Zustand zweier Nationen

Großbritannien mag sich verabschieden, aber Frankreich und Deutschland lassen nach wie vor keinen Zweifel an ihrem Bekenntnis zur Europäischen Union, insbesondere weil sie jungen Leuten Perspektiven bietet. Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Ausscheidens der Briten aus der Gemeinschaft wird davon ausgegangen, dass die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland die Zukunft der ganzen Region entscheidend prägen wird.

Eine von der Allianz in Auftrag gegebene und vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführte Befragung ergab, dass 49 Prozent der deutschen und 41 Prozent der französischen Befragten der Meinung sind, die Zukunftsaussichten der jüngeren Generationen (d. h. der unter 30-Jährigen) seien besser bei einer Mitgliedschaft ihres Landes in der EU.

Die Ereignisse der letzten Zeit haben dazu geführt, dass die Bürger beider Länder sich nun der gemeinsamen Herausforderungen, vor denen sie stehen, stärker bewusst sind und mehr Interesse an der politischen und wirtschaftlichen Lage ihres jeweiligen Nachbarlandes zeigen.

In Deutschland stieg das Interesse an den Entwicklungen westlich des Rheins 2017 auf 59 Prozent; bei der letzten Befragung, die 2015 durchgeführt wurde, lag dieser Anteil bei 39 Prozent. In Frankreich verzeichnete man eine Zunahme von vormals 38 auf nun 48 Prozent. Die Analyse der Stimmungslage in den beiden Ländern legt allerdings nahe, dass die Franzosen und die Deutschen unterschiedliche Dinge umtreiben. Hier ein kurzer Blick auf die Ergebnisse ...

Vor den Bundestagswahlen im September blicken die Deutschen offenbar verhalten optimistisch in ihre Zukunft. Aus wirtschaftlicher Sicht profitiert das Land nach wie vor von einem Aufschwung, der schon vor über zehn Jahren seinen Anfang nahm. Reformen in den ersten Jahren des Jahrhunderts beflügelten den Arbeitsmarkt und verbesserten die materielle Lage breiter Bevölkerungskreise.

Von den befragten Deutschen vertraten 86 Prozent die Auffassung, die wirtschaftliche Lage sei „gut oder sehr gut“, wobei sie nur acht Prozent als kritisch und nur ein winziger Anteil von einem Prozent als sehr kritisch bezeichneten. Trotz anhaltenden Unbehagens infolge der weltweiten Finanzkrise im Jahre 2008 bleiben die Deutschen also optimistisch. Die meisten sind überzeugt, dass der positive Wirtschaftstrend anhalten wird, und nur 13 Prozent äußerten sich diesbezüglich skeptisch.

Die große Mehrheit der Teilnehmer gab an, in einer Gesellschaft zu leben, die durch dynamischen Wandel gekennzeichnet sei, der Unternehmen „günstige oder sehr günstige“ Bedingungen und jungen Leuten gute Chancen biete. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten meinte, die Zukunftsaussichten in Deutschland seien gut. Ein gutes Drittel der Umfrageteilnehmer ist gegensätzlicher Ansicht.

Allerdings bezieht sich diese positive Sichtweise nicht auf das politische Klima in ihrem Land.

Während für die Mehrheit die politische Stabilität weiterhin die Stärke des Landes ausmacht, sank seit 2015 der Anteil derjenigen, die auf die Qualität der Regierung vertrauen, von knapp 50 auf mittlerweile nur noch 39 Prozent. Die politische Stabilität wurde angesichts der Flüchtlingskrise, des Rechtsextremismus und anderer sozialer Entwicklungen ebenfalls als geringer eingeschätzt. Nur noch ungefähr 72 Prozent der Teilnehmer erachteten diesmal die politische Situation als stabil, gegenüber 81 Prozent im Jahre 2015. Die Verringerung sozialer Ungleichheit, der Ausbau des Schulsystems, die Verbesserung der Verbrechensbekämpfung und die Rentensicherung sind Fragen, die den deutschen Befragten unter den Nägeln brennen.

Mehr als die Hälfte von ihnen war der Ansicht, derartige Probleme könnten schrittweise durch kleinere Reformen angegangen werden, während nur etwas mehr als ein Viertel umfassende Neuerungen forderte.

Die Umfrage – die vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich durchgeführt wurde, aus denen Emmanuel Macron mit einem beeindruckenden Vorsprung hervorging – brachte eine düstere Stimmung im Lande ans Licht.

