Neuer Allianz Bericht analysiert die wichtigsten Schadenursachen bei Unternehmen

 

Ein neuer Report des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) beleuchtet die immer höheren Summen, die bei Industrieversicherungsschäden anstehen. Die AGCS identifiziert in ihrem Global Claims Review 2014 die wichtigsten Ursachen und neuen Trends von mehr als 11.000 signifikanten Industrieschäden (Einzelwert von über 100.000 Euro) in 148 Ländern, in die das Unternehmen in der Zeit von 2009 bis 2013 involviert war.

Die Analyse zeigt, dass fast 70 Prozent der finanziellen Schäden auf zehn Schadenursachen zurückgehen. Die Haupt-Einzelursache ist das Stranden von Schiffen, was die hohen Kosten moderner Schifffahrtsrisiken widerspiegelt – gefolgt von Feuer und Flugzeugunglücken.

Hauptursachen für Schäden nach Gesamtwert (2009-2013, versicherte Schäden über 100.000 Euro)

1. Schiffsstrandung

2. Feuer

3. Flugzeugunglück

4. Erdbeben

5. Sturm

6. Personenschaden (einschließlich Todesfälle)

7. Überschwemmung

8. Berufshaftpflicht

9. Produktschaden

10. Maschinenschaden

Gestützt auf die Daten der Gesamtbranche für 2013 belaufen sich die zwanzig größten gemeldeten Schäden im kompletten Versicherungssektor insgesamt auf etwa 5,9 Milliarden Euro, wobei Schäden durch Naturkatastrophen nicht einbezogen sind. Schadenereignisse in der Öl- und Gasindustrie dominieren 2013 bei den größten Schäden mit 40 Prozent der Gesamtsumme. Feuer und/oder Explosion sind für acht der zwanzig wichtigsten Schäden bzw. mit etwa 2,9 Milliarden Euro für fast die Hälfte der Gesamtschadenrechnung verantwortlich.

Bisher gehen 2014 80 Prozent der wichtigsten gemeldeten Schäden auf Flugzeugunglücke oder Feuer zurück. Der Großteil letzterer ist im Energiesektor angesiedelt: Der schwerste Schaden – ein Feuer in einer Raffinerie in Sibirien im Juni diesen Jahres – wird auf ungefähr 586 Millionen Euro geschätzt.

Die Allianz Analyse für den Zeitraum 2009-2013 bestätigt außerdem die hohen Schäden, die der Öl- und Gassektor verzeichnet: Dieser ist mit durchschnittlich 20,8 Millionen Euro für die größten versicherten Schäden verantwortlich. Sie liegen damit mehr als zehnmal über der durchschnittlichen in dieser Analyse ausgewiesenen Schadenhöhe (1,9 Millionen Euro). Die Schäden durch Betriebsunterbrechung (BU), die infolge von Sachschäden entstehen, nehmen durch schlanke Lieferketten sowie globalisierte Produktion an Bedeutung zu. Sie belaufen sich durchschnittlich auf eine Höhe von 997.602 Euro und liegen damit um 32 Prozent höher als die eigentlichen Sachschäden (755.198 Euro).

Alexander Mack, Chief Claims Officer bei AGCS, kommentiert: „Das diversifizierte weltweite Geschäft von AGCS verschafft uns einzigartige Einblicke sowohl in die aktuelle Schadenentwicklung in der Industrieversicherung, als auch hinsichtlich zukünftiger Tendenzen, wie zum Beispiel das immer größere Ausmaß von Betriebsunterbrechungsschäden. In unserer Studie möchten wir die wichtige Rolle herausstellen, die eine effiziente Schadenbearbeitung spielt, wenn es gilt, Unternehmen nach einer Katastrophe wieder betriebsfähig zu machen."

Der AGCS Global Claims Review 2014 ist Teil der umfassenderen Allianz Initiative „Results for the Customer“ (Ergebnisse für den Kunden) mit dem Ziel, über die Finanzberichterstattung hinaus, auch die Services und Versicherungsleistungen für Kunden zu veranschaulichen. Der Review möchte Einblicke in die Schadenentwicklung und neue Risiken geben sowie Industriekunden über die für ihr Geschäft relevanten Schwerpunktbereiche informieren.

