Auferstehung der Roboter

Die Technologie hat sich in der Vergangenheit wiederholt als Störenfried entpuppt. Da sich um uns herum alles mehr und mehr um Roboter, Automatisierung und künstliche Intelligenz dreht - müssen wir uns Sorgen darüber machen, dass Arbeitsplätze verschwinden?
  

Bevor Sie Ja sagen, denken Sie einmal darüber nach, wie sich die Berufswelt in der Vergangenheit verändert hat: Während man heutzutage keine Stellenanzeigen mehr für einen ‘Schmied’, ‘Weber’ oder ‘Schornsteinfeger’findet, stößt man stattdessen bei den Jobangeboten auf neue Berufe wie App-Entwickler, Drohnenpiloten, Nachhaltigkeitsbeauftragte, Solartechniker, Social Media Manager und Ingenieure für Windenergie.
  

Das hat es also alles schon gegeben und es kann immer wieder passieren, dass alte Berufsbilder aufgrund neuer Technologien aussterben, gleichzeitig jedoch neue Berufe entstehen.
  

Die Herausforderung für Gesellschaften und Unternehmen besteht darin, Weiterbildungsakademien zur Kompetenzentwicklung und berufliche Laufbahnen zu entwickeln, um die Arbeitnehmer zu unterstützen.
  

Nach Meinung von Experten sind künstliche Intelligenz und Robotik dabei, den traditionellen Arbeitsplatz, wie wir ihn kennen, völlig auf den Kopf zu stellen - und ja, das wird in den kommenden Jahrzehnten Arbeitsplatzverluste nach sich ziehen.

Carl Benedikt Frey und Michael Osborne von der Universität Oxford gingen in einem wissenschaftlichen Artikel aus dem Jahr 2013 davon aus, dass 47 Prozent der Arbeitsplätze in den USA innerhalb der nächsten 25 Jahre infolge der Automatisierung wegfallen könnten.

Nun ist dies keineswegs das erste Mal, dass manuelle Arbeit durch Technologie ersetzt wird, sondern etwas, was sich seit Beginn der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert ständig wiederholt. So war es zum Beispiel die Technologie, die Berufe wie Telefonistin, Schreibkraft und Fahrstuhlführer überhaupt erst entstehen ließ - nur um sie unlängst auch wieder verschwinden zu lassen. Im Jahr 2000 waren in den U.S.A. über 130.000 Menschen in Videotheken beschäftigt. Als das Internet bei uns zu Hause Einzug hielt, sorgten nicht zuletzt Streaminganbieter wie Netflix und die Online-Piraterie dafür, dass die wenigen verbleibenden Videotheken zu einer Kuriosität für Nostalgiker wurden. Was ist aus den Angestellten geworden?

Die monatlichen Arbeitsmarktstatistiken liefern dazu eine Antwort. In den U.S.A. gibt es ungefähr 160 Millionen zivile Arbeitsplätze, von denen jedoch jeden Monat etwa 1,7 Millionen verschwinden, weil Unternehmen in Konkurs gehen, fusionieren oder Arbeitsplätze wegrationalisieren. Trotzdem ist in einem guten Monat ein Nettozuwachs von 200.000 Arbeitsplätzen zu verzeichnen. Während der Verlust des Arbeitsplatzes für den Einzelnen ein traumatisches Erlebnis sein kann, haben die Videothekenmitarbeiter als Gruppe anderweitig Beschäftigung gefunden.

Threatened jobs

In seiner Rede anlässlich des letzten Allianz Future Forums zeigte Frey ein gewisses Maß an Skepsis, dass die Geschichte sich wiederholen werde. Er argumentierte, dass die Veränderungen diesmal zu tiefgreifend seien.

Bei den kontinuierlich stark rückläufigen Preisen im Computerwesen rentiere es sich, Mitarbeiter zu ersetzen - selbst in Niedriglohnmärkten, so Frey. Darüber hinaus würde künstliche Intelligenz jedoch auch die Arbeitsplätze von höheren Büroangestellten bedrohen, bei denen man lange Zeit davon ausging, dass sie - weil kognitiv komplexer - gegen die Automatisierung gefeit seien, wie etwa im Rechnungswesen, bei der Bearbeitung juristischer Fragen, in der Technischen Dokumentation oder im Versicherungs-Underwriting. Mittlerweile sind Computer in der Lage, auch solche Aufgaben zu übernehmen.

