Altersvorsorge muss neu überdacht werden

Einkommensmix der Privathaushalte wird durch Rentenreformen  verändert / Im Schnitt  wurden in 16 OECD-Ländern die Ruhestandsleistungen für Männer um 22 Prozent und für Frauen um 25 Prozent gekürzt / Der Anteil der Arbeitnehmer im Alter von 60 bis 64 Jahre ist höher als vor einer Dekade;  die größten Zuwächse verzeichneten Deutschland und die Niederlande

 

Der neue Allianz Demographic Pulse zeigt auf: Nach zehn Jahren Rentenreformen in Westeuropa und der Einführung neuer Altersvorsorgesysteme in Osteuropa und Asien vollzieht sich ein Strukturwandel bei den Alterseinkommen. Es wachsen nicht allein die Anteile privater und betrieblicher Renten, sondern auch die Bedeutung privater Vermögen und der Erwerbstätigkeit als Pensionseinkommen nehmen zu. Es ist aber noch nicht abzusehen, ob diese Zuwächse ausreichend sind, um die Abstriche bei der staatlichen Rente auszugleichen. "Damit zukünftige Ruheständler ein Alterseinkommen in vergleichbarer Höhe mit dem der heutigen Rentner erzielen, müssen sie ihr Sparverhalten und ihre Arbeitseinstellung ändern. Jeder Einzelne muss mehr Verantwortung für ein angemessenes Einkommen im Alter übernehmen und seine Altersvorsorge überdenken“, sagt Jay Ralph, Vorstandsmitglied der Allianz SE, zuständig für Asset Management.

 

Anteil der 60- bis 64-Jährigen im Erwerbsleben gestiegen

Der Strukturwandel im Rentensystem wurde durch Schuldenkrise, starke und häufige Schwankungen an den Finanzmärkten sowie durch das Niedrigzinsumfeld substantiell herausgefordert. Die Entwicklungen haben die Möglichkeiten einer kapitalgedeckten Altersvorsorge eingeschränkt. Mittlerweile üben Arbeitnehmer ihren Beruf nicht nur deshalb länger aus, weil das Renteneintrittsalter angehoben wurde, sondern weil ihre Einnahmen aus kapitalgedeckten Rentenplänen krisenbedingt niedriger als erwartet ausfallen und sie länger als vorgesehen für das Alter sparen müssen. Als Folge erhöhte sich in Europa, Asien und den USA die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen über die letzten zehn Jahre. In
Europa war der Zuwachs in Deutschland und in den Niederlanden mit einer satten Verdoppelung besonders hoch.

Ältere arbeiten länger

Anteil der 60- bis 64-Jährigen im Erwerbsleben

Bedeutung der gesetzlichen Rente sinkt

In den westlichen Ländern wurden vor 10 bis 15 Jahren zahlreiche Rentenreformen eingeleitet. Viele Maßnahmen hatten einen Rückgang des Rentenniveaus bei der gesetzlichen Vorsorge zur Folge. Berechnungen für 16 OECD Länder zeigen, dass es in Staaten mit besonders weitreichenden Reformen im Durchschnitt Leistungskürzungen um 22 Prozent für Männer und um 25 Prozent für Frauen gab. Gleichzeitig wurden allerdings Maßnahmen eingeleitet, um die betriebliche und private Altersrente zu fördern. Zukünftig werden moderne Rentensysteme auf verschiedenen Säulen ruhen. Das Alterseinkommen wird nicht allein aus der staatlichen Rentenversicherung kommen, sondern auch aus
Erwerbstätigkeit und Einkünften aus privaten Pensionsvermögen.

 

Die neue Renten-Wirklichkeit

Nach mehr als zehn Jahren Rentenreformen hat sich die Altersvorsorgestruktur in fast allen Ländern, die in der Allianz Studie untersucht wurden, geändert, besonders deutlich dort, wo der Prozess früh angestoßen wurde. Fast durchgehend ging der Anteil am Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rente zurück. In Schweden, Deutschland oder Frankreich wurden diese Einbußen durch Alterseinkommenszuwächse aus Vermögen oder privater Vorsorge ausgeglichen. Doch ob diese Zuwächse in der tatsächlichen Ruhestandsphase ausreichen werden, um Kürzungen bei der staatlichen Rente vollständig aufzufangen, bleibt offen. Die EU Kommission sagt dazu in ihrem Bericht zur Angemessenheit der Alterseinkommen (Pension Adequacy in the European Union 2010 – 2050): „Die Nachhaltigkeit der staatlichen Rente ist zwar deutlich gestärkt worden; doch die Angemessenheit des Ergebnisses für zukünftige Rentner ist weniger beeindruckend“.

"Eine der zukünftigen Herausforderungen ist es, die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer zu verbessern. 65 Prozent der Beschäftigten in Europa möchten die Möglichkeit erhalten, im Alter teils von Erwerbsarbeit und teils von Renteneinkommen zu leben", sagt Ralph. "Die Menschen müssen sich an die neue Renten-Wirklichkeit gewöhnen. Dabei ist mehr sparen wichtig. Das Sparen könnte beispielsweise dadurch gefördert werden, dass vermehrt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, Altersvorsorgebeiträge direkt vom Gehalt abzubuchen und in einen Rentenplan einzuzahlen.“

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Claudia Mohr-Calliet
Allianz SE
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Nicolai Tewes
Allianz SE
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