Islamische Versicherung: Ein Wachstumsmarkt

Jens Reisch, Allianz Country Manager für Indonesien und CEO von Allianz Life Indonesien, ist zufrieden mit den islamischen Versicherungen, die die Allianz dort anbietet: "Wir haben unser Ziel für 2006 bei weitem übertroffen. Das ermutigt uns, den Bereich Sharia-Versicherung weiter auszubauen."

"Wir organisieren fortlaufend Trainings, um unsere Vertreter für den Vertrieb von Scharia-konformen Versicherungen zu zertifizieren. Heute haben wir landesweit über 2100 zertifizierte Finanzplaner", sagt Reisch. Umfassende Lösungen aus einer Hand sind angesagt: Kunden können Verträge für verschiedene Versicherungsprodukte bei einem einzigen Ansprechpartner oder Versicherungsvertreter abschließen.

Allianz Live Indonesia bietet seit April 2006 Scharia-Versicherungen an. Bis zum Ende des Jahres 2006 verkaufte das Unternehmen über 2200 Policen. Das entspricht Prämieneinnahmen von umgerechnet etwa 1,3 Millionen Euro. Damit hat das Unternehmen doppelt so viele Policen verkauft wie geplant; die Prämieneinnahmen sind sogar dreimal so hoch wie geplant.

Auf einem Pressebriefing in Jakarta: (von links) Srikandi Utami, Petrus Siregar, Jens Reisch und Mohamad Hidayat, Vorsitzender des Sharia-Aufsichtsrats von Allianz in Indonesien

Für 2007 ist Jens Reisch daher ehrgeiziger: "Wir weiten das Scharia-Angebot aus. Beispielsweise bieten wir für einen niedrigen Monatsbeitrag das Sharia Benefit Account. Damit können sich mehr Menschen eine Versicherung leisten. Bald werden wir auch Scharia-konforme private Krankenversicherung anbieten, außerdem arbeiten wir mit unseren Bankpartnern an der Entwicklung einer fondsgebundenen Lebensversicherung", fügt er hinzu.

Mit den neuen Produkten und weiter ausgebauten Vertriebskanälen wagt es Reisch, die Ziele für 2007 anzuheben. "Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Scharia-konformes Neugeschäft 2007 im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln können."

Auch der Sachversicherer der Allianz in Indonesien, Allianz Utama, bietet seit dem zweiten Quartal 2006 Scharia-konforme Versicherungen an. Inzwischen sind fast 200 Haushalts- und 140 Kfz-Versicherungen abgeschlossen worden, die Prämieneinnahmen betragen umgerechnet etwa 110.000 Euro.

"Die Zahlen sind noch niedrig, aber wir sind sehr zufrieden", sagt Victor Sandjaja, CEO von Allianz Utama Indonesia. "Wir sind reibungslos in den Markt eingestiegen und auf dem richtigen Weg, um in diesem Jahr weiteren Erfolg mit dem Scharia-Geschäft zu erzielen." Er sieht "gute Aussichten für Scharia-Versicherungen, aber wir müssen weiter daran arbeiten." Auch die Allianz Utama entwickelt neue Produkte, darunter auch eine Scharia-konforme Unfallversicherung.

Im Nahen Osten, etwa 6500 Kilometer von Indonesien entfernt, konzentriert sich die Allianz Gruppe ebenfalls auf den viel versprechenden Markt für islamische Versicherungen (die auch Takaful genannt werden). Das französische Tochterunternehmen AGF koordiniert das Geschäft in dieser Region und hat vor kurzem "Allianz Takaful" in Bahrain etabliert. "Wir reagieren damit auf den Bedarf und das Marktpotenzial in islamischen Ländern", sagt Hugues de Roquette-Buisson, AGF Regionalmanager für Afrika und den Nahen Osten. "Diese Produkte sind gut geeignet, um die Menschen mit dem Konzept der Versicherung vertraut zu machen."

"Außerdem ist Takaful  ein guter Ansatzpunkt, um unsere Aktivitäten in der Region auszuweiten", fügt er hinzu. Weltweit ist der Markt für Takaful-Versicherungen jährlich um 15 bis 18 Prozent gewachsen, die Prämien erreichen insgesamt etwa 1,7 Milliarden US-Dollar. Das ist allerdings noch weniger als ein Prozent sämtlicher Versicherungsprämien weltweit.

"Bis 2020 könnten die Prämieneinnahmen von Takaful-Versicherungen auf das Zehnfache zunehmen", sagt de Roquette-Buisson. Nach Umfragen der Zentralbank von Bahrain könnten bis zu 70 Prozent des Geschäfts mit Sparplänen, Ausbildungs- und Krankenversicherungen von konventionellen zu Takaful-Produkten wandern – vorausgesetzt, Kundenservice, Qualität und Ertragskraft sind ebenso gut.

Hugues de Roquette-Buisson, AGF Regionalmanager für Afrika und den Nahen Osten

Auch in Saudi-Arabien hat die Allianz erfolgreich das Geschäft aufgenommen. "Assurance Saudi Fransi Cooperative (Taaounia) Insurance company" ist ein Joint Venture zwischen AGF und der Saudi Fransi Bank; im Oktober 2006 erhielt es eine Versicherungslizenz. Das neue Unternehmen wird das bestehenden Versicherungsgeschäft, das im saudischen Markt über das bahrainische AGF-Unternehmen Insaudi betrieben wurde, übernehmen.

Assurance Saudi Fransi wird sowohl im Lebens- als auch im Sachversicherungsgeschäft Takaful-Versicherungen anbieten. Über ein bereits bestehendes Bancassurance-Abkommen mit Saudi Fransi werden schon seit Dezember 2006 Ausbildungs- und Lebensversicherungen angeboten. Know-how und Verwaltung kommen vom libanesischen Allianz Unternehmen, Société Nationale d’Assurances.

AGF und Bank Saudi Fransi haben, wie vorgeschrieben, 31 Prozent des Kapitals an die Börse gebracht – mit Erfolg, denn der Börsengang war deutlich überzeichnet. Nach der Eintragung wird ein Multikanal-Vertrieb mit Vertretern und Maklern aufgebaut.

De Roquette-Buisson sieht die Golfstaaten und speziell Saudi-Arabien als die vielversprechensten Märkte für islamische Versicherungen: "Wenn es gut läuft, hoffen wir, in weitere Länder zu expandieren. In Ägypten bieten wir beispielsweise Versicherungen mit Scharia-konformen Fonds an und denken jetzt über die Einführung vollwertiger Takaful-Versicherungen nach."

Takaful (gemeinsame Garantie), wie die Scharia-konforme Versicherung auch genannt wird, trägt dem Verbot von Zinsen und Wetten im Islam Rechnung. Sie basiert auf einer Gemeinschaft von Versicherten, die nicht nur die Risiken teilen, sondern auch am Gewinn des Versicherers teilhaben - ähnlich den genossenschaftlichen Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit. Die Versicherten zahlen in einen gemeinsamen Fonds ein, der gemäß islamischen Prinzipien angelegt wird. Eventuelle Gewinne werden größtenteils ausgeschüttet; der Versicherer verwaltet den Fonds lediglich und berechnet dafür Gebühren.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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