Unfall am Airport: Was auf Deutschlands Flughäfen am häufigsten kaputt geht

In der Urlaubszeit wird es auf Deutschlands Flughäfen eng und mitunter etwas hektisch. Unfälle auf dem Vorfeld, im Flughafengebäude oder den Parkhäusern sind dann keine Seltenheit, wie eine Analyse der Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) zeigt. Als einer der größten Flughafenversicherer in Deutschland hat der Industrieversicherer der Allianz Gruppe die Schäden auf Deutschlands Airports im Jahr 2017 erhoben. Das Ergebnis: Fahrzeuge nicht Flugzeuge sind auf dem Vorfeld besonders gefährdet. Aber auch Passagiere sollten sich vorsehen.

Für ihre Auswertung hat die AGCS insgesamt 523 Schadenzahlen von 14 deutschen Flughäfen ausgewertet, die in 2017 im Rahmen der Flughafenhalter-Betriebshaftpflicht aufgetreten sind. Diese Versicherung deckt alle Haftpflichtschäden für die der Flughafen als Betreiber verantwortlich ist. In 2017 waren über 90 Millionen Fluggäste an den untersuchten Flughäfen unterwegs.

Insgesamt wurden in 2017 234 Millionen Fluggäste an deutschen Airports gezählt.

flugzeug reisen

Die meisten Schäden werden laut der Auswertung durch Fahrzeuge auf dem Vorfeld verursacht. Sie machen mit 31,4 Prozent fast jeden dritten Schaden aus. Mehr als jeder zweite dieser Schäden ist auf Kollisionen mit Schleppern, Gepäckwagen, Hubarbeitsbühnen oder Waschanlagen zurückzuführen (56,1 Prozent). „Auf dem Vorfeld ist es nicht anders als im täglichen Straßenverkehr. Wenn es eng wird, passieren den Angestellten die meisten Fehler. Der Mensch ist immer noch der größte Risikofaktor“, sagt Till Kürschner, Head of Claims Aviation bei AGCS in Central & Eastern Europe (CEE).

Deutlich seltener, dafür aber auch teurer sind Schäden an Flugzeugen. In 21 Prozent aller Fälle waren die Maschinen selbst betroffen, wobei Beschädigungen beim Be- und Entladen zu den Hauptursachen gehören (22,7 Prozent). Unfälle beim Schleppen der Flugzeuge, Kollisionen mit Treppen und Bussen kommen deutlich seltener vor. Sehr oft sind kleine Unachtsamkeiten für die Kollisionen ausschlaggebend: So führte in einem Fall das Betätigen des falschen Hebels bei Abfertigung des Flugzeuges versehentlich dazu, dass die Notrutschen eines Jets ausgelöst wurden. In einem anderen Fall blieb die Treppe am Triebwerk des Flugzeugs hängen und beschädigte es.

Im Durchschnitt hat ein Schadenfall am Flugzeug im vergangenen Jahr 46.282 Euro gekostet. „Schäden an Flugzeugen können aber auch schnell im hohen siebenstelligen Bereich zu Buche schlagen“, weiß Till Kürschner. Durch neue Materialien wie Verbundwerkstoffe, die in den Tragflächen und Flugwerken der neuesten Flugzeuggeneration zum Einsatz kommen, werden Reparaturen noch zeitaufwändiger und kostspieliger und erfordern technische Spezialisten. Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Flugzeuge ist für viele Komponenten zudem eine Einzelfertigung erforderlich, dabei halten die Hersteller und Instandhaltungsunternehmen weniger Ersatzteile vorrätig.

In 11,3 Prozent der Fälle sind Personen von Schäden am Flughafen betroffen. Sie sollten sich vor allem beim Gang über Rollbänder, Fluggastbrücken oder das Vorfeld in acht nehmen. In 69,6 Prozent aller Personenschäden kommt es hier zu Stürzen und Verletzungen. Unfälle während der Fahrt, zum Beispiel mit dem Flughafenbus, kommen deutlich seltener vor (11,2 Prozent). Auch Unfälle an defekten Fahrstühlen oder anderen Gebäudebestandteilen sind eher die Ausnahme, finden aber statt. „In einem Fall brach eine Wartebank im Terminal unter einem Passagier zusammen. Der Passagier stürzte samt Bank und verletzte sich“, berichtet Holger Fellmann, Chef-Underwriter bei der AGCS.

