Frankreich überholt Deutschland als attraktivster G20-Markt bei Investitionsklima für erneuerbare Energien

Frankreich verdrängt Deutschland von der Spitzenposition als attraktivster Markt für Investitionen in erneuerbare Energien auf den zweiten Rang. Mit Großbritannien auf Rang drei und Italien auf Rang vier führen die europäischen Märkte die G20-Staaten an. 

Der heute veröffentlichte Allianz Klima- und Energiemonitor 2018 untersucht, wie gut das Investitionsklima der G20-Staaten für regenerative Energieprojekte ist und welcher Kapitalbedarf vorliegt. Berichtszeitraum ist das Jahr 2017. Die Analyse wird von der Allianz, NewClimate Institute und Germanwatch im dritten Jahr aufgelegt. "Der Infrastrukturausbau für Solar- und Windenergie gilt als wichtigster Erfolgsfaktor für die Einhaltung der Pariser Klimaziele“, erläutert Katharina Latif, Leiterin Corporate Responsibility der Allianz Gruppe. "Die Risiken des Klimawandels können nur gemeinsam von engagierten Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft abgefedert werden."

Laut Monitor müssten alle G20-Länder wesentlich mehr in erneuerbare Energie investieren, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dazu wären für alle 19 Staaten bis 2050 jährliche Investitionen in den Stromsektor in Höhe von rund 886 Milliarden US-Dollar notwendig. Zusätzlich müssten die Länder ambitionierte, beständige und transparente Langfriststrategien für eine vollständige Dekarbonisierung umsetzen. Bislang hat nur Großbritannien eine solche Klimastrategie verabschiedet. Deutschland, Frankreich und Brasilien haben als einzige G20-Staaten kurzfristige Ziele für erneuerbare Energien entwickelt. 

„Die erneuerbaren Energien in Frankreich, Deutschland und Großbritannien profitieren von stabilen Markt- und Investitionsbedingungen sowie von einem größtenteils positiven Politik-umfeld“, erläutert Co-Autor Professor Niklas Höhne von NewClimate Institute die Ergebnisse des heute Allianz Klima- und Energiemonitors. “Allerdings gibt es auch bei den Bestplatzier-ten noch ungenutztes Potenzial: Frankreichs Ausschreibungen für neue Anlagen sind 

zum Beispiel oft zu niedrig dotiert und der Solarenergiemarkt in Großbritannien ist nach politischen Reformen rückläufig." Auch in den meisten anderen G20-Staaten haben sich die Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien im vergangenen Jahr grundsätzlich verbessert. Schwellenländer wie China und Indien bieten stabilere Rahmenbedingungen für Kapitalgeber als im Vorjahr.

Als Zweitplatzierter weist Deutschland mit 34 Prozent im Jahr 2017 einen im internationalen Vergleich hohen Anteil erneuerbarer Energien im nationalen Strommix auf. "Die Zubau-Raten bei Wind- und Solarenergie haben im Jahr 2017 zugenommen. Mit der Umstellung von festen Fördersätzen auf ein Auktionssystem ist aber auch das Volumen an zubaubaren Mengen reduziert worden. Daher erwarten wir für 2018 nahezu eine Halbierung der Investi-tionen bei der Windenergie", erläutert Jan Burck von Germanwatch, Co-Autor des Monitors. "Es hängt nun maßgeblich von Zeitpunkt und Umfang der angekündigten zusätzlichen Auktionen für neue Wind- und Solaranlagen ab, ob Deutschland seine Position in der Spitzengruppe halten kann.“ Die neu installierte Windkraft-Kapazität stieg von 5.000 Megawatt (MW) im Jahr 2016 auf knapp 6.300 MW im Folgejahr, die Kapazität der Solar-energie nahm um rund 200 MW auf knapp 1.700 MW zu. Insgesamt flossen in Deutschland rund 14,6 Milliarden US-Dollar in den Ausbau alternativer Energien. Zum Erreichen der Klimaziele im Stromsektor wird jedoch eine jährliche Summe in Höhe von rund 22,2 Milliarden US-Dollar benötigt. 
Die USA sind um zwei Plätze auf den neunten Rang gefallen. Die Autoren sehen hierfür die Schritte der Regierung im Bereich der erneuerbaren Energien wie zum Beispiel Importzölle auf Solarzellen als wesentliche Ursache. Im Jahr 2017 wurden rund ein Drittel weniger Wind- und Solaranlagen gegenüber dem Vorjahr installiert. Der jährliche Kapitalbedarf im Strom-sektor steht mit 158 Milliarden US-Dollar den getätigten Investitionen in erneuerbare Ener-gien in Höhe von 57 Milliarden US-Dollar gegenüber. Zum Vergleich: Der Fünftplatzierte China investierte im Jahr 2017 in erneuerbaren Energien rund 133 Milliarden US-Dollar, würde aber erst mit 314 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf einen Pfad Richtung Pariser Klimaziele im Stromsektor einschwenken. In Indien (Platz 10) verdoppelte sich der Ausbau der Solarenergie im Jahr 2017, auch bei der Windkraft wurde mehr installiert. Indien erreicht mit Investitionen in erneuerbare Energien von 11 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 aber bisher nur einen Bruchteil der jährlich benötigten Summe von 160 Milliarden US-Dollar. 

