Für viele Schweizer ist der St. Gotthard ein mythischer Ort. Hier besiegelten ihre Vorväter den eidgenössischen Bund, hier zogen sie gegen die Habsburger in den Kampf, hier zielte Wilhelm Tell auf Äpfel und Vögte. Beat Guggisberg verbindet mit dem Gebirgszug zunächst einmal das Gefühl von Urlaub. In gewisser Weise aber ist der St. Gotthard auch sein Schicksalsberg.
Chauve-souris, Fledermaus. Das ist die erste Erinnerung, die Beat Guggisberg an den Gotthard hat. Als Kind machte er mit seiner Familie auf einem Zeltplatz jenseits des Gebirgsmassivs Station. Und dort brachten ihm französische Altersgenossen das Wort für Fledermaus bei. »Wenn man den Gotthardpass hinter sich gelassen hatte, begannen die Ferien«, sagt der heutige Chef des Bereichs Technische Versicherungen bei der Allianz Suisse. Der Gotthard – die Barriere zwischen Schule und Freiheit.
Dass das Alpenmassiv einmal zum Mittelpunkt seines beruflichen Lebens avancieren würde, daran war damals noch nicht zu denken. Heute kennt der 56-Jährige den Gotthard in- und auswendig. Seit 1999 der Bau am längsten Eisenbahntunnel der Welt begann, ist Guggisberg als Risikoexperte der Allianz schon mehr als 100 mal in den Berg eingefahren. Routine ist es nie geworden. »Wenn man in einem frisch ausgebrochenen Tunnelabschnitt steht und hört, wie das Gestein um einen herum ächzt und kracht, da zuckt man auch nach etlichen Besuchen noch zusammen«, sagt er.