Klimakonferenz: Ein Wandel von unten

Die Klimawandelkonferenz der Vereinten Nationen in Lima, Peru endete 32 Stunden später als geplant. Teilnehmer Karsten Löffler, Geschäftsführer von Allianz Climate Solutions, erklärt warum sowohl am Verhandlungstisch und auch darüber hinaus Fortschritte erzielt wurden.

 

Wahrer Wandel oder warme Worte: Wieviel Veränderung können wir als Ergebnis der Konferenz in Lima erwarten? 

 

Karsten Löffler: Lima war ein äußerst wichtiger Schritt auf dem Weg zur COP21, der UN-Klimakonferenz im kommenden Jahr in Paris, deren Ziel ein globales Klimaabkommen ist. Die gute Nachricht ist, dass sich die über 190 Länder überhaupt einig werden konnten. Die schlechte Nachricht: Obwohl das neuerlich beschlossene Emissions-Abkommen zwischen den USA und China zuversichtlich stimmte, sahen wir ein Wiederaufleben der jahrzehntealten Aufteilung der Welt in Industrienationen und andere, ärmere Länder. Wobei es Zeichen gibt, dass die Kluft sich in den kommenden Jahren verringern könnte. Aber fernab des Verhandlungstisches beobachte ich einen wichtigen Wandel in der Einstellung. Bereits jetzt haben etwa 40 Länder und Regionen einen Preis für Kohlendioxidemissionen eingeführt. In einer Veranstaltung mit Ban Ki Moon, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, betonten Führungskräfte aus der Industrie- und Finanzwelt erneut ihre Unterstützung für die Initiative der Weltbank, weltweit einen Preis für Kohlendioxidemissionen festzulegen. Regierungsnahe Pensionsfonds sind die entschiedensten Befürworter der Initiative, da sie Kohlendioxid als eines der größten Risiken in einem langfristig ausgerichteten Anlageportfolio betrachten.

 

 

Welche Chance hat die Initiative zur Kohlendioxid-Bepreisung Ihrer Ansicht nach auf Dauer?

 

Die Initiative wird bereits von über 70 Regierungen und mehr als 1.000 Unternehmen unterstützt. Selbst Kanzlerin Angela Merkel unterstützt sie. Der Beschluss beim nächsten Klimagipfel in Paris wird vermutlich den Ländern nicht vorschreiben können, wie sie die Reduzierung ihrer Emissionen zu erreichen haben. Gleichzeitig wollen jedoch viele Regierungen und Unternehmen eine Veränderung sehen. Viele Akteure arbeiten bereits gemeinsam daran, ein globales Modell für einen einheitlichen Kohlendioxid-Preis festzulegen. Man kann sagen, es ist ein Wandel von unten nach oben. Der internationale Prozess täte gut daran, diesen Ruf nach Veränderung weitest möglich zu fördern.

 

 

Viele der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder sind gleichzeitig die ärmsten dieser Welt. Wie können Investment- und Versicherungsunternehmen wie die Allianz diese Regionen unterstützen?

 

Versicherungen spielen eine tragende Rolle bei der Einschätzung und beim Transfer von Risiken. Rückversicherungsunternehmen haben bereits damit begonnen, nationalen und lokalen Regierungen bei der Beurteilung und Beherrschung ihrer klimabedingten Risiken unter die Arme zu greifen. Das muss noch weiter ausgebaut werden: Wir müssen Vertrauen aufbauen und uns um engere Zusammenarbeit mit nationalen Regierungen bemühen. Einige gute Beispiele gibt es bereits. Die African Risk Capacity etwa hilft Staaten der afrikanischen Union dabei, sich auf Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen vorzubereiten. Oder auch die Wetter- und Ölpreisversicherung der Weltbank für das staatliche Wasserkraftunternehmen in Uruguay. Das ist jedoch nur der Anfang. Die Allianz Risk Transfer stellt jetzt schon erfolgreich ihr umfassendes Fachwissen im Umgang mit Wetterrisiken zur Verfügung. Allerdings besteht noch immer eine Lücke zwischen den Gesamtverlusten und -schäden und dem, was tatsächlich versichert ist, insbesondere in Entwicklungsländern. Zur Schließung dieser Lücke bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung des Privatsektors, der Regierungen und der Entwicklungsagenturen. Jetzt ist es an der Zeit, aktiv zu werden, denn das Ausmaß der Schäden durch Extremwetterereignisse wird sich im Zuge des Klimawandels noch vergrößern.

Karsten Löffler: "Jetzt ist die Zeit, aktiv zu werden".
Karsten Löffler: "Jetzt ist die Zeit, aktiv zu werden".

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen
 

Nicolai Tewes
Allianz SE
Tel. +49.89.3800-4511
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