Der Monitor zeigt ebenfalls bislang ungenutzte Potenziale von G20-Staaten auf, mit deren Hilfe sie ausgezeichnete Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien schaffen könnten. Jan Burck: "Die Frage ist nicht nur, ob die Staaten sich ambitionierte Ziele setzen, sondern vor allem wie sie diese konkret umsetzen wollen.“ 

Auch Versicherungsunternehmen können bei der Transformation mit ihren langfristigen Investitionsstrategien und ihrer Expertise im Risikomanagement eine zentrale Rolle spielen. Die Allianz hat sich als eines der ersten Versicherungsunternehmen langfristige Klimaziele gesetzt, die an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens geknüpft sind. Bis zum Jahr 2040 sollen kohlebasierte Geschäftsmodelle im Kundenportfolio in der Versicherung und in der Anlage der Versichertengelder schrittweise auslaufen.

Der Monitor vergleicht die 19 Mitgliedsstaaten der G20, somit ohne die Europäische Union, hinsichtlich ihrer Attraktivität für Investitionen in eine emissionsfreie Energie-Infrastruktur. Zudem berechnet er den momentanen und künftigen Investitionsbedarf – davon ausgehend, dass das Temperaturlimit des Pariser Klimaabkommens von 1,5 Grad Celsius beziehungs-weise deutlich unter zwei Grad Celsius eingehalten werden soll. Zentral für eine hohe Attraktivität sind eine verlässliche Energie- und Klimapolitik, konkrete und transparente Unterstützung für erneuerbare Energien, faire Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zu fossilen Energien sowie Markterfahrungen mit Erneuerbaren. Hinzu kommen generelle makroökonomische Faktoren wie Inflation, Offenheit für ausländische Investoren und Rechtssicherheit. Erstellt wurde der Monitor im dritten Jahr von der Allianz SE in Kooperation mit Germanwatch und dem NewClimate Institute.

Die Allianz Gruppe zählt zu den weltweit führenden Versicherern und Asset Managern und betreut mehr als 92 Millionen Privat- und Unternehmenskunden. Versicherungskunden der Allianz nutzen ein breites Angebot von der Sach-, Lebens- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen und Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist einer der weltweit größten Investoren und betreut im Auftrag ihrer Versicherungskunden ein Investmentportfolio von rund 673 Milliarden Euro. Zudem verwalten unsere Asset Manager PIMCO und Allianz Global Investors mehr als 1,4 Billionen Euro für Dritte. Mit unserer systematischen Integration von ökologischen und sozialen Kriterien in unsere Geschäftsprozesse und Investitionsentscheidungen sind wir der führende Versicherer im Dow Jones Sustainability Index. 2018 erwirtschafteten über 142.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern für die Gruppe einen Umsatz von 131 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 11,5 Milliarden Euro.

Die Einschätzungen stehen wie immer unter den nachfolgend angegebenen Vorbehalten.

Germanwatch engagiert sich unter dem Motto "Hinsehen, Analysieren, Einmischen" als Umwelt- und Entwicklungsorganisation seit 1991 für Nord-Süd-Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen. Ein wichtiges Thema ist die Energiewende mit ihren weltweiten Auswirkungen. Zudem beobachtet Germanwatch intensiv die internationale, europäische und deutsche Klimapolitik. www.germanwatch.org
NewClimate Institute gGmbH ist ein wissenschaftlich orientiertes gemeinnütziges Institut mit Sitz in Köln und Berlin. Das NewClimate Institute ist seit 2014 aktiv an der Gestaltung von Klimapolitik auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse beteiligt und verfolgt als solches intensiv den nationalen und internationalen Klimadiskurs. Der Schwerpunkt der Kompetenz liegt auf der Entwicklung und Bewertung von klimapolitischen Maßnahmen und Strategien, der Entwicklung und Umsetzungsbegleitung von Minderungsstrategien sowie der internationalen Klimafinanzierung. https://newclimate.org/
Anja Rechenberg
Allianz SE
Nicolas Fux
NewClimate Institute
Stefan Kueper
Germanwatch
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:
"In einem sich wandelnden Klima wird die Rolle der Versicherung eine viel größere Rolle spielen"

Nicola Ranger, Leiterin des Resilience and International Development Program am Environmental Change Institute und Executive Director des Oxford Martin Systemic Resilience Program, und Sibylle Steimen, Managing Director Advisory & Services bei Allianz Re, plädieren dafür, die Klimaresilienz stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Ihrer Ansicht nach muss sich die öffentliche Diskussion stärker auf Investitionen in Anpassungsmaßnahmen konzentrieren, um das physische Risiko des Klimawandels zu verringern.

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