Das Unbehagen kann auf die langanhaltende Konjunkturschwäche und hohe Arbeitslosigkeit insbesondere unter den Jugendlichen zurückgeführt werden. Frankreich tat sich in den vergangenen Jahren schwer mit der Umsetzung von Reformen. Fast drei Viertel der französischen Befragten vertraten die Auffassung, ihre Gesellschaft habe sich festgefahren und verändere sich kaum. Dieser Eindruck hat sich seit der Befragung 2015, als 63 Prozent dieser Meinung waren, noch einmal verstärkt. Weniger als ein Viertel der interviewten Franzosen sah die wirtschaftliche Situation ihres Landes positiv, während der Rest sie eher als kritisch oder sehr kritisch einstufte. Noch alarmierender war der Pessimismus hinsichtlich der Zukunftsaussichten der Generationen X und Y. Nur 21 Prozent der Teilnehmer gingen davon aus, dass die jüngere Generation in Frankreich gute Perspektiven habe, wobei 76 Prozent sich unzufrieden oder geradezu alarmiert zeigten.

Besorgnis erregt in Frankreich vor allem der Arbeitsmarkt. Die Verringerung der Arbeitslosigkeit wurde von 81 Prozent der Befragten als ganz wesentliche Aufgabe angesehen. Nahezu drei Viertel beurteilten die von den politischen Entscheidungsträgern bisher ergriffenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems als ungeeignet.  Das Gefühl, dass sich ihr Leben in Bezug auf ihren Wohlstand verbessert habe, stellte sich bei den französischen Befragungsteilnehmern nicht ein. Fast 40 Prozent äußerten die Ansicht, dass ihre Lage sich in den letzten fünf Jahren verschlechtert habe. Die über 45-Jährigen waren besonders empfänglich für diese Sichtweise.

Fast die Hälfte der Befragten war der Meinung, dass es weitreichender Reformen bedürfe, um die Lücken zu stopfen, während die Mehrheit jedoch die Auffassung vertrat, dass sich solche Maßnahmen für den Großteil der Bürger eher nachteilig auswirken würden. Die Umfrageteilnehmer vertraten die Auffassung, dass Frankreich seine Wettbewerbsfähigkeit als Wirtschaftsstandort verbessern müsse, indem es die Qualität der schulischen und universitären Ausbildung optimiert sowie Forschung und neue Technologien fördert. Das Meinungsbild lässt auch einen stark protektionistischen Unterton klar erkennen: Fast 65 Prozent der Teilnehmer wünschten sich, dass Unternehmen vor Übernahmen aus dem Ausland geschützt werden. Die Franzosen sprachen sich zudem für die Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland statt im Ausland aus.

Die Rentensicherung und die Bekämpfung wachsender Ungleichheit waren weitere von den Befragten geäußerte Anliegen.

Die Einstellungen gegenüber der Europäischen Union wichen zwar in den beiden Ländern voneinander ab, dramatische Unterschiede waren aber nicht festzustellen. Dies- und jenseits des Rheins ist nur eine Minderheit davon überzeugt, dass die EU-Mitgliedschaft mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt. Der Rest glaubt entweder, dass ihr Land von der Gemeinschaft profitiert (37 Prozent in Deutschland und 31 Prozent in Frankreich), oder dass sich Vorteile und Nachteile die Waage halten.

Eine überwältigende Mehrheit sowohl der Franzosen als auch der Deutschen hält jedoch fundamentale Reformen in der EU für unerlässlich – ein klarer Aufruf zum Handeln.

Die Allianz ist einer der weltweit führenden Versicherer und Asset Manager mit 86 Millionen Privat- und Unternehmenskunden. 2016 erwirtschafteten über 140.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern einen Gesamtumsatz von 122 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 11 Milliarden Euro. Die Allianz Gruppe betreute per Ende 2016 ein Investmentportfolio von 653 Milliarden Euro. Hinzu kamen bei unseren Asset Managern AllianzGI und PIMCO über 1,3 Billionen Euro an für Dritte verwaltete Vermögen. Die Kunden der Allianz können auf ein breites Angebot an Versicherungsleistungen zurückgreifen: von Sach- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen, Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist mit ihren Investitionen in zahlreichen Bereichen aktiv, wie zum Beispiel Anleihen, Aktien, Infrastruktur, Immobilien und erneuerbaren Energien. Die Gruppe setzt auf langfristige und wertbildende Strategien unter Berücksichtigung von Rendite-und Risikoaspekten.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Lorenz Weimann
Allianz SE
Tel. +49 69 24431 3737

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