So werden zum Beispiel im Allianz Technology Office in Trivandrum, einer Stadt an der Südspitze Indiens, auch anspruchsvolle Routinetätigkeiten, die in der Vergangenheit von Menschen erledigt wurden, mittlerweile von Bots ausgeführt. Wenn ein Industriekunde eine Police benötigt, ermittelt ein Bot die relevanten Risikodaten und schlägt eine Prämie vor. Mehr als 100 solcher Bots sind mittlerweile Allianz-weit im Einsatz und bieten den Kunden einen effizienten Service.

Sorgen über die "technologische Arbeitslosigkeit" sind auch nichts Neues. Jack Ma, Gründer des chinesischen Online-Riesen Alibaba, meinte vor kurzem, die kommenden 30 Jahre würden "schmerzvoll" werden angesichts der Vielzahl von Arbeitsplätzen, die der Automatisierung zum Opfer fallen würden; er könne sich jedoch eine Zukunft vorstellen, in der Menschen nur noch vier Stunden am Tag und "vielleicht vier Tage die Woche" arbeiten würden.

Zitate Oliver Bäte

Dirk Foerterer, Trendbeobachter bei der Allianz Deutschland, ist einer derjenigen, die ihr Hauptaugenmerk auf die Chancen und Möglichkeiten richten, die neu entstehende Technologien mit sich bringen, ohne dabei die Tatsache, dass die Zerrüttung des Marktes voranschreitet, zu vertuschen.  “Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es Menschen geben wird, die dabei auf der Strecke bleiben", sagt er.  “Taxi- und Lastwagenfahrer werden von fahrerlosen Fahrzeugen abgelöst werden, an den Kassen werden keine Kassierer mehr sitzen und Fabrikarbeitsplätze werden durch Automatisierung abgeschafft werden."

„Aber bloß keine Panik!“, sagt er. “Wir dürfen diejenigen, die dabei das Nachsehen haben, nicht übergehen.Die Gesellschaft muss einen Weg finden, diese Menschen mitzunehmen. Doch die Innovation zu unterbinden, wäre ein fataler Fehler.  Technische Innovation ist der Schlüssel für den Erhalt von Wohlstand und Wohlergehen, und diese werden Wachstumsimpulse auslösen."

In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind neue Berufe entstanden, die es zuvor nicht gegeben hat, und es besteht auch eine wachsende Nachfrage nach traditionellen Berufen wie Therapeuten, Krankenschwestern, Lehrern, Feuerwehrleuten sowie nach Arbeitsplätzen, die psychologische oder soziale Intelligenz bzw. Kreativität erfordern.

Die Zahl der Beschäftigten, die in weniger komplexen Arbeitsumgebungen tätig sind, wird vermutlich sinken, während die Anzahl derer, die in eher nicht standardisierten, komplexeren Beschäftigungsformen arbeiten, wahrscheinlich zunehmen wird. Für einzelne Arbeitnehmer wird ihr Unterscheidungsmerkmal in der Fähigkeit bestehen, die eigenen Fertigkeiten an die sich ändernden Arbeitsplatzanforderungen anzupassen. Lebenslanges Lernen wird wichtig sein, um eine fortlaufende Präsenz am Arbeitsplatz zu gewährleisten.

Gesellschaft und Unternehmen werden nicht nur Weiterbildungsakademien für Arbeitnehmer, sondern auch berufliche Laufbahnen, die Arbeiter und Angestellte unterstützen, entwickeln müssen. Was wir brauchen werden, sind Menschen, welche die notwendigen Fähigkeiten mitbringen, kognitiv höherwertige Arbeiten zu erledigen. Frey stellt fest, dass Regierungen mehr in Umschulung und Standortwechsel investieren sollten, um die Auswirkungen, die neue Technologien zwangsläufig auf die unterschiedlichen Branchen, vom Transportsektor bis hin zu Finanzdienstleistungen, haben werden, zu verringern.

Den Unternehmen wiederum wird es gelingen müssen, die besten Talente für sich zu gewinnen, um die Arbeitsplätze der Zukunft besetzen zu können. Eine Möglichkeit wäre die Qualifizierung von schlechter bezahlten Arbeitskräften für höhere Positionen im Rahmen der Personalentwicklung, und zwar nicht nur, weil dies zur Lösung des Problems beitragen, sondern weil gleichzeitig auch die Reputation des Unternehmens gestärkt würde. Genau wie heute werden auch in Zukunft diejenigen Unternehmen die besten Köpfe an Bord holen, die dafür bekannt sind, dass sie sich gut um ihre Mitarbeiter kümmern.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

 

Flavia Genillard
Allianz SE
Tel.: +49 89 3800 3142

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