Zahn um Zahn

In Afrika werden pro Jahr 40.000 Elefanten wegen ihrer Stoßzähne getötet. Schauspieler und Umweltschützer Hannes Jaenicke ist mit seinem Kamerateam nach Kenia gereist, um tieferen Einblick in das dunkle Geschäft mit Elfenbein zu bekommen. Im Interview berichtet Jaenicke von seinem „Einsatz für Elefanten“, menschlichen Abgründen und unerschütterlicher Hoffnung. 

 

Herr Jaenicke, als sich die Weltgemeinschaft 1989 auf ein Handelsverbot von Elfenbein geeinigt hatte, schien die Zukunft der Elefanten gesichert. 26 Jahre später steht der größte Landsäuger der Erde wieder kurz vor der Ausrottung. Wie konnte es soweit kommen?

 

Weil nach 1989 Ausnahmeregelungen für den Handel mit altem Elfenbein aus Lagerbeständen beschlossen wurden. Das hatte fatale Folgen. Denn altes und neues Elfenbein sind nur schwer zu unterscheiden. Für ein Kilogramm Elfenbein werden in Asien derzeit 10.000 Euro hingeblättert. Je weniger Elefanten leben, umso höher steigt sein Preis. Damit spielt das „weiße Gold“ in einer Liga mit Platin, Gold und seltenen Erden. Elfenbein ist ein unfassbar flexibles Material. Es nennt sich auch das Plastik des Altertums. Deswegen war es schon zu ägyptischen Zeiten ein wahnsinnig begehrtes Material. Später waren es die europäischen Kolonialmächte, die die Elefanten aufgrund ihrer Gier nach Elfenbein schon einmal an den Rand des Aussterbens gebracht hatten. Heute sind die Hauptkonsumenten in Asien, vor allem in China und Japan. Auf ihm gründet sich der Ruhm der filigranen japanischen Schnitzkunst. Dann hat es leider auch eine Rolle in der Chinesischen Medizin gespielt, wo geglaubt wird, dass ein zerriebenes Nashorn oder eben ein Stoßzahn potent, schön und immun macht. Es wird pulverisiert angeblich auch gegen Krebs eingesetzt. Wie sprechen hier von einer Doppelbedrohung für die Spezies. Einerseits wird Elfenbein zu Kunst und fragwürdigen Heilmitteln verarbeitet. Andererseits wird aus ihm Nippes, edler Schnickschnack. Ein Chinese, der was auf sich hält, isst eben mit Stäbchen aus Elfenbein. Genauso wie die iPhone-Hülle, die muss natürlich auch aus Elfenbein sein. Wenn wir diese Nachfrage nicht stoppen, leben in 10 Jahren keine Elefanten mehr in Afrika.

 

Warum hat der illegale Elfenbeinhandel mittlerweile eine sicherheitspolitische Dimension erreicht?

 

Es wird ja immer gesagt, dass es sich dabei um ein Tierschutzproblem handelt. Aber die einzigen, die kapiert haben, dass es sich dabei um ein Sicherheitsproblem handelt, sind die Amerikaner. Wie Hillary Clinton sagte: „Ivory is a matter of national security” – Elfenbein ist eine Frage der nationalen Sicherheit. Und das stimmt. Weil sich Terrorgruppen wie Boko Haram, Lord's Resistance Army und wie sie alle heißen über Elfenbein finanzieren. Denen könnte man den Geldhahn faktisch zudrehen, wenn man den Handel illegal machen würde. Nicht nur der Handel, sondern auch der Besitz von Elfenbein muss illegal werden. Die Afrikaner selbst werden ausgebeutet. Sie lieben ihre Natur, können sich aber gegen das grausame System nicht wehren. Solange ein Farmer mehr Geld für einen gewilderten Stoßzahn bekommt, als für 15 Jahre reguläre Arbeit, wird auch das Töten weitergehen. Umso beeindruckender ist der unermüdliche Einsatz all der Ranger und Wissenschaftler, die ich während der Dreharbeiten getroffen habe.

 

Was können wir also tun, um diese blutige Raserei zu stoppen?

 

Ich komme aus der TV-Branche. Was ich als Umweltaktivist tun kann, ist, mein eigenes Medium zu bespielen. TV wird zwar immer totgesagt, aber es hat immer noch eine starke Wirkung. Ein Beispiel: ich habe vor ein paar Jahren auch einen Film über die grausame Jagd auf Haie gedreht. Ein Rewe-Manager hat den Film gesehen. Wenig später traf ich ihn auf einer Nachhaltigkeitsveranstaltung. Er kam auf mich zu und sagte mir: „Herr Jaenicke, ich habe ihren Film über die Überfischung gesehen. Seitdem gibt es bei uns nur noch MSC-zertifizierten Fisch“ [MSC ist ein Umweltsiegel für nachhaltige Fischerei des Marine Stewardship Council, Anm. d. Red.]. Rewe, einer der größten Lebensmittelhändler Deutschlands. Das war ein totaler Sieg.

Christof Schenck, Geschäftsführer Zoologische Gesellschaft Frankfurt, Lutz Spandau, Geschäftsführer Allianz Umweltstiftung und Hannes Jaenicke.
Christof Schenck, Geschäftsführer Zoologische Gesellschaft Frankfurt, Lutz Spandau, Geschäftsführer Allianz Umweltstiftung und Hannes Jaenicke.

Hannes Jaenickes preisgekrönter Film „Im Einsatz für Elefanten“ wurde im Rahmen der Naturfilm-Bühne im Münchner Auditorium der Allianz SE gezeigt. Mit dieser Veranstaltungsreihe hat die Allianz Umweltstiftung ein Forum für herausragende Naturfilme eingerichtet: Naturfilme, die brisante Umweltthemen aufgreifen, bedrohte Landschaften oder Arten präsentieren und Beispiele für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt zeigen. Damit soll ein Beitrag zur Sensibilisierung für den Umwelt- und Naturschutz geleistet werden.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Nicolai Tewes
Allianz SE
Tel.: +49.89.3800-4511
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