Nach dem Erdbeben: Wiederaufbau in der Türkei

Im Oktober 2011 traf ein Erdbeben der Stärke 7,1 die Region Van im Südosten der Türkei. Eines der am schlimmsten betroffenen Dörfer war Mollakasim, wo nicht nur viele Häuser einstürzten, sondern auch die Ambulanz und die Schule. Zusammen mit der Allianz Global Assistance Turkey und der Allianz SE machte es sich Allianz Turkey zur Aufgabe genau hier zu helfen.

Nach fast einem Jahr Planung und Bauarbeiten wurden die neue Schule sowie die Ambulanz und eine Unterkunft für Lehrer und Pflegekräfte fertiggestellt. Allianz4Good begleitete das Projekt von Anfang an und Katja Oristanio, Manager im Bereich Corporate Citizenship, reiste zur Eröffungsfeier in die Türkei. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.

Kein Anblick für Touristen

Als ich aus dem Flughafengebäude in Van trete, erblicke ich zum ersten Mal die majestätische Berglandschaft, eigentlich eine Touristenattraktion. Doch die Infrastruktur hat unter dem Erdbeben stark gelitten. Der Flughafen selbst ist noch eine halbe Baustelle und auf der Busfahrt nach Mollakasim sehen wir noch überall die Auswirkungen des Bebens. Mollakasim ist ein kleines Dorf nahe der Stadt Van, das vom Erdbeben letzten Oktober besonders stark betroffen war. Gleich nach dem Erdbeben schlossen sich die türkischen Regierungsbehörden mit den internationalen und türkischen Föderationen der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften zusammen und bauten 2.000 Containerhäuser für die Menschen, die am stärksten unter dem Beben gelitten hatten.

Auf unserem Weg ins Zentrum des Dorfes kommen wir an diesen Containern und Zelten vorbei, in denen noch immer viele Menschen provisorisch untergebracht sind. Sie haben alles verloren. Ihre Häuser liegen nach wie vor in Schutt und Asche – der Wiederaufbau hat noch nicht begonnen. Anders als in der Stadt Van, wo die Instandsetzung reibungslos vorangeht, sieht es in den entlegenen ländlichen Gegenden immer noch so aus, als hätte sich das Erdbeben erst gestern ereignet. Niemand weiß, wie lange es noch dauern wird, ehe die Bewohner neue Häuser beziehen können oder die Straßen wieder benutzbar sind.

Erster Meilenstein

In Mollakasim hat man jedoch wenigstens durch den Wiederaufbau der Schule und der Ambulanz erste Fortschritte gemacht. Bis jetzt kannte ich die Gebäude nur aus Projektbeschreibungen und Budgetplänen – jetzt stehe ich direkt davor.

Die Schule verfügt über zwei Klassenzimmer und für jedes Kind sind ausreichend Materialien vorhanden. Computer wurden bereits versprochen. Das neue Schulgebäude erfüllt aber noch einen zweiten wichtigen Zweck. Da es Katastrophenschutzstandards entspricht, ist es für die Anwohner im Katastrophenfall ein sicherer Zufluchtsort.

„Indem wir eine Schule, eine Ambulanz und eine Unterkunft für Lehrer und Pflegekräfte bauen, sichern wir die Ausbildung der Kinder von Mollakasim und decken einen wichtigen Bedarf in der Gemeinde. Das ist nicht nur für sich eine gute Sache, sondern auch zweckmäßig und nachhaltig“, sagt Alexander Ankel, Vorstandsvorsitzender der Allianz Turkey. Ankel hat den Spielplatz hinter der Schule sogar aus eigenen Mitteln finanziert. Es reichte ihm nicht, dass die Gelder nur für Unterrichtsmaterialien, nicht aber für Spielgeräte ausreichten.

Diese pragmatische Einstellung gab es unter den am Projekt Beteiligten öfters. So hat etwa Ahmet Turul, ehemaliger CFO der Allianz Turkey und nun Mitglied des Aufsichtsrates, seinen gesamten Urlaub in Van verbracht und selbst Hand angelegt, damit die Schule rechtzeitig und nach höchsten Standards fertiggestellt werden konnte. Er stammt selbst aus der Region und seine Augen leuchten stolz als er auf die fertige Schule blickt.

Alle Einwohner von Mollakasim sind zur Eröffnungsfeier gekommen. Glückliche Schüler erkunden ihre neues Gebäude: „Ich freue mich wirklich über unsere neue Schule“, sagt ein Junge. Aus Kindermund mag das zwar ungewohnt klingen, aber in diesem Fall ist es absolut glaubhaft. Der Lehrer stimmt zu: „Wir wünschen uns, dass die Kinder die Auswirkungen des Erdbebens vergessen können und froh und glücklich leben können.“

Es wird noch lange dauern bis die Wunden der Region vollständig verheilt sind, aber es wurde ein erster, erfolgreicher Schritt zum Wiederaufbau der Gemeinschaft getan – und das stimmt mich optimistisch für die Zukunft.

 

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Cecilia Goutmann
Allianz4Good
Tel. +49.89.3800-15389
E-Mail senden