Bernd Mayländer: "Man muss seine Grenzen kennen"

Allianz.com News: Sicherheit ist bei der Formel 1 eines der zentralen Themen. Als Saftey Car-Fahrer sind für dieses Thema maßgeblich mit verantwortlich. Wie sehen Sie ihre Rolle innerhalb der Formel1?

Bernd Mayländer: In unserem Team um den Renndirektor Charlie Whiting sind wir für die Sicherheit in der Formel 1 zuständig. Das Safety Car ist an einem Rennwochenende das erste Fahrzeug auf der Rennstrecke, und es werden Fahrzeug, die Funk- und GPS-Systeme sowie die Kameraeinstellungen überprüft. Während eines Rennens stehe ich in engem Kontakt mit der Race Control, um im Notfall sofort in das Renngeschehen eingreifen zu können, um die Sicherheit auf und um die Strecke gewährleisten zu können.

Wie genau sorgen Sie für Sicherheit während eines Rennens? 

Mayländer: Laut Reglement der Fédération International de l’Automobile (FIA) komme ich immer dann zum Einsatz, "wenn eine unmittelbare Gefahr besteht, die Umstände aber keinen Rennabbruch erforderlich machen", also zum Beispiel nach einem Unfall oder bei heftigen Regenschauern. Ich setze mich an die Spitze des Feldes und führe es mit gedrosseltem Tempo so lange um den Kurs, bis die Gefahrensituation vorbei ist. Alle Autos, beginnend mit dem Spitzenreiter, müssen sich wie an einer Perlenkette hinter dem Safety Car aufreihen. Überrundete Autos, die zwischen zwei in einen Zweikampf verwickelten Fahrzeugen liegen, werden nach hinten durchgereicht. Ich bleibe so lange auf der Strecke, bis die Gefahrensituation bereinigt ist. 

Wie beurteilen Sie die Sicherheitsstandards in der Formel 1? 

Mayländer: Im Gebiet der Sicherheit hat sich in der Formel 1 in den letzten Jahren Einiges getan - egal von welchem Bereich man spricht, vom Fahrzeug, über die Rennstrecke oder über den Ablauf einer Safety-Car-Phase. Innerhalb der FIA gibt es unterschiedliche Abteilungen, die sich um die Sicherheit in der Formel 1 kümmern.

Es gibt viele Regularien, die in Zusammenarbeit mit den Teams entstehen. Dieser intensive Austausch mit den Fahrern trägt dazu bei, das generelle Sicherheitslevel der Formel 1 stetig zu erhöhen. Ich glaube wir sind bereits heute auf einem sehr hohen Niveau, welches wir aber in Zukunft noch weiter erhöhen möchten! 

Bernd Mayländer: "Wir sind heute auf einem sehr hohen Sicherheitsniveau"

Das Safety Car im Einsatz auf der Rennstrecke

Sicherheit hängt wesentlich mit Risiko zusammen. Was bedeutet Risikomanagment für Sie persönlich, wie beugen Sie Risiken vor?

Mayländer: Risikomanagement bedeutet für mich persönlich, dass man durchaus an seine Grenzen gehen kann. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man seine Grenzen kennt – und zwar nicht nur seine sondern auch die seines Fahrzeugs. Dies gilt sowohl in der Formel 1 als auch im Straßenverkehr.

Zum Abschluss: Welche Tipps haben Sie für alle anderen Teilnehmer am Straßenverkehr?

Mayländer: Besonders wichtig ist meiner Meinung nach das korrekte Anlegen der Sitzgurte – für Fahrer, Beifahrer und insbesondere für Kinder. Im Falle eines Unfalles können sie den ausschlaggebenden Unterschied machen.

Außerdem ist es sehr wichtig, dass man sich auf das Autofahren voll konzentriert. Die überall lauernde Ablenkung im Sinne von Mobiltelefonen, Radios, etc. führt oft dazu, dass der Fokus nicht mehr auf dem Autofahren liegt. Rennfahrer hingegen sind absolut konzentriert auf das Fahren – dieser Fokus sollte sich auch im normalen Straßenverkehr wieder etablieren.


Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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