allianz.com: Inwiefern tragen verbesserte Schutzmaßnahmen zur Verringerung von Schäden bei?
Markus Stowasser: Sehr viel, ein gutes Beispiel ist Hamburg. Während des 18. Jahrhunderts waren die Deiche entlang der Elbe auf 5.2 Meter über Normalnull ausgelegt. Nach einer starken Sturmflut in 1825 wurden diese auf 5.7 Meter erhöht und widerstanden in 1855 einer weiteren starken Sturmflut. Erst 1962 nach einer ruhigen Phase von über 100 Jahren trat wieder einer sehr schwere Sturmflut auf. Obwohl das Wasser nur Höhen von ungefähr 5 Metern erreichte, versagten viele Schutzeinrichtungen. Da die Gefahr aus dem Bewusstsein gewichen war, wurde die Instandhaltung der Schutzeinrichtungen vernachlässigt. Nach der Katastrophe wurden die Deiche auf eine Höhe von 7.2 Meter erhöht und konnten der vielen stärkeren Sturmflut von 1976, die 6.5 Meter erreichte, standhalten. Auch die Sturmflut von Xaver konnte den auf mittlerweile nochmals erhöhten Schutzeinrichtungen nichts anhaben.
Wird „Xaver“ als einer der besonders großen Stürme unserer Zeit in Erinnerung bleiben, wie beispielsweise der Orkan Quimburga im Jahr 1972 oder die Flut in Hamburg von 1962?
Xaver’s Windgeschwindigkeiten waren verglichen mit anderen Stürmen nicht außergewöhnlich. Jedoch war das Sturmfeld extrem lang anhaltend. Zusammen mit der Windrichtung aus Nordwest konnte sich eine sehr schwere Sturmflut entwickeln, nicht nur entlang der norddeutschen Küste, sondern auch entlang der Ostküste von Großbritannien. Hier waren an einigen Messstationen der Wasserstand höher als die zerstörerische Flut von 1953. Auch hier verhinderten verbesserte Schutzeinrichtungen und Warnsysteme Schlimmeres.