Österreich "Vize-Europameister" bei Pensionsdauer

"Die weltweite Alterung ist ein struktureller Trend mit potenziell dramatischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen, sowohl für die Staatshaushalte als auch für jeden einzelnen", kommentiert Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, die aktuellen Ergebnisse des Allianz Demographic Pulse.

Die zunehmende Lebenserwartung hat in Verbindung mit dem sinkenden Pensionsantrittsalter bis zum Ende der 1990er Jahre zu einer enormen Zunahme der Zeit geführt, die der Einzelne in Rente verbringt. In Österreich hat sich diese Zeitspanne seit den 1970er Jahren verdoppelt: War die damals durchschnittliche Verweildauer im Ruhestand 12,4 Jahre, beträgt sie heute 23,1 Jahre. Nur die Franzosen sind noch länger in Pension – durchschnittlich 24 Jahre. "Einerseits ist es erfreulich, dass die Lebenserwartung steigt und wir im Schnitt um drei Monate pro Jahr älter werden. Andererseits muss klar sein, dass Österreich den eingeschlagenen Reformweg beim Pensionssystem prolongieren, wenn nicht sogar deutlich beschleunigen muss", so Littich.

Wolfram Littich: "Österreich muss den eingeschlagenen Reformweg beim Pensionssystem prolongieren"

Hohe Lebenserwartungen und alternde Gesellschaften sind in vielen Ländern der Welt entweder heute Realität oder werden es bald sein. Der Anteil der über 60-jährigen Bevölkerung in Österreich wird von aktuell 23,1 Prozent auf 35,8 Prozent im Jahr 2050 steigen. Hinter dieser positiven Entwicklung verbergen sich gewaltige gesellschaftliche, medizinische und soziale Fortschritte. Doch die Langlebigkeit hat ihren Preis: Die altersabhängigen Staatsausgaben in Österreich werden von aktuell 26,0 Prozent des BIP auf 29,1 Prozent des BIP in 2060 wachsen, was über dem Durchschnitt der EU-27 liegt. Die Ausgaben für Pflege werden relativ am stärksten wachsen, von 1,3 Prozent auf 2,5 Prozent des BIP bis 2060. Die Ausgaben für Pensionen werden von 12,8 Prozent auf 13,7 Prozent des BIP steigen, der Bereich Gesundheit von 6,5 Prozent auf 8 Prozent des BIP.

Eines verdeutlicht die neue Untersuchung: Die Alterung der Gesellschaften wird in hohem Maße die Staatsfinanzen der Industrieländer belasten. Die Einrichtung von nachhaltigen und finanzierbaren Systemen im Bereich der Rente, Pflege und Gesundheit sind unerlässlich. Ein Indikator, der die Nachhaltigkeit der globalen Altersvorsorgesysteme misst, ist der "Allianz Pension Sustainability Index": Eine Gesamtbewertung von 1 bedeutet keinen Bedarf für eine Reform – ein Score von 10 deutet auf hohen Reformdruck hin.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass jene Länder gut positioniert sind, deren Altersvorsorgesysteme eine kapitalgedeckte Komponente beinhalten und welche ihre Reformen frühzeitig begonnen haben: Im Europavergleich weist Schweden mit einem Wert von 2,65 das derzeit nachhaltigste Pensionssystem mit dem geringsten Reformdruck auf. Auf Platz 2 liegt, mit einigem Abstand, Dänemark (3,19), gefolgt von Lettland (3,33). Auf dem 27. und damit letzten Platz befindet sich Griechenland (6,63), Österreich (4,56) liegt lediglich auf Platz 18 und damit am Ende des mittleren Drittels. Eine Kapitaldeckung in der Altersvorsorge und ein ausgebauter Wohlfahrtsstaat sind in Schweden kein Widerspruch, sondern ergänzen sich gegenseitig.

"Nachhaltige Sozialsysteme und Wirtschaftswachstum sind die zwei hauptsächlichen Werkzeuge, um die Auswirkungen der Alterung auf die staatlichen Finanzen zu kontrollieren. Wenn die Weichen rechtzeitig und richtig gestellt werden, kann der Staat seine gestaltende Rolle bewahren und die Aufmerksamkeit von den Herausforderungen auf die Chancen alternder Gesellschaften verlagern. Nachhaltige Systeme und private Vorsorge sind die Grundvoraussetzungen für einen finanziell abgesicherten Ruhestand für jetzige und zukünftige Generationen", so Littich abschließend.

 
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