Bundestagswahl und Wachstumspotential: Spitzenposition

Am 24. September haben die Deutschen entschieden, wer die nächsten vier Jahre regieren wird. Wie erwartet, wird Angela Merkel ihre vierte Amtszeit antreten.

Während ihrer Regierungszeit stand Deutschland für Stabilität, Aufschwung und eine vernünftige Regierung. Das Bruttoinlandsprodukt verzeichnete jährliche Wachstumsraten von ca. 2 Prozent gegenüber den letzten drei Jahren. Die deutsche Wirtschaft hat in vielerlei Hinsicht alle Erwartungen übertroffen. Die Arbeitslosenquote ist stärker gesunken als erwartet, und der Zustrom von Einwanderern hat, im Gegensatz zu vielen Befürchtungen, zu einem wirtschaftlichen Aufschwung geführt und nicht zum Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Doch Kanzlerin Merkel hatte Glück mit der Wirtschaft. In einer Ausgabe von Economic Insight von Allianz wird angemerkt, dass die umfangreichen Sozial- und Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010, die von der Rot-Grünen Koalition initiiert wurden, eine große Rolle bei dem erfolgreichen wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre gespielt haben. Diese Reformen haben dabei geholfen, den deutschen Arbeitsmarkt wieder auf Kurs zu bringen. Seit der Einführung dieser Reformen stieg die Anzahl der Arbeitnehmer um rund 4 Millionen, während die Arbeitslosenquote fast um 50 Prozent sank. Und das trotz der Auswirkungen der Weltfinanzkrise, der europäischen Staatsschuldenkrise und der Flüchtlingskrise.

In der Ausgabe von Economic Insight mit der passenden Überschrift "Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg kein Selbstläufer" argumentieren die Autoren Gregor Eder und Rolf Schneider, dass man immer wieder auftauchende Risse im glatt laufenden Aufschwung nicht kurz mal zukitten kann. Um die Wachstumsraten der letzten Jahre beibehalten zu können, braucht man eine wesentlich beschleunigte Produktivität, die wiederum große Investitionen in die Bildung sowie in hochmodernes Sachkapitalvorraussetzt.

"Doch genau solche Investitionen sind aktuell eine der Schwächen der deutschen Wirtschaft", schreiben die Autoren. Der öffentliche sowie der private Sektor haben seit langer Zeit diese Investitionsschwäche zu spüren bekommen.

Letztes Jahr zum Beispiel investierte der deutsche Privatsektor in Maschinen und Geräte so viel wie im Jahr 2007, ein Jahr vor der Finanzkrise, obwohl das BIP 25 Prozent höher lag. Diese niedrigen Investitionsraten schaden Deutschland. Es kann sich bei digitalen und infrastrukturellen Rankings nicht mehr oben mitbewegen.

Da erwartet wird, dass die Wirtschaft auch nach den Wahlen weiterhin erfolgreich sein wird, schlagen die Autoren der neu gebildeten Regierung vor, die nächsten vier Jahre dazu zu nutzen, "die Voraussetzungen für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands aus einer Position der Stärke zu schaffen".

Eines der Kernprobleme Deutschlands ist ein demografisches. Das Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent seit 2014 kam dadurch zustande, dass mehr Menschen erwerbstätig waren. Doch Deutschland ist schon jetzt das älteste Land Europas, und es hört nicht auf zu altern: Bald wird es die sinkende Anzahl der erwerbsfähigen Deutschen zu spüren bekommen.

Die Bundesbank erwartet, dass der Anstieg des Arbeitskräftepotenzials im Laufe der nächsten Jahre abebbt, um danach ab 2020 konstant zu fallen und das nur, wenn man einen konstanten Zustrom von Flüchtlingen im gleichen Maße wie 2017 sowie einen weiteren leichten Abfall der Migration von innerhalb der Europäischen Union voraussetzt. Ein so starker Anstieg an Erwerbstätigen wäre ohne diese Kombination der Arbeitskräftemigration, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf eine Anzahl von 1,3 Millionen Menschen zwischen 2013 und 2017 schätzt (die Nettozuwanderung beträgt ungefähr 3 Millionen), nicht möglich gewesen.

Deutschlands Wirtschaftswachstum wurde jüngst durch die hohe Nettozuwanderung bestärkt, doch auch dies wird nicht reichen, den Arbeitskräftemangel aufzuwiegen. Der einzige Weg, das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre beizubehalten, ist eine wesentlich höhere Produktivität, so Eder und Schneider.

Wenn man den Artikel liest, so sollte man meinen, dass Deutschland die Chance verpasst hat, sich für die Zukunft zu rüsten. Wer auch immer die Bundestagswahl gewinnen mag: Man sollte nicht annehmen, dass vergangene Leistungen ein Indikator für zukünftige Erfolge sind.

"Gesetzgeber müssen Maßnahmen ergreifen, um das Wachstumspotenzial zu erhöhen. Sollten sie daran scheitern, werden demografische Faktoren und deren Auswirkungen auf die Erwerbsbevölkerung einen wesentlichen Abstieg des Wachstumspotenzials zur Folge haben, was die wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands trübt", warnt der Bericht.

Um das Wachstumspotenzial zu stärken, sollte die Regierung Wirtschaftsreformen einleiten, die die Investitionsbedingungen für den Privatsektor verbessern, einschließlich Steuererleichterungen für Ausgaben für Forschung und Entwicklung und der Abschaffung von Engpässen für öffentliche Investitionen. Es sollten ebenfalls Lösungen für die Erweiterung und bessere Nutzung des Arbeitskräftepotenzials gefunden werden, einschließlich eine stärkere Einbeziehung von Frauen in die Erwerbsbevölkerung und ein flexibleres Rentenalter.

Die Allianz Gruppe zählt zu den weltweit führenden Versicherern und Asset Managern und betreut mehr als 86 Millionen Privat- und Unternehmenskunden. Versicherungskunden der Allianz nutzen ein breites Angebot von der Sach-, Lebens- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen und Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist einer der weltweit größten Investoren und betreut im Auftrag ihrer Versicherungskunden ein Investmentportfolio von über 650 Milliarden Euro. Zudem verwalten unsere Asset Manager Allianz Global Investors und PIMCO mehr als 1,4 Billionen Euro für Dritte. Mit unserer systematischen Integration von ökologischen und sozialen Kriterien in unsere Geschäftsprozesse und Investitionsentscheidungen sind wir führend im Dow Jones Sustainability Index. 2016 erwirtschafteten über 140.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern für die Gruppe einen Umsatz von 122 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 11 Milliarden Euro.

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Lorenz Weimann
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