Wirtschaftsausblick 2022: Starkes, aber ungleichmäßiges Wachstum

Als die Uhr am 31. Dezember Mitternacht schlug, gingen wir mit dem Versprechen eines neuen Jahres in einen hoffnungsvollen Januar. Falls Sie sich jemals gefragt haben, woher der Januar seinen Namen hat, können Sie sich bei Janus, der römischen Gottheit der Übergänge, bedanken, der immer mit zwei Gesichtern dargestellt wird, von denen das eine in die Vergangenheit und das andere in die Zukunft blickt, was eine unausweichliche Verbindung zwischen den beiden suggeriert.  Ist der Optimismus für 2022 berechtigt, oder bestehen berechtigte Zweifel?

Wird das Jahr 2022 den Anfang vom Ende der Pandemie-Ära markieren, oder werden wir die gleichen Szenarien wiederholen? In ihrem neu veröffentlichten Bericht Economic Outlook 2022 wirft Allianz Research einen Blick auf die globalen Wirtschaftstrends und zeigt die wichtigsten Entwicklungen für 2022 auf.

Das globale Wachstum wird stark bleiben, wenn auch ungleichmäßig, was auf eine zunehmende Divergenz zwischen Industrieländern und aufstrebenden Volkswirtschaften hindeutet. Das Wachstum wird vor allem durch den Konsum, steigende Investitionen und den wieder anziehenden Welthandel angeheizt.

Es wird erwartet, dass die globale Wirtschaft im Jahr 2022 um +4,1 Prozent zulegen wird, wobei die Eurozone und die USA mit +4,1 bzw. +3,9 Prozent im Einklang mit der Weltwirtschaft wachsen werden. Chinas Wachstum wird mit +5,2 Prozent im Jahr 2022 den geringsten Beitrag zum globalen BIP-Wachstum seit 2015 leisten und höchstwahrscheinlich negative Spillover-Effekte auf die Schwellenländer haben.

Impfquoten, Versorgungsengpässe und politische Entscheidungen werden die Faktoren sein, die das Wachstum potenziell verringern.

In diesem Video fasst Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz, "Don't Look Up", das jüngste Wirtschafts- und Kapitalmarktszenario der Allianz, zusammen.

Da die Lieferketten weiterhin gestört sind, die Energiepreise hoch sind und der Arbeitsmarkt angespannt ist, wird die Inflation – die uns alle beschäftigt - wahrscheinlich bis Mitte 2022 hoch bleiben. Allerdings wird sich die Inflation danach wahrscheinlich abschwächen, da sich der Aufschwung verfestigt.

Insgesamt dürfte die durchschnittliche jährliche Inflation in diesem Jahr mit 4,4 Prozent in den USA und knapp 3 Prozent in der Eurozone aber hoch bleiben.

Angesichts der anhaltenden Unsicherheit über das Ausmaß und die Dauer des Inflationsdrucks gehen die Zentralbanken zu einer restriktiveren Geldpolitik über, um zu verhindern, dass sich die Inflation in den Erwartungen festsetzt.

Trotz Omicron-Variante und Arbeits- und Lieferkettenengpässen, wird der Welthandel dennoch weiter über dem langfristigen Durchschnitt wachsen und voraussichtlich um +5,4 Prozent im Jahr 2022 und +4,0 Prozent im Jahr 2023 zulegen.

Auf Sektorebene dürften die Outperformer des Jahres 2021 auch im Jahr 2022 starke Exporte verzeichnen (Energie, Elektronik, Maschinen und Anlagen). Der Hauptgewinner bei den Exporten im Jahr 2023 dürfte die Autoindustrie sein.

Um ein nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten, ist eine schrittweise Rücknahme der geld- und fiskalpolitischen Unterstützung erforderlich. Was die Finanzpolitik betrifft, so wird die Haushaltskonsolidierung in den USA im Vergleich zu Europa stärker ausfallen. Wie bereits erwähnt, dürfte die Geldpolitik aufgrund des derzeitigen Inflationsdrucks in den emtwickelten Volkswirtschaften restriktiver sein.

Eine stärkere Divergenz bei der Normalisierung der Finanz- und Geldpolitik in den einzelnen Ländern könnte die Ungleichgewichte weiter vergrößern und die Erholung des internationalen Handels stören. Da sich die Kluft zwischen den geld- und fiskalpolitischen Positionen in Europa und den USA zwangsläufig vergrößern wird, steigt das Risiko einer Entkopplung, die zu Verwerfungen an den Kapitalmärkten führen könnte.

Eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen oder eine verfrühte Rücknahme der politischen Unterstützung könnte die Erholung zusätzlich untergraben und die Anfälligkeit des privaten und öffentlichen Sektors erhöhen.

Mögliche Komplikationen im Zusammenhang mit dem Omicron-Virus und anderen Virusvarianten könnten die Erholung weiter verlangsamen und zusätzliche globale Ungleichgewichte schaffen. Solange die Impfquoten unter dem Schwellenwert bleiben, der für die Sicherstellung der Herdenimmunität erforderlich ist, könnten potenzielle neue Lockdowns die Erholung ungleichmäßig und unvollständig halten. 

Politische Risiken sind in diesem Jahr ebenfalls auf dem Radar, und damit auch die Gefahr einer (falschen) Krisenbewältigung, die in den anstehenden nationalen Wahlen im Mittelpunkt stehen dürfte. Wichtige Wahlen finden in Portugal, Schweden, Frankreich und Ungarn statt. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, China und die USA (Zwischenwahlen), gehen ebenfalls zu den Urnen, ebenso wie Australien, Brasilien und Indien.

In den Schwellenländern werden die Wähler auf den Philippinen, in Kolumbien und Brasilien ihre Stimme abgeben. An der geopolitischen Front wird das Verhältnis zwischen den USA und China wahrscheinlich weiterhin angespannt bleiben.

Neben der Erhöhung der Impfquoten sollte die wichtigste politische Priorität darin bestehen, das Maß an Unterstützung auf das Tempo des Aufschwungs richtig abzustimmen und dabei schrittweise zu gezielteren Maßnahmen überzugehen, die sich auf wachsende Unternehmen und Sektoren konzentrieren.

Für einen detaillierten Blick auf die Zahlen und regionalen Aussichten klicken Sie bitte hier für den Bericht Economic Outlook 2022: Don't Look Up! von Allianz Research.
Die Allianz Gruppe zählt zu den weltweit führenden Versicherern und Asset Managern und betreut mehr als 122 Millionen* Privat- und Unternehmenskunden in mehr als 70 Ländern. Versicherungskunden der Allianz nutzen ein breites Angebot von der Sach-, Lebens- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen und Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist einer der weltweit größten Investoren und betreut im Auftrag ihrer Versicherungskunden ein Investmentportfolio von etwa 717 Milliarden Euro**. Zudem verwalten unsere Asset Manager PIMCO und Allianz Global Investors etwa 1,7 Billionen Euro** für Dritte. Mit unserer systematischen Integration von ökologischen und sozialen Kriterien in unsere Geschäftsprozesse und Investitionsentscheidungen sind wir unter den führenden Versicherern im Dow Jones Sustainability Index. 2021 erwirtschafteten über 159.000 Mitarbeiter für den Konzern einen Umsatz von 152,7 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 14,2 Milliarden Euro***.
*Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
**Stand: 31. März 2023
***Wie angegeben - nicht angepasst, um die Anwendung von IFRS 9 und IFRS 17 widerzuspiegeln.

Pressekontakte

 

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:
Hohe Lebensmittelpreise: Grosses Interesse an Allianz Research-Study

Seit Anfang dieses Jahres haben sich die Lebensmittelpreise zu einem wichtigen Treiber der Gesamtinflation entwickelt und werden voraussichtlich fast ein Drittel der Inflation in Europa ausmachen. Auch wenn sich die Gesamtinflation zu verlangsamen beginnt, gehen unsere Experten davon aus, dass die Lebensmittelinflation noch mindestens ein Quartal lang hoch bleiben wird, bevor der Preisdruck nachlässt.

Allianz Global Insolvency Report

Die Allianz Trade hat heute ihren Global Insolvency Report veröffentlicht und ihre Prognosen für Unternehmensinsolvenzen in den Jahren 2023 und 2024 überprüft. Laut dem weltweit führenden Warenkreditversicherer werden die weltweiten Insolvenzen nach einem leichten Anstieg im Jahr 2022 (+2%) im Jahr 2023 um +21% und im Jahr 2024 um +4% ansteigen. (Artikel nur auf Englisch verfügbar)

Allianz Studie: Moderne Technik lenkt Fahrer zu stark ab

Die aktuelle Studie der Allianz zur Ablenkung am Steuer zeigt, dass die Fahrerablenkung durch moderne Technik deutlich gestiegen ist. Ablenkungen durch Bedienen moderner Techniken beim Autofahren erhöhen das Unfallrisiko um 50 Prozent. Das Texten löst Telefonieren als Handyvergehen ab und die Fahrerüberwachung wird mehrheitlich abgelehnt.