10 Jahre Euro

Am 1.1.2002 wurde in zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) der Euro als Zahlungsmittel eingeführt. Es war die größte Bargeldumstellung aller Zeiten und eine beispiellose Herausforderung – die bravourös gemeistert wurde. Innerhalb weniger Tage gelangten Milliarden neue Banknoten und Münzen in den Umlauf.

Die Banknotendruckereien hatten seit Juli 1999 die Erstausstattungsmenge von knapp 15 Milliarden Banknoten – dies entspricht einer Fläche von 15.000 Fußballplätzen – produziert. In den europäischen Münzprägeanstalten wurden unter Verwendung von 250.000 Tonnen Metall rund 52 Milliarden Münzen im Wert von knapp 16 Milliarden Euro geprägt. Schnell ist der Euro zum Symbol Europas geworden, seine Banknoten und Münzen zu einem festen Bestandteil unseres Alltags.

"Ein historischer Tag, weil sich hier für jedermann zum Anfassen zeigt, was europäische Einigung ist"

Bei der Einführung des Euro fasste der damalige Bundesfinanzminister Hans Eichel die Bedeutung des Tages so zusammen: "Das ist ein historischer Tag deswegen, weil sich hier für jedermann zum Anfassen zeigt, was europäische Einigung ist."

Doch an diesem Tag standen viele EU-Bürger dem Euro noch skeptisch gegenüber und trauerten Mark, Lira, Pesos oder Schilling nach. Die anfängliche Skepsis ist aber verflogen, der Euro ist heute eine der stabilsten Währungen der Welt.

Heute zahlen 332 Mio. Menschen in 17 Mitgliedsstaaten mit dem Euro. Auch Monaco, San Marino und der Vatikanstaat haben offiziell den Euro als ihre nationale Währung eingeführt, Andorra wird am 1. Juli 2013 folgen. De facto wird auch im Kosovo und in Montenegro mit dem Euro gezahlt, auch wenn beide Länder offiziell weder zur Euro-Gruppe noch zur EU gehören.

Mit einem Anteil an den Weltdevisenreserven von etwa einem Viertel (26,6 Prozent im ersten Quartal 2011) und als am zweithäufigsten aktiv gehandelte Währung hat der Euro sich als zweitwichtigste internationale Währung, gleich hinter dem US-Dollar, etabliert.

Wirklichkeit Euro-Raum – Stabilität und Transparenz dank Euro

Der Euro hat den Mitgliedsstaaten in den vergangenen 10 Jahren bislang einen besseren Inflationsschutz als die Nationalwährungen gebracht – auch im Vergleich zum US-Dollar ist die Geldentwertung geringer.

Zusätzlich schuf der Euro Preistransparenz, förderte die Marktintegration und bewahrte Europa vor Wechselkursschwankungen. Seit seiner Einführung entstanden in Europa weit mehr als 12 Millionen neue Arbeitsplätze, ein höherer Zuwachs als in anderen Volkswirtschaften wie zum Beispiel in den USA. Er steht für den Zugang zu einem großen, leistungsfähigen, diversifizierten Binnenmarkt mit rund 500 Millionen Konsumenten. EU-Binnenmarkt und Einheitswährung sind unabweisbar Faktoren, die Europas Werten im Ringen um die Zukunft der Globalisierung Gewicht verleihen.

Euro – quo vadis?

Wohl kaum ein Thema hat die Öffentlichkeit in Europa in den letzten eineinhalb Jahren so beschäftigt wie die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum. Im vierten Jahr nach Ausbruch der internationalen Finanzkrise ist die Fiskalpolitik vom Stabilitätsanker zum Risikofaktor geworden. Der Euro-Raum steht vor einer Zerreißprobe und das Vertrauen der Kapitalmärkte in europäischen Peripheriestaaten (Griechenland, Irland, Portugal und Spanien) schwindet. Welche Zukunft hat das noch junge Projekt?

Der Euro ist heute integraler Bestandteil wirtschaftlicher, sozialer und politischer Strukturen der EU und ein Schlüsselinstrument für die Erhöhung der Vorteile des Binnenmarkts, der Handelspolitik und der politischen Zusammenarbeit.

Schon deshalb kann eine Zerschlagung der Eurozone keine Lösung der aktuellen Probleme sein. Vielmehr muss sich die Wirtschaftspolitik auf die Rückführung der Verschuldung, auf die nachhaltige Stärkung des Wirtschaftswachstums durch strukturelle Reformen und auf die Verbesserung der institutionellen Rahmenbedingungen in der Eurozone konzentrieren. Wenn die Hausaufgaben in diesen Bereichen gemacht werden, dürfte der Euro gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Die EU-Mitgliedsstaaten haben in diesem Jahr wichtige Konsequenzen aus den Lehren der Finanz- und Wirtschaftskrise gezogen – daher gibt es keinen Grund Trübsal zu blasen oder das 10 jährige Jubiläum des Euros nicht zu feiern.

Was nun zählt, sind die Weichenstellungen, die aktuell in der europäischen Wirtschaftspolitik vorgenommen werden. Je schneller die Gipfelbeschlüsse umgesetzt werden, desto eher wird klar werden, dass mit den neuen Regeln wesentliche inhaltliche Veränderungen verbunden sind.

Essentiell sind neben strikten Stabilitätskriterien, deren Nichteinhaltung von der EU sanktioniert wird, durchgreifende Wachstumsreformen und Konsolidierungsschritte in den Schuldenländern.

Die EU ist bis heute viel erfolgreicher, als man sich bei der Unterzeichnung der Römischen Verträgen im März 1957 vorstellen konnte. Deshalb sollten wir die Errungenschaften der EU der letzten 50 Jahre schätzen – und den 10. Geburtstag des Euro angemessen feiern. 

 
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
Link zum Disclaimer