Die Flut in Thailand 2011 zeigte, welche Auswirkungen ein einziger Vorfall über verschiedene Bereiche und Kontinente hinweg haben kann.   Foto: Shutterstock

Die Flut in Thailand 2011 zeigte, welche Auswirkungen ein einziger Vorfall über verschiedene Bereiche und Kontinente hinweg haben kann.


Foto: Shutterstock

Neue Risiken

Technologien, Wirtschaftswachstum, Klimawandel, gesellschaftliche Veränderungen und die steigenden regulatorischen Anforderungen stellen maßgebliche Herausforderungen für das Risikomanagement und die Schadenbearbeitung dar, nicht zuletzt auch durch die Verlagerung von konkreten Risiken wie Feuerschäden hin zu immateriellen Risiken wie Reputationsrisiken und Lieferkettenunterbrechung.

Im Bereich Schaden-Unfall-Versicherung werden die zunehmenden Naturkatastrophen und der Klimawandel, die wachsende Komplexität und Verzahnung von Risiken, insbesondere bei Betriebsunterbrechung, und die steigende Bedeutung von Cybergefahren künftig zu den wesentlichsten neuen Risikotrends gehören, die es im Auge zu behalten gilt.

Schäden nach Geschäftssparte

Aviation (Luftfahrt)

Verbesserungen bei der Luftfahrtsicherheit haben die Katastrophenschäden insgesamt erheblich reduziert, und das trotz der außergewöhnlichen Schadenaktivität in 2014. Dennoch steigen die Kosten für Luftfahrtschäden, bedingt durch die Verwendung neuer Materialien, die zunehmende Komplexität der Flugzeuge sowie schärfere Regulierung und zunehmende Rechtstreitigkeiten um die Haftung.

Während Flugzeugabstürze bei den analysierten Daten zahlen- und wertmäßig die Hauptursache der Schäden darstellen (23 bzw. 37 Prozent), machen auch Schäden am Boden einen erheblichen Anteil der Ansprüche aus, und zwar sowohl hinsichtlich ihrer Anzahl als auch ihres Wertes (18 bzw. 15 Prozent).

Vogelschlag kommt im Ranking der Schadenursachen mit 16,7 Millionen Euro im Jahresdurchschnitt (2009-2013) und 34 Schadenereignissen (27 davon mit Flugzeugen) eine erhebliche Bedeutung zu. In den USA belaufen sich die Kosten für durch Vogelschlag bedingte Schäden auf etwa 293 Millionen Euro pro Jahr. Vögel sind jedoch nicht die einzigen Tiere, die im Bereich Aviation Schäden verursachen können: So wurden in Afrika Zebras und in Asien und Lateinamerika Kühe als Schadenauslöser angegeben.

Energie (Öl & Gas)

Höhere Vermögenswerte, verbunden mit immer komplexeren und verzahnten Risiken, bedeuten, dass die Kosten für Schäden im Energiebereich steigen. Dazu tragen auch die wachsenden Kosten für Betriebsunterbrechung, neue Risiken, wie zum Beispiel Cyber-Angriffe und neue Technologien bei.

Laut der Studie ist Feuer die Hauptursache für Schäden im Energiesektor, und zwar sowohl nach Anzahl als auch nach Wert (45 bzw. 65 Prozent), gefolgt von sogenannten Blowouts, also unkontrolliertem Austreten von Erdöl und/oder Erdgas aus dem Bohrloch (18 bzw. 19 Prozent). Maschinenschäden, Explosionen, Elementarrisiken (Sturm) und Rückwirkungsschäden sind andere wichtige aus den AGCS Daten hervorgehende Schadenursachen.

Financial Lines (Managerhaftpflicht)

Bei Schäden der Finanzinstitutionen und D&O-Schäden (D&O: Directors and Officers-Versicherung) sind zwei wesentliche Treiber feststellbar: ein zunehmend strengeres regulatorisches Umfeld und die Verbreitung von Sammelklagen, bedingt durch ein sich änderndes Klageverhalten sowie immer findigere Prozessanwälte und -kostenfinanzierer.

In vielen Ländern der Welt beobachtet die AGCS eine Zunahme an Berufshaftpflichtschäden, die den Löwenanteil der analysierten Schäden ausmachen (74 Prozent nach Anzahl bzw. 72 Prozent nach Wert).

