Der Fahrer des VW Golfs gibt Gas. Gleitet direkt auf einen BMW zu. Der steht quer mitten auf der Fahrbahn. Man mag kaum hinsehen. Dann knallt der Golf in die Fahrerseite. Die Tür ist verbeult, der BMW-Fahrer eingequetscht. Jetzt geht alles blitzschnell: Das Smartphone des Golffahrers setzt automatisch einen Anruf an das Notrufcenter ab: Eine Dame fragt, ob es Verletzte gibt und ob der übermittelte Standort stimmt. Dann alarmiert sie einen Rettungswagen. Der fährt kurz darauf mit heulender Sirene auf den Hof des Allianz Zentrum für Technik (AZT) in Ismaning. Vier Sanitäter springen aus dem Wagen, ziehen die lebensgroße Puppe aus dem BMW und versorgen sie mit einer Halskrause. Der Verletzte ist ein Crashtest-Dummy, der Fahrer ein Stuntman.
Fahre vernetzt, fahre sicher
Kleiner Stecker mit großer Wirkung und Geld zurück für sicheres Fahren
Mit dem Crashtest beim Autotag hat die Allianz ihr neues Produkt „SchutzbriefNotruf“ erstmals vor Vertretern der Presse und aus der Automobilindustrie live demonstriert. Seine wichtigste Funktion: Hilfe rufen, wenn es der Fahrer selbst nicht kann. Das funktioniert über einen Unfallmeldestecker im Zigarettenanzünder. In diesem sind Crash-Sensoren verbaut. Über Bluetooth kommuniziert der Stecker mit einer Unfallmelde-App auf dem Smartphone des Fahrers. Auch neu sind die Telematik-Tarife. Einerseits in einer Kooperation mit Opel, bei der Daten direkt aus dem Auto kommen. Andererseits mit einem eigenen Telematik-Baustein: Mit „BonusDrive“ können junge Fahrer bis 28 Jahre bei vorrauschauendem und sicherem Fahrverhalten bis zu 40 Prozent der Jahresprämie in den ersten zwölf Monaten sparen, danach bis zu 30 Prozent. Eine App liefert dem Fahrer in Echtzeit Einblicke ins persönliche Fahrverhalten: Nach der Fahrt gibt sie dem Fahrer Feedback zu seinem Beschleunigungs- und Bremsverhalten, zu Geschwindigkeit und Kurvenfahren. Die Allianz erwartet, dass sich im ersten Jahr bis zu 25.000 Kunden für diesen neuen, innovativen Tarif entscheiden.
Die Vorstellung der neuen Produkte war nur ein Teil des Mottos „Das vernetzte Auto“, unter dem der Autotag stand. Diese Vernetzung führt zu neuen, innovativen Produkten und Services im und am Auto. Auf der Bühne im AZT diskutierten deshalb Vertreter der Automobilindustrie, der Zulieferer, der Politik und der Allianz. Sie alle interessierte: Welche Auswirkung hat das vernetzte Auto auf die Verkehrssicherheit, den Verkehrsfluss und auf alle nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer. Die erste Erkenntnis des Tages: Manfred Knof stellte klar, dass die Hoheit der Daten beim Kunden liegt. Er entscheidet, wem er seine Daten zu welchem Zweck und zu welchen Bedingungen zur Verfügung stellen möchte. „In unseren neuen Telematik-Produkten haben wir darauf geachtet, dass unsere Kunden bereits bei Vertragsabschluss umfangreich informiert werden, was mit ihren Daten passiert“, sagte Manfred Knof.
Fairer Wettbewerb um Daten im Auto
Die zweite Erkenntnis: Der Vorstandsvorsitzende der Allianz Deutschland forderte einen fairen Zugang zu Fahrzeug-Daten für alle Marktteilnehmer. „Die Allianz favorisiert einen standardisierten Zugang, der allen Beteiligten dieselben Rahmenbedingungen für den Datenzugriff bietet. Damit werden die Wahlfreiheit des Kunden und faire Wettbewerbsbedingungen gewährleistet“, sagte Manfred Knof. Doch viele Fragen sind noch offen in Sachen vernetzte Mobilität, etwa bei der Gesetzgebung. Bislang fehlen gesetzliche Regelungen zum Datenzugang und standardisierte Schnittstellen. Hier sind nun die Politiker gefragt. Dorothee Bär, Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, erklärte deshalb beim Autotag: „Deutschland ist Bedenkenträgerland beim automatisierten Autofahren. Wir finden aber, die Chancen überwiegen.“ Davon müssen jetzt in einem weiteren Schritt auch die Kunden, die deutschen Autofahrer, überzeugt werden.
Die dritte Erkenntnis lieferte Manfred Knof auf die Frage: Wer haftet, wenn das Auto in einem hochautomatisierten Modus selbständig mit einem anderen Verkehrsteilnehmer kollidiert? „In Deutschland haftet stets der Halter des Fahrzeugs und zwar unabhängig davon, ob der Fehler bei ihm oder beim Fahrzeug liegt“, sagte Manfred Knof. Damit wurde klar: Das deutsche Haftungssystem reicht bei bisherigen Kenntnisstand völlig aus und ist als Modell für Europa geeignet. Aber wie prüft man, ob tatsächlich ein Produktfehler vorliegt? In diesem Fall sei ein standardisierter Unfallschreiber im Fahrzeug ein möglicher Ansatz, um Unfälle zu rekonstruieren.
Politik, Versicherer und Autobauer glauben an die Zukunft des vernetzten Fahrens
Die Diskussionsrunde beim Autotag hat gezeigt, dass sich Vertreter von Audi, Opel und des Chipherstellers NXP in einem Punkt einig sind: Das Autofahren wird sich in den nächsten fünf Jahren durch die Vernetzung stärker verändern als in den letzten 50 Jahren.
Text: Stephanie Beutel
Dieser Text ist zuerst erschienen auf allianzdeutschland.de.
Vorbehalt bei Zukunftsaussagen
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