Bewertung von zehn Euroländern verschlechtert sich
Erneut erhält kein einziger Staat eine sehr gute Bewertung (über 8) für die Ausgewogenheit des Wachstums. An der Spitze liegt nach wie vor Deutschland (7,7), vor Österreich und Luxemburg (7,0). Deutschland konnte dabei, ebenso wie Irland und Frankreich, dem schwierigen Umfeld trotzen und sein Rating auf dem Niveau des Vorjahres halten, und erreichte in 6 der 14 Indikatoren den höchsten Wert, am besten schnitt Deutschland in der Kategorie "Private Verschuldung und Auslandsvermögensposition" ab. In Sachen Arbeitsproduktivität verzeichnete Deutschland hingegen innerhalb der letzten fünf Jahre einen Rückgang um durchschnittlich 0,1 Prozent. Frankreich (5,6) liegt auf Rang 9, Italien (4,5) büßte einen Rang ein und liegt nun auf Rang 13. Der größte Sprung nach vorn gelang Belgien (5,9), das vier Plätze gutmachte und aktuell auf Platz 5 liegt. Finnland (5,8) hingegen rutschte um drei Plätze ab und liegt aktuell auf Platz 8.
Innerhalb von jenen zehn Ländern, die sich in ihrem Rating gegenüber dem Vorjahr verschlechterten, befinden sich kleinere EWU-Staaten des Nordens, wie Luxemburg, Finnland und die Niederlande. Für die Zukunft könnten diese Länder, ebenso wie Deutschland und Frankreich, unter stärkeren Druck der Finanzmärkte geraten, um die strukturellen Reformbemühungen der Krisenstaaten weiter voranzutreiben.
Wirft man einen Blick auf Detailergebnisse, so sind insgesamt die schwächsten Indikatoren "Inlandsnachfrage" und "Arbeitslosenrate". Hier zeigt sich noch der dominierende Einfluss der staatlichen Sparzwänge und des privaten Schuldenabbaus auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen. Es ist nach wie vor eine schwierige Aufgabe, die richtige Balance zu finden, um den Teufelskreis aus Konsolidierungsmaßnahmen und einer schrumpfenden Wirtschaft zu durchbrechen. Sparmaßnahmen alleine werden nicht ausreichen, um die angeschlagenen Volkswirtschaften der EU wieder auf Kurs zu bringen. "Entscheidend ist, dass die Regierungen konsequent und nachhaltig ihren eingeschlagenen Weg fortsetzen. Vor uns liegt nach wie vor ein holpriger Weg. Aber wir sehen auch, dass die strukturellen Weichenstellungen der vergangenen Monate in der Eurozone bereits Früchte tragen", sagte Heise.
Positiv hervorzuheben ist der Schuldenabbau der privaten Haushalte und Unternehmen. Haushalte haben aus Vorsicht ihre Sparanstrengungen erhöht, auf Seite der Unternehmen führen das vermehrte Einbehalten von Gewinnen und damit eine Stärkung der Kapitalbasis sowie strengere Kreditstandards zu sinkenden Verschuldungsquoten. Für die Zukunft sollte daher der private Sektor weniger verwundbar gegenüber Entwicklungen der Zinsen und negativen Kreditrisiko-Bewertungen der Marktteilnehmer sein. Auch die externen Ungleichheiten schrumpfen weiter: Alle Staaten mit einem Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2011 haben 2012 die Weichen auf Konsolidierung gestellt, mit Ausnahme von Finnland, dessen Defizit aber nicht allzu hoch ist.
EU-Reform: klare Zielvorgaben notwendig
Ein detaillierter Fahrplan mit Terminvorgaben zur EU-Reform soll bereits zum EU-Gipfel feststehen – vor den nächsten wichtigen Entscheidungen auf politischer Ebene sieht Heise Fortschritte bei der Bewältigung der Herausforderungen. "Wir sehen die Entwicklungen nicht so skeptisch – es gibt Fortschritte, die Euroländer sind auf dem guten Weg zu stärkerer Integration. Die Politik hat im Kampf um den Euro die Initiative zurück gewonnen. Handlungsfähigkeit mit klaren Zielvorgaben bleibt auch weiterhin das Gebot der Stunde", so Heise. "Wir gehen davon aus, dass vor allem die politischen Fortschritte hin zu mehr europäischer Integration und die fortschreitende außenwirtschaftliche Anpassung in den Problemländern zu einem allmählichen Abebben der Schuldenkrise beitragen", erklärte Heise. Die Schritte der letzten Wochen geben Grund zur Zuversicht: Die Bankenaufsicht ist Teil der geplanten Bankenunion für das Euro-Währungsgebiet und Voraussetzung dafür, dass der kürzlich in Kraft getretene permanente Rettungsschirm ESM angeschlagene Banken direkt rekapitalisieren darf – ein Schritt, der die Negativspirale zwischen Bankenkrise und steigender Staatsverschuldung durchbrechen dürfte.
Über den Euro Monitor
Der Allianz Euro Monitor ist ein makroökonomisches Monitoring- und Frühwarnsystem zur Identifizierung bestehender und neu entstehender Ungleichgewichte. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf den Risiken, die von einem unausgewogenen Wachstum ausgehen. Der Euro Monitor bewertet die 17 Länder der Eurozone und stellt eine Rangliste auf. Die Platzierung hängt von dem Beitrag ab, den das jeweilige Land zu einem Wachstum ohne makroökonomische Ungleichgewichte und damit zur Stabilität des Euroraums insgesamt leistet. Die Publikation gibt einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation in allen Ländern der Euro-Zone. Die Rangliste ergibt sich aus 14 Indikatoren in den vier Schlüsselkategorien "Solidität der Staatsfinanzen", "Wettbewerbsfähigkeit und Inlandsnachfrage", "Beschäftigung, Produktivität und Ressourceneffizienz" und "Private Verschuldung und Auslandsvermögensposition." Staaten bekommen in jedem der
14 einzelnen Indikatoren einen Wert zwischen 1 und 10 zugewiesen – je höher der Wert, desto besser die Performance.