Beschädigungen an den Privatautos der Fluggäste treten in 9,6 Prozent der Fälle auf und passieren meist im Parkhaus. Bei 28 Prozent der Schäden an privaten PKW waren Kollisionen mit Schranken  die Ursache. Auch geparkte Autos sind nicht immer sicher: Wasser, das von der Decke tropft, kann Schäden an den teuren Lackierungen anrichten. 16 Prozent der PKW-Schäden sind dafür verantwortlich.

Schäden am oder im Flughafengebäude geschehen in 6,7 Prozent der Fälle, es handelt sich vor allem um Wasserschäden (22,8 Prozent). Deutlich seltener kommt es zu Schäden durch verpasste Flüge (6,11 Prozent) und Schäden an Fluggastgegenständen (4,6 Prozent), wie beschädigten Koffern.

Nicht selten sorgen auch Tiere für Schäden am Airport: „Vor allem auf kleineren Flugplätzen kommt es immer mal wieder zu Zusammenstößen mit Rehen oder Wildschweinen, auch Kollisionen mit Vogelschwärmen kommen vor“, erklärt Till Kürschner. Zudem treten mitunter Schäden durch Spürhunde der Flughafenhundestaffel auf, zum Beispiel wenn der Vierbeiner in einem unbeobachteten Moment ein Fahrzeug des Flughafens zerkratzt.

Das Gros der Schadensummen ist vergleichsweise gering. In 46 Prozent der Fälle liegt der Schadenbetrag bei unter 1000 Euro. 34 Prozent der Schadenfälle liegen im 4-stelligen Bereich. Jeder fünfte Schaden ist teurer als 10.000 Euro. 0,6 Prozent der Fälle lagen über 100.000 Euro. Besonders viele Schadenfälle traten 2017 im April und Juni auf. Dagegen war es im Februar und November deutlich ruhiger. „April und Juni sind die Monate, an denen nach zuvor ruhigeren Flugperioden wieder Hochbetrieb an den Flughäfen herrscht“, erklärt Holger Fellmann. Februar und November seien dagegen keine klassischen Flugreisemonate und deshalb weniger schadenanfällig.

Um die Schäden auf Flughäfen so gering wie möglich zu halten, stehen Flughafenbetreiber und Versicherer in einem permanenten Risikodialog. „Die Untersuchung der Unfallursachen sowie die Überprüfung der Betriebssicherheit auf Flughäfen ist inzwischen sehr viel effektiver als früher und führt zu weniger Schäden“, erklärt Axel von Frowein, Head of Aviation Underwriting der AGCS in CEE: „Gleichzeitig tragen die technische Weiterentwicklung bei der Fertigung von Fluggeräten und stringentere Qualitätskontrollen erheblich zu einem Mehr an Sicherheit bei. Flughäfen und Luftverkehrsunternehmen sind seit jeher sicherheitsorientiert. Die Tools, um Risiken effektiv zu steuern und Probleme rechtzeitig zu erkennen, haben sich deutlich verbessert.“

Die Ergebnisse der Untersuchung von deutschen Flughäfen deckt sich mit der weltweiten Analyse, die die AGCS jedes Jahr vornimmt. Demnach machen Vorfälle auf dem Vorfeld weltweit fast ein Fünftel (18 Prozent) der Luftfahrtschäden nach Anzahl und 15 Prozent nach Wert aus.

Die aktuelle Ausgabe der „AGCS Global Claims Review“ kann hier eingesehen werden.

Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) ist die eigene Marke der Allianz Gruppe für Industrie- und Spezialrisiken. Die AGCS bietet Versicherungsschutz und Risikomanagement-Services über das gesamte Spektrum von Spezialversicherung, ART und Firmengeschäft: Marine, Aviation (inkl. Space), Energy, Engineering, Entertainment, Financial Lines (inkl. D&O), Liability, Mid-Corporate und Property (sowie Internationale Versicherungsprogramme).

Weltweit operiert die AGCS in 32 Ländern mit eigenen Einheiten und in mehr als 210 Ländern und Territorien über das Netzwerk der Allianz Gruppe und andere Partner. 2016 beschäftigte sie über 5.000 Mitarbeiter und lieferte Versicherungslösungen für mehr als die Hälfte der Fortune Global 500-Unternehmen. 2016 zeichnete die AGCS weltweit insgesamt 7,6 Milliarden Euro Bruttoprämien pro Jahr.

Die AGCS SE verfügt über die Bonitätsratings AA von Standard & Poor’s und A+ von A.M.Best (2017).

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Daniel Aschoff
AGCS
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Heidi Polke-Markmann
AGCS
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