren wurde, aber in diesem Jahrtausend das 18. Lebensjahr vollendet (1982-1999).   
  
2 Die befragten Chinesen und Inder waren vorwiegend gut gebildet und in Großstädten angesiedelt. Vor diesem Hintergrund können die Daten nicht als repräsentativ für die Millennials in diesen zwei Ländern im Allgemeinen betrachtet werden.
  

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Dominik Hahn
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Petra Brandes
Allianz SE
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