Was kostet ein Produktrückruf?

Produktrückruf

Defekte, explodierende Airbags haben zu einer Rückrufaktion geführt, die weltweit 60 bis 70 Millionen Fahrzeuge betreffen könnte. Der durch umkippende Möbelstücke verursachte Tod von acht Kindern veranlasste 2016 eine große Einrichtungskette, 29 Millionen Truhen und Kommoden zurückzurufen.

Dies sind nur zwei besonders aufsehenerregende Beispiele von Produktrückrufen aus jüngster Zeit. In den Vereinigten Staaten wird durchschnittlich einmal täglich ein Produkt zurückgerufen. Die Produktvielfalt überrascht, sie reicht von Autos, Sofas, gefährlichen Spielplatzgeräten, Tierfutter und Kosmetik über Gin mit zu hohem Alkoholgehalt bis hin zu Feuerlöschern und sogar Schaukelstühlen.

„Die Zahl der Produktrückrufe ist konstant gestiegen“, sagt Christof Bentele, Head of Global Crisis Management bei der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), die einen neuen Bericht zu den Kosten solcher Rückrufe veröffentlicht hat. „Wir beobachten aktuell Rekordniveaus bei den Rückrufen, sowohl hinsichtlich der Schwere als auch der Kosten.“

Product recall average value

Fehlerhafte Produkte stellen ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar und können für die verantwortlichen Unternehmen erheblichen finanziellen Schaden bedeuten. 

Defekte Produkte oder Arbeitsunfälle in diesem Bereich führten im Laufe der vergangenen fünf Jahre zu gedeckten Schäden von über zwei Milliarden US-Dollar. Man geht davon aus, dass sowohl der Umfang als auch die Zahl solcher Rückrufe steigen wird.

Strengere Produktreglementierungen, härtere Strafen, mehr multinational agierende Konzerne und komplexe globale Lieferketten sowie wachsendes Kundenbewusstsein und die Folgen wirtschaftlichen Drucks auf Forschung und Entwicklung und letztlich sogar die Ausbreitung über soziale Medien sind allesamt Faktoren, die die Anzahl solcher Rückrufe steigen lassen können. „Produktbezogenes Risiko ist eine der größten Gefahren für Unternehmen und es besteht mehr denn je das Potenzial für größere und komplexere Schäden“, meint Bentele.

Der Report Product Recall: Managing the Impact of the New Risk Landscape von AGCS untersucht 367 Produktrückrufschäden im Versicherungsbereich in 28 Ländern und 12 Branchen in der Zeit von 2012 bis zum ersten Halbjahr 2017. Insgesamt sind mangelhafte Produkte oder Ausführung Hauptursache von Rückrufschäden, gefolgt von Produktkontamination.

Der AGCS zufolge sind die Durchschnittskosten eines erheblichen Schadenereignisses (Ereignisse mit Ansprüchen in Höhe von mehr als 5 Millionen EUR) über 12 Millionen USD (10,5 Millionen EUR), wobei die Ausgaben für die größten Schäden diese Gesamtsumme bei weitem übersteigen. Die Automobilindustrie ist von Rückrufen am schwersten betroffen, gefolgt vom Lebensmittel- und Getränkesektor. In der erstgenannten Branche belaufen sich die Rückrufe auf 70 Prozent aller untersuchten Schadenfälle.

Product recall affected sectors

„Wir verzeichnen in der Automobilindustrie eine steigende Zahl an Rückrufen und es sind jeweils auch immer mehr Fahrzeuge betroffen“, sagt Carsten Krieglstein, Regional Head of Liability, Central & Eastern Europe, AGCS. „Dies wird durch die komplexere Entwicklung, verringerte Produkttestzeiten, die Auslagerung von Forschung und Entwicklung, den steigenden Kostendruck und ähnliche Faktoren beeinflusst.“

Fahrzeuge verfügen über eine stetig wachsende Auswahl an Gadgets und Services. All dies erhöht die Komplexität des Fahrzeugs und das Potenzial, dass etwas nicht funktioniert, was wiederum zu einem Rückruf führen kann. 2016 wurde alleine in den USA eine Rekordsumme von 53,2 Millionen Fahrzeugen zurückgerufen. In Europa sind die Rückrufe in diesem Bereich im Vorjahresvergleich um 76 Prozent sprunghaft angestiegen.

