Von Krokodilen und Korrosionsschäden - vor Ort nach der Flut

"Das erste Mal in meinem Leben wurde ich vor Krokodilen gewarnt. Die waren aus Zuchtfarmen ausgebüchst und machten nun die überschwemmten Gebiete unsicher", sagt der Schadenregulierer. "Da war mir schon etwas mulmig zu mute."

In den Industrieparks nördlich von Bangkok traf Hufenreuter dann glücklicherweise nicht auf Krokodile, aber auf eine Menge Müll und Unrat. Das Jahrhunderthochwasser war bis auf ein paar Pfützen verebbt, die verheerenden Folgen jedoch noch allgegenwärtig: feuchte Mauern und Schimmel, verrostete Maschinen, verdorbene Lebensmittel – auch Brandschäden, durch Kurzschluss verursacht.

Sechs Wochen lang hat das Wasser in und um die Fabriken bis zu zwei Meter hoch gestanden. Denn nachdem die Schutzmauern erst einmal überflutet waren, konnte das Wasser nur sehr langsam wieder abfließen.

Joachim Hufenreuter ist Schadenregulierer bei Allianz Global Corporate & Specialty, dem Industrieversicherer der Allianz Gruppe

Mittlerweile wurden über 800 Tote registriert, mehr als 14.800 Unternehmen sind betroffen. Und obwohl das volle Ausmaß der Schäden noch lange nicht feststeht, gilt die Flut schon jetzt als die teuerste Katastrophe des Landes – teurer als der Tsunami im Jahr 2004.

Die immensen Sachschäden sind nur ein Problem, mindestens ebenso dramatisch sind die indirekt verursachten Betriebsausfälle. Thailand ist ein wichtiger Produktionsstandort für die Automobil-, Elektronik- und Halbleiterindustrie. Entsprechend verursachen Unterbrechungen in den Lieferketten auch Betriebsunterbrechungen anderswo. Wenn die Elektronikbauteile aus Thailand fehlen, dann verzeichnen auch Computerhersteller in den USA oder japanische Automobilhersteller Engpässe.

Mitarbeiter bei den Aufräum- und Reinigungsarbeiten - zur Trocknung der Hallen brummen die Ventilatoren

Hufenreuter besichtigt vor Ort unter anderem einen Halbleiterhersteller. Zwar konnte das Unternehmen einen Teil der teuren Maschinen noch in das Obergeschoss schaffen, aber die im Erdgeschoss verbleibenden Geräte nur notdürftig mit Plastikplanen schützen. Überall auf dem Gelände sind Mitarbeiter mit Aufräum- und Reinigungsarbeiten beschäftigt, zur Trocknung der Hallen brummen Ventilatoren.

Der Schadenregulierer verschafft sich einen Überblick über die Schadenliste, prüft unklare Fälle zusammen mit einem Gutachter vor Ort und bespricht mit dem Kunden, ob Neuanschaffung oder Reparatur einer Maschine die bessere Lösung ist. Wenn es offensichtlich ist, dass der Schaden das Versicherungslimit auch ohne Detailprüfung übersteigt, dann kann Hufenreuter noch vor Ort Sofortzahlungen anweisen.

"Den Schaden zu schätzen ist nur Teil der Aufgabe. Am wichtigsten ist es, den Betrieb so schnell wie möglich wieder flott zu machen," sagt Hufenreuter. "Das liegt im beiderseitigen Interesse."

Egal ob Feuer, Wasser oder Explosion: Nach drei Jahrzehnten in der Schadenbearbeitung sind Verwüstungen für ihn Berufsroutine. In den betroffenen Unternehmen herrscht dagegen oft Unsicherheit darüber, was sie im Schadenfall tun und lassen sollten. Ihnen in einer Extremsituation beiseite zu stehen, Klarheit und Sicherheit zu vermitteln, das sieht Hufenreuter als seine Hauptaufgabe. Den Krokodilen möchte er gern weiterhin aus dem Weg gehen.

Hufenreuter kann sehr gut ohne Krokodile leben

 
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