Läuft die Entwicklung in Europa ähnlich?
Dieser rapide Alterungsprozess den Japan durchlebte spiegelt sich deutlich in Indikatoren wie dem Anteil älterer Menschen im Verhältnis zur arbeitenden Bevölkerung (dem Altersabhängigkeitsquotienten) wieder. Noch bemerkenswerter ist der Vergleich mit anderen Ländern. Die interaktive PROJECT M Grafik "Demografische Erkenntnisse" veranschaulicht die steigende Zahl älterer Japaner sowie andere demografische und gesamtwirtschaftliche Daten.
Das Ausmaß der Überalterung der japanischen Gesellschaft zeigt ein Vergleich mit Frankreich, wo sich der Anteil der über 65-Jährigen erst im Lauf von 115 Jahren (1865-1980) verdoppelt hat - von sieben Prozent auf 14 Prozent. Aufgrund dieser Entwicklung hatte Frankreich - wie viele andere Industriestaaten auch – mehr Zeit, um sich auf seine alternde Gesellschaft vorzubereiten.
Ein warnendes Beispiel für andere Länder in Asien
Das rapide Altern der japanischen Gesellschaft ist ein warnendes Beispiel für andere asiatische Nationen, die ähnlich schnell altern. Gleichzeitig können diese Länder jedoch auch viel von Japan lernen. Von der Türkei bis Malaysia werden die meisten Länder keine 25 Jahre Zeit haben, um ihre Altersversorgungsträger an die Bedürfnisse einer überalterten - anstatt einer alternden - Gesellschaft anzupassen.
Dennoch ist der demografischen Wandel kein Grund für übertriebenen Pessimismus. Selbst wenn es sich belastend auf die Sozialversicherungssysteme auswirkt, bietet Altern laut John Beard, der das Department of Aging and Life Course bei der Weltgesundheitsorganisation leitet, auch Chancen. "Es gibt 85-Jährige in unwahrscheinlich stressigen Jobs, die außergewöhnlich gesund sind und im Grunde genommen genauso viel leisten wie 35-Jährige."
Das Abrutschen Japans im Allianz Pension Sustainability Index (PSI) hängt eng mit der rapiden Alterung der Bevölkerung zusammen. Vorläufige Ergebnisse des Updates des PSI (Aktualisierung zu einem späteren Zeitpunkt dieses Jahres) zeigen, dass Japan eine weitere Abnahme in Sachen Nachhaltigkeit seines Rentensystems verzeichnete und das dieser Abstieg sich sehr wahrscheinlich auch zukünftig fortsetzen wird.
Als der PSI 2009 zu ersten Mal veröffentlicht wurde, lag Japan noch auf dem 30. Platz, fiel jedoch schon 2011 auf den 40. Rang zurück. 2014 steht Japan im PSI an drittletzter Stelle. Nur die Rentensysteme in Brasilien und Thailand sind noch weniger nachhaltig. Und der außergewöhnlich hohe Schuldenstand am BIP von 238 Prozent (laut Statistiken des Internationalen Währungsfonds) verschlimmert Japans Situation noch.
Großzügige Rentenzahlungen? Unwahrscheinlich!
Heute kommen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt auf jeweils 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter ca. 42 Menschen, die 65 Jahre alt oder älter sind. Bereits im Jahr 2023 wird das Verhältnis der über 65-Jährigen zu den Erwerbsfähigen bei 50/100 liegen – anders ausgedrückt, zwei japanische Arbeitnehmer müssen einen Japaner im Rentenalter unterstützen. Angesichts dieses Altersquotienten ist es unwahrscheinlich, dass die versprochenen, relativ großzügigen Renten auch so ausgezahlt werden.
Getrieben durch sinkende Geburtenzahlen und die steigende Lebenserwartung halten die Probleme in Japan, die durch Überalterung verursacht werden, weiter an. Zum Zeitpunkt der Geburt liegt die Lebenserwartung für Frauen in Japan bei fast 87 Jahren – das sind vier Jahre mehr als Frauen in Großbritannien.
Andererseits gehört mit 1,41 Kindern pro Frau, die Fertilitätsrate in Japan zu den niedrigsten der Welt. Somit wird die japanische Bevölkerung bis zum Jahr 2050 um 15 Prozent sinken.