Eine der größten Rückrufaktionen in der Autoindustrie betrifft fehlerhafte Airbags. Über mindestens 19 Hersteller weltweit werden derzeit bis zu 70 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen. Die Kosten dafür werden sich schätzungsweise auf fast 24 Milliarden USD belaufen. Laut AGCS beschreibt dies den sogenannten „Dominoeffekt“, mit Auswirkungen nicht nur auf die Automobilindustrie, sondern auch auf andere Sektoren. Angesichts des Einsatzes vielfach verwendeter Komponenten kann ein einziger Rückruf also gravierende Folgen für eine ganze Branche haben.

Der Lebensmittel- und Getränkesektor ist mit 16 Prozent aller untersuchten Schadenfälle und Durchschnittskosten für einen erheblichen Produktrückruf von fast 9,5 Millionen USD (8 Millionen EUR) am zweitstärksten betroffen. Nicht ausgewiesene Allergene (einschließlich Falschangabe) und Krankheitserreger sind ein großes Problem, genauso wie Verunreinigungen durch Glas-, Plastik- und Metallteile.

Die AGCS führt außerdem an, dass in den USA und Europa nach wie vor Produkte aus Asien zu einer unverhältnismäßig hohen Anzahl an Rückrufen führen. Dies spiegelt einerseits die Verlagerung der Lieferketten nach Osten, aber auch die bisher schwächeren Qualitätskontrollen in einigen Ländern wider. Doch auch in Asien sorgen strengere Sicherheitsvorschriften und ein wachsendes Kundenbewusstsein mittlerweile für ein steigendes Rückrufvolumen.

Neue Technologien können einerseits mehr Risiken und Schadenfälle mit sich bringen, aber andererseits auch dazu beitragen, einige Probleme zu lösen. Fortschritte bei Produkttests, zum Beispiel die Genomsequenzierung bei Lebensmitteln, machen es in Zukunft leichter, verdorbene Produkte nachzuverfolgen. Das kann unter Umständen Leben retten.

Die AGCS ist der Ansicht, dass auch Rückrufe im Cyberbereich zur Realität werden könnten. Hacker könnten Produkte manipulieren oder kontaminieren, indem sie die Kontrolle über Maschinen in automatisierten Produktionsanlagen übernehmen. „Das Cyberrisiko wird momentan noch unterschätzt“, sagt Bentele. „Es hat schon Rückrufe aufgrund von Schwachstellen in der Netzsicherheit bei Fahrzeugen und Kameras gegeben.“

Nicht immer geht es um die Sicherheit – Rückrufe aus ethischen und rufschädigenden Gründen nehmen ebenfalls zu – so zum Beispiel in Fällen, in denen entlang der Lieferkette Kinder- oder Zwangsarbeit zum Einsatz kam oder wo Lebensmittel absichtlich oder unabsichtlich falsch als „halal“ oder „vegan“ etikettiert wurden. „Es wird Fälle geben, in denen ein Rückruf rechtlich nicht notwendig ist, er aber dennoch angebracht ist. Dies ist ein echtes Geschäftsrisiko, für das sich Unternehmen rüsten müssen“, meint Bentele.

Über Allianz Global Corporate & Specialty

Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) ist die eigene Marke der Allianz Gruppe für Industrie- und Spezialrisiken. Die AGCS bietet Versicherungsschutz und Risikomanagement-Services über das gesamte Spektrum von Spezialversicherung, ART und Firmengeschäft: Marine, Aviation (inkl. Space), Energy, Engineering, Entertainment, Financial Lines (inkl. D&O), Liability, Mid-Corporate und Property (sowie Internationale Versicherungsprogramme).

Weltweit operiert die AGCS in 32 Ländern mit eigenen Einheiten und in mehr als 210 Ländern und Territorien über das Netzwerk der Allianz Gruppe und andere Partner. 2016 beschäftigte sie über 5.000 Mitarbeiter und lieferte Versicherungslösungen für mehr als die Hälfte der Fortune Global 500-Unternehmen. 2016 zeichnete die AGCS weltweit insgesamt 7,6 Milliarden Euro Bruttoprämien pro Jahr.

Die AGCS SE verfügt über die Bonitätsratings AA von Standard & Poor’s und A+ von A.M.Best (2017).

Weitere Informationen finden Sie unter www.agcs.allianz.com oder folgen Sie uns auf Twitter@AGCS_Insurance, LinkedIn und Google+.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Heidi Polke-Markmann
Allianz Global Corporate & Specialty
Tel. +49 89 3800 14303

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