Zudem gibt es einen spürbaren Trend zu Sammelklagen oder Popularklagen in neuen Bereichen und mit neuen rechtlichen Rahmenbedingungen außerhalb der USA. Kollektive Rechtsdurchsetzungsverfahren waren in Europa bisher eher unbekannt, werden aber immer häufiger, was die Rechtsordnung der Staaten vor neue Herausforderungen stellt.

Haftpflicht

Haftungsklagen werden internationaler, komplexer und teurer, da sich das Bewusstsein für Schadenersatz und Streitverfahren nach US-Vorbild weiter verbreitet.

Trotz ihrer geringen Anzahl, führten Ansprüche aus Körperverletzung und widerrechtlicher Tötung zu mehr als 40 Prozent der analysierten Schadensummen. Schäden durch Produktmängel verzeichnen bereits ein hohes Volumen, wobei sich auch Fahrzeugrückrufe häufen.

Marine (Schifffahrt)

Steigende Schadeninflation, das wachsende Risiko durch fahrlässiges Handeln der Besatzung und hohe Kosten für die Bergung und Entsorgung von Wracks tragen zu einer bedenklichen Zunahme der Kosten von Marineschäden bei, obwohl sich die Schadenhäufigkeit (insbesondere bei Transportschäden) zu verringern scheint.

Der Costa Concordia Schaden im Jahre 2012 macht die Schiffsstrandung wertmäßig zu einem Spitzenreiter auf der Liste der untersuchten Schadenursachen. Allerdings handelt es sich hierbei um eine relativ seltene Schadenursache (8 Prozent). Fahrlässiges Handeln der Crew dagegen ist ein Hauptauslöser bei den größten Schäden, mit einem potentiellen Anteil von über 60 Prozent an Schäden über einer Millionen Euro.

Property und Engineering (Sach- und technische Versicherung)

Die Kosten für große Schäden im Bereich Sach- und technische Versicherung steigen mit immer höheren Werten und Risiken, die dazu zunehmend verzahnt und in exponierten Lagen mit hoher Anfälligkeit für Naturgefahren konzentriert sind. Es ist anzunehmen, dass sich die Kosten für NatCat-Schäden vermutlich weiter erhöhen werden, da die wirtschaftlichen Aktivitäten und die Vermögenswerte in Gefahrenzonen wachsen.

Schäden in Property und Engineering folgen dem Trend aus dem Öl- und Gassektor, wo es bereits seit längerem große BU-Schäden und hohen Vermögenswerten gibt. Aktuell besteht ein zunehmendes Potenzial für Schäden vergleichbaren Ausmaßes in bestimmten Bereichen des verarbeitenden Gewerbes, wie zum Beispiel der Halbleiter- oder Automobilindustrie.

Feuer ist AGCS Daten zufolge die Hauptursache für Sachschäden, und zwar sowohl zahlen- als auch wertmäßig (26 bzw. 28 Prozent), wobei Maschinenschäden zahlenmäßig einen beträchtlichen Einfluss haben. Erdbeben und Überschwemmungen sind wertmäßig und zahlenmäßig bei den Ursachen für Schäden im Bereich von Engineering führend (67 bzw. 36 Prozent).

Anmerkung zur Methodik: Die AGCS hat 11.427 Schäden aus 148 Ländern mit einem Gesamtwert von über 21,5 Milliarden Euro für die ausgewiesenen Schäden der Jahre 2009-2013 analysiert. Der Gesamtwert nach Abzug des "Selbstbehalts" lag dabei jeweils bei mindestens 100.000 Euro, einschließlich der traditionellen Geschäftssparten (ausgenommen Allianz Risk Transfer). Alle angegebenen Zahlen beziehen sich auf 100 Prozent (nicht nur AGCS-Anteil, sondern auch der Anteil der Mitversicherer ist eingerechnet) und schließen den Selbstbehalt aus (d.h. sie stehen für die gesamte geleistete Zahlung). Obgleich die analysierten Schäden nicht repräsentativ für die Branche insgesamt sind, so zeigen sie doch eine eindeutige Tendenz bei den wichtigsten Risiken, die den Industrieversicherungssektor beherrschen.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

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