Ist das Schlimmste überstanden?

Nur wenige blicken mit Freude auf dieses Jahr zurück.

Soziale Unruhen in vielen Teilen der Welt, volatile Märkte, die wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China mit einem ständigen auf und ab zu kämpfen hatten und globale politische Unsicherheiten sorgten für Verunsicherung bei Unternehmen und der Bevölkerung.

Für den weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen dürfte es das schlechteste Jahr in den letzten zehn Jahren gewesen sein. Laut der jüngsten Studie von Allianz Research wird das Welthandel mit geschätzten 1,5 Prozent in 2019 so langsam wie noch nie innerhalb der letzten zehn Jahre wachsen. Beim Wert der gehandelten Waren und Dienstleistungen zeichnet sich ein noch düstereres Bild ab. Er dürfte 2019 um 1,7 Prozent geschrumpft sein – anders ausgedrückt: Die Exporteure haben weltweit 420 Milliarden Dollar verloren!

Wird es im nächsten Jahr besser ausschauen? Noch gibt es keinen Grund zu feiern, aber das Schlimmste scheint hinter uns zu liegen, sagen die Allianz Ökonomen.

Blick zurück

Welche Länder haben 2019 am stärksten unter dem Handelsstreit gelitten? Neben den beiden Konfliktparteien - USA und China – war Deutschland besonders stark betroffen. Die Amerikaner werden voraussichtlich 20 Milliarden Dollar an Exporten hinzugewonnen haben, nach 154 Milliarden Dollar im Jahr 2018. Die Chinesen werden durch den Handelsstreit 67 Milliarden Dollar an Exporten verloren haben. Die zwischen die Fronten geratenen Deutschen werden voraussichtlich Exportverluste von rund 62 Milliarden Dollar erleiden.

Auf einzelne Branchen bezogen war die Elektronikbranche der größte Verlierer in diesem Jahr. Hier beliefen sich die Einbußen beim Export auf stattlichen 212 Milliarden Dollar. Weitere große Verlierer des Handelskonflikts waren die Metall- und Energieindustrie, mit Verlusten von 186 Milliarden Dollar und 183 Milliarden Dollar.

Wie geht es weiter?

Trotz der nach wie vor unsicheren Lage, könnte der Welthandel im Jahr 2020 wieder zulegen. Allerdings dürfte er sich mit einem Wachstum von 1,7 Prozent doch eher im Schneckentempo erholen. Große Überraschungen wird es nicht geben. Ein "Mini-Deal" zwischen den USA und China, eine zu erwartende Abkühlung des Handels mit Dienstleistungen und ein volle politische Agenda im Jahr 2020 lassen wenig Raum für eine deutliche Verbesserung.

Die Lage könnte sich jedoch sowohl für chinesische als auch für amerikanischen Exporteure aufhellen. Beide Nationen dürften Handelsgewinne in Höhe von 90 Milliarden bzw. 87 Milliarden Dollar erzielen – das entspricht zwar nur der Hälfte von 2018, liegt aber über dem Niveau von 2019. Für Deutschland und Großbritannien sind die Aussichten im nächsten Jahr weniger rosig. Die USA drohen für 2020 mit hohen Zöllen, die vor allem die Automobilindustrie in Europa treffen würden.

Aus Branchensicht verbessern sich die Aussichten im Software- und IT Dienstleistungssektor, im Lebensmittelsektor und in der Pharmabranche mit prognostizierten Exportgewinnen in Höhe von 62 Milliarden, 41 Milliarden und 37 Milliarden Dollar. Dagegen werden die Branchen Elektronik, Metalle und Maschinenbau weiterhin zu kämpfen haben mit prognostizierten Rückgängen von 47 Milliarden, 42 Milliarden und 27 Milliarden Dollar.

2020 mit vollem Programm

Die USA und China haben sich im Handelsstreit vorerst auf einen Waffenstillstand geeinigt. Für die Märkte bedeutet das nur eine vorübergehende Beruhigung. Der Handelskonflikt, der sich zwischen den beiden Ländern abspielt und wahrscheinlich andauern wird kostet 0,5 Prozentpunkte globales Wirtschaftswachstum und 2 Prozentpunkte Welthandelswachstum in den Jahren 2019 und 2020.

"Wenn das Worst-Case-Szenario eines Handelskrieges eintritt, steht eine globale Rezession unmittelbar bevor. Es besteht ein Risiko von 10 Prozent, dass das passiert", sagte Georges Dib, Mitautor des Reports. Die US-Wahlen im nächsten Jahr dürften hier nicht viel ändern. Die USA könnte einen weitere Eskalation zwar verhindern, es wird aber nicht erwartet, dass die USA vollständig zurück rudert. Eine klarere Entwicklung wird erst nach den Wahlen zu erkennen sein.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass die für den 15. Dezember angekündigten Zölle - die beliebte Konsumgüter wie Smartphones und Spielzeug verteuern würden - nicht in Kraft treten werden.

EU: düsterer Ausblick

Die USA haben die Einführung von Zöllen auf EU-Autoimporte bis 2020 verschoben. Sollten 2020 tatsächlich diese Zölle eingeführt werden, müssen Deutschland und das Vereinigte Königreich mit weiteren Turbulenzen rechnen. Wenn die Zölle auf Autoeinfuhren aus der EU von derzeit 3 Prozent auf 10 Prozent (oder im schlimmsten Fall 25 Prozent) steigen, könnte die EU 4 Milliarden bzw. 12,5 Milliarden Euro jährlich verlieren. Das sind nicht gerade erfreuliche Nachrichten für die deutsche Automobilindustrie, die sich bereits in schwierigem Fahrwasser befindet.

Wie geht es weiter? Für weitere Informationen zum Welthandel und zum Ausblick auf das nächste Jahr klicken Sie hier.  

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* Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
** Stand: 31. Dezember 2023

Pressekontakte

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
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