Als Kinogänger hat Furtschegger eine Vorliebe für Thriller und Actionfilme wie die Serie „Mission Impossible“. Was den Abschluss von Versicherungspolicen betrifft, schätzt er eher Komödien, Dramen und insbesondere Liebesfilme. „Da ist die Versicherung weniger problematisch“, gesteht er lächelnd. „Sie kommen ohne die todesmutigen Stunts und die hochexplosive Pyrotechnik der Actionfilme aus.“
Ob gefährliche Stunts, Explosionen aller Art oder menschliches Versagen, am Set kann viel schieflaufen. Die meisten Filmstudios und unabhängigen Produktionsfirmen werden mit einem Dreh erst dann beginnen, wenn eine Versicherung gegen eventuelle Verzögerungen aufgrund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen bzw. Arbeitsunfähigkeit von Schauspielern, aufgrund von Schäden an Requisiten, Set oder Kostümen oder wegen defektem Equipment abgeschlossen wurde. Die AGCS übernimmt auch Extrakosten wie z.B. Schäden an Filmmaterial. Traditionell handelte es sich hierbei um 16- bzw. 32-Millimeterfilme. Heutzutage ist dagegen die Speicherung auf Chipkarten und anderen elektronischen Medien gedeckt.
Zur täglichen Arbeit eines Filmversicherers gehört die Analyse von Drehbüchern, Drehterminen und Filmbudgets. Bei ihrer Bewertung sehen sich die Versicherungsexperten unter anderem die jeweilige Besetzung, die Stunts, Drehorte und auch sensible medizinische Daten der Schauspieler genauer an.
Nicole Kidman beispielsweise hatte vor Jahren ein gesundheitliches Problem. Als sie sich 2001 bei der Verfilmung von Moulin Rouge eine Verletzung am Knie zuzog, entschädigten die Versicherer den entstandenen Zeitverlust mit 3 Mio USD. Da die Schauspielerin zudem verhindert war, ein Jahr später im Film Panic Room aufzutreten, musste Jodie Foster als kostspieliger Ersatz engagiert werden.
Normalerweise bewegen sich die Versicherungsprämien – je nach Genre, versichertem Budget, Selbstbehalt und anderen Risikofaktoren – zwischen 0,6 bis 1 Prozent des Gesamtbudgets für einen Film; bei einer Produktion im Wert von 200 Mio. USD kommt also eine Summe von 1 bis 2 Mio. USD zusammen. Laut Furtschegger wird die Deckung für jede Produktion maßgeschneidert.
Bei Kassenschlagern mit Kosten von 200 Mio. USD oder mehr spielt die Risikoeinschätzung eine ganz besondere Rolle. „Es gibt immer eine Menge von Gefahrenpunkten, aber in der Regel finden wir einen Kompromiss - über das Gespräch mit dem Kunden und durch risikogerechtes Underwriting“, so Furtschegger. „Allerdings hat sich herausgestellt, dass ein Hauptdarsteller, der seine Stunts selbst spielt, ein zu hohes Deckungsrisiko birgt. Als ein bekannter Dokumentarsender nach einer Versicherung für seinen Moderator fragte, der von einer Python verschlungen werden sollte, war unsere Antwort ein klares ‚Nein‘.“
Typischerweise bewertet der AGCS Experte die Filmrisiken im Gespräch mit Maklern, Filmemachern, den Verantwortlichen für die „Special Effects“ und den Technikteams lange vor dem ersten Drehtag. Bei Kassenschlagern ist jedoch häufig ein Risikoingenieur vor Ort, der einschätzen muss, welche Risiken und Haftungen mit einzelnen Stunts verbunden sind.
Nach sorgfältiger Risikobewertung kann es gut sein, dass die Allianz wegen gefahrenerhöhender Umstände Änderungen am Drehbuch verlangt, um die Risiken für die beteiligten Akteure zu begrenzen; ggf. müssen Stunt-Doubles einbezogen oder Szenen umgeschrieben werden.