Kommt es in den Vereinigten Staaten tatsächlich immer öfter zu Stromausfällen? Und wenn ja, warum?
Larry Hunter: Auf der ganzen Welt kommt es immer öfter zu Stromausfällen. Länder wie China investieren in mehr Elektrizitätsnetze, weil sie genau wissen, dass es ihnen enorm schadet, wenn die Stromversorgung unterbrochen ist. In den Vereinigten Staaten wurde der Großteil des Stromnetzes und der Kraftwerke in den 50er Jahren gebaut und die Infrastruktur ist, gelinde gesagt, überaltet. Strom wird immer noch vorrangig in alten Kohlekraftwerken erzeugt. Die Transformatoren sind im Schnitt 60 Jahre alt, wurden aber größtenteils nur für eine Laufzeit von 20 Jahren konzipiert.
Und tut man etwas dagegen?
Seit dem großen Blackout von 2003 im Nordosten der USA, einem Gebiet mit hoher Bevölkerungsdichte, wird dem Problem deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt und man hat einige Initiativen zur Entwicklung von intelligenteren Stromnetzen ins Leben gerufen. Insgesamt gesehen kämpfen wir jedoch immer noch mit unserer veralteten Infrastruktur.
Sie arbeiten hauptsächlich mit großen Unternehmenskunden. Wie gehen diese mit dem Thema um?
Nehmen wir zum Beispiel ein Glas- oder Metallwerk. Kommt es während der Erhitzung der Rohstoffe wie beispielsweise flüssigem Glas zu Stromausfällen, kann das zu erheblichen Schäden führen. Als Ingenieure helfen wir unseren Kunden zu entscheiden, welche Produktionsbereiche unter die sogenannte "kritische Belastung" fallen. Dabei handelt es sich keineswegs immer nur um Warmbearbeitung. In einer Halbleiterfabrik, wo Sauberkeit oberstes Gebot ist, könnten beispielsweise Reinigungsanlagen zur "kritischen Belastung" gehören und müssen alternativ gesichert werden, etwa durch ein Notstromaggregat oder das firmeneigene Kraftwerk.
Welche andere Maßnahmen gibt es abgesehen von Notstrom?
Es ist sehr wichtig, Redundanzen in die Stromversorgung einzubauen, also mindestens zwei Einspeisepunkte zu verwenden. Während des Stromausfalls beim Superbowl lag deshalb auch nur das halbe Stadion in New Orleans im Dunkeln, denn obwohl es schon relativ alt ist, wurde das Stadion aus zwei Stromquellen versorgt. Kameras gehörten definitiv zur "kritischen Belastung", wie auch die Notbeleuchtung von beispielsweise Ausgängen, die normalerweise über lokale Batterien sichergestellt wird.
Berücksichtigen Planer diese Risiken immer?
Das ist unterschiedlich, und genau das ist das Problem, weil wir letzten Endes alle vom Strom abhängen. Erinnern Sie sich nur einmal an die Situation in New York nach Hurrikan Sandy. Nur wenige Lifte waren als "kritische Belastung" klassifiziert, und ca. 95 Prozent der Pumpen für die Wasserversorgung wurden mit Strom betrieben. Den Menschen ist oft nicht bewusst, dass selbst die Abwasserentsorgung von elektrischen Pumpen abhängt. Auch in Tankstellen sind elektrische Pumpen im Einsatz und das heißt, dass sie nicht mehr funktionsfähig sind, wenn die Notversorgung nicht gewährleistet ist.
Es scheint, dass wir immer mehr starke Stürme erleben. Hängt das mit Blackouts zusammen?
Unser Infrastrukturproblem verkompliziert die Situation noch, aber an sich stimmt es schon, dass die Vereinigten Staaten sehr anfällig für Elementarereignisse sind. Deshalb besprechen wir mit unseren Kunden auch ganz genau, wie sie ihre Anlagen schützen können, ehe es überhaupt zu einem Stromausfall kommt. Wenn ein Sturm auf Überlandleitungen trifft, kann das zu Stromausfällen oder Überspannungsschäden führen. Um Großschäden zu vermeiden, müssen die Maschinen unserer Kunden geschützt werden.