Erdbebenkatastrophe von San Francisco jährt sich zum 105. Mal

"Dass es entlang des San Andreas Grabens in Kalifornien zu einem großen Beben kommen wird, ist mehr als wahrscheinlich", so Markus Treml, Experte für Naturkatastrophen und Seismologe bei der Allianz Re. "Laut einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahre 2008 beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 30 Jahren in der Region um San Francisco zu einem oder mehreren Beben mit einer Stärke von 6,7 kommen wird, mehr als 63 Prozent. Auf den gesamten Staat Kalifornien bezogen liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei mehr als 99 Prozent."

1906 war Fireman's Fund einer der Hauptversicherer in Kalifornien und ist auch heute einer der führenden Sachversicherer. Fireman's Fund Experten haben den Wandel in der Bevölkerungsanzahl, die gestiegenen Werte von Infrastruktur und Gebäuden und dem damit verbundenen Schadenpotenzial untersucht, um sich ein Bild davon zu machen, wie sich das Erdbeben von 1906 heutzutage auswirken würde.

"Die potenziellen Kosten von Erdbeben sind gestiegen, weil die städtebauliche Entwicklung in seismisch aktiven Gebieten zugenommen hat", erklärt Doug Franklin, Chief Risk Officer bei Fireman's Fund, einem US-Tochterunternehmen der Allianz.

Versicherer sind heute besser vorbereitet

Heutzutage wären weitaus mehr Menschen von einem Erdbeben betroffen: Die Bevölkerung von San Francisco hat sich seit 1906 verdoppelt und die Zahl der Einwohner in Nordkalifornien ist von 1 Million auf über 15 Millionen gestiegen.

Allerdings sind Versicherer heute besser vorbereitet. 1906 konzentrierten sich 27 Prozent der Bevölkerung von Nordkalifornien in San Francisco - heute sind es nur noch 6 Prozent. Dass sich die Bevölkerung mittlerweile geografisch weiter ausdehnt, bedeutet, dass sich die potenziellen Risiken für Versicherer besser verteilen. Dies ist aus den Landkarten unten ersichtlich. Außerdem haben Versicherer ihr Underwriting optimiert, um ihre Portfolios weiter zu diversifizieren. Dabei wird auch  auf eine angemessene Rückversicherung geachtet.

Der Hauptsitz von Fireman's Fund in San Francisco im Jahr 1906

Mehr Diversifizierung: Geringere Bevölkerungs- und Wertedichte (Schätzungen auf der Basis von Version 9.0 des RMS® U.S. Erdbebenmodells, das unterschiedliche Szenarien bei der Erdbewegung und Schadensteigerung nach dem Ereignis berücksichtigt.)

1906 beliefen sich die Sachschäden insgesamt auf 525 Millionen US Dollar, der Versicherungsschaden dagegen auf 235 Millionen US Dollar. Heutzutage wäre der Anteil von Versicherungsschäden geringer. Laut den Experten bei Fireman's Fund könnten sich aktuell mögliche Schäden eines Erdbebens, das dem von 1906 entspricht, auf weit über 200 Milliarden US Dollar belaufen. Versicherungsverluste kämen auf zwischen 30 und 60 Milliarden US Dollar.

Weniger Menschen und Unternehmen erwerben Erdbebenversicherungen. Einer Umfrage des Insurance Information Network of California und Fireman's Fund von 2006 zufolge fühlten sich lediglich 22 Prozent der Kalifornier auf ein Erdbeben in ihrer Region vorbereitet oder sogar gut vorbereitet.

"Nur rund 12 Prozent der Hausbesitzer in Kalifornien besitzen eine Erdbebenversicherung", sagt Franklin. "Obwohl Kalifornien in der Vergangenheit immer wieder von Erdbeben, Waldfeuern und Überschwemmungen heimgesucht wurde, fühlen sich viele Menschen an der Westküste relativ sicher."

Mehr Policen seit Japan Erdbeben abgeschlossen

Seit den jüngsten Erdbeben in Japan wurden laut AM Best einige Tausend Erdbebenpolicen mehr erworben.

Präventionsmaßnahmen, gute Vorbereitung und Information sind nach Expertenansicht unerlässlich um potenzielle Schäden so gering wie möglich zu halten. Fireman's Fund beschäftigt viele Experten für Risikoprävention, die Kunden bei der baulichen Optimierung ihrer Häuser unterstützen, um Risiken so niedrig wie möglich zu halten.

"Erdbeben bergen große Risiken für eine Gesellschaft, allen voran den Verlust von Menschenleben, Verletzungen und wirtschaftliche Verluste. Diese Gefahren können im Voraus durch vorbeugende Maßnahmen stark reduziert werden, wie zum Beispiel durch eine bessere Planung und die rechtzeitige Information zum Verhalten im Ernstfall", so Franklin.

  • Erstellen Sie einen Evakuierungsplan und halten Sie Vorräte für sich und Ihre Familie bereit.
  • Machen Sie eine Liste Ihrer Einrichtungsgegenstände und dokumentieren Sie diese durch Video oder Fotos.
  • Automatisches Absperrventil für Gas: Eine der unerwarteten, aber potenziell katastrophalen Folgen eines Erdbebens sind Gebäudefeuer, die durch Lecks in Gasleitungen verursacht werden. Es gibt zwei Arten von automatischen Absperrventilen, die dies verhindern können: seismisch sensible Gasabsperrventile und Überlaufventile. Wenn ein seismisch sensibles Gassperrventil ein großes Erdbeben erfasst, wird die Gaszufuhr zum Haus - oder zu einem weiter entfernt liegenden Zweithaus - automatisch unterbrochen. Im Gegensatz dazu werden Überlaufventile nicht durch seismische Aktivität, sondern durch einen signifikanten Anstieg der Gaszufuhr aktiviert. Beide Ventile sollten auf der Seite der Gashauptleitung, für die der Hauseigentümer verantwortlich ist, durch eine lizenzierte Firma angeschlossen werden.
  • Boiler: Die akkurate Befestigung von Gasboilern kann der Gefahr von Bränden aufgrund von Lecks in Gaszufuhrschläuchen vorbeugen. In den örtlichen Bauvorschriften in der Region ist möglicherweise geregelt, wie der Boiler zu befestigen ist.
  • Sichere Aufbewahrung von Kunstwerken, Sammlerstücken und anderen Wertgegenständen: Gerahmte Bilder sollten mit speziellen Befestigungen sicher an den Pfosten massiver Mauerteile angebracht werden, damit sie nicht herunterfallen können. Freistehende Skulpturen, Figuren, Kunstobjekte und andere Ausstellungsstücke sollten abgestützt oder an Regalen oder Präsentationsständern befestigt werden. Eine Weinsammlung sollte im Weinkeller, einem Regal oder einem Kühlgerät aufbewahrt werden, das verhindert, dass die Flaschen während eines Erdbebens ins Rollen kommen oder herunterfallen.
  • Verankerungsbolzen: Verankerungsbolzen verbinden das Haus mit seinem Fundament und halten beide im Fall eines Erdbebens zusammen. Das kann verhindern, dass das Haus während eines Erdbebens aus seinem Fundament gehoben wird, was zu weiteren Schäden führen könnte.
  • Betonfundament: Bei Ziegelfundamenten können während eines starken Erdbebens die Ziegel bröckeln oder die Fugen aufbrechen, was das Haus zum Einsturz bringen könnte. Experten empfehlen daher, Ziegelfundamente durch Betonfundamente zu ersetzen.
  • Seismische Stützen und Aussteifungswände: Aussteifungswände verhindern Schwankungen, die Vor- und Rückwärtsbewegung einer Struktur während eines starken Erdbebens, die ein Haus auseinanderreißen und zum Einsturz bringen können. Aussteifungswände halten die Wände als eine Einheit zusammen und reduzieren Schwankungen oder verhindern diese ganz.

 
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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