Ruhestand mit Motto

'Und wenn wir alle zusammenziehen?' fragen sich fünf Baby Boomer, die im gleichnamigen französischen Film von 2011 mit Jane Fonda ihre unterschiedlichen Altersprobleme bewältigen müssen.

"Warum nicht?" würden wohl die meisten ihrer Altersgenossen heutzutage antworten. Und: "Wagt es ja nicht, mich in ein Altersheim zustecken."

Statt in ein Altersheim zu gehen, ziehen Jane Fonda und ihre Freunde zusammen, sind füreinander da und können so ein relativ selbstbestimmtes Leben führen. Diese Art von sozialem Netzwerk ziehen die meisten älteren Menschen in ihrem Lebensabend einer institutionalisierten Pflege vor.  

Laut einer Studie des deutschen Meinungsforschungsinstituts Emnid würden sich circa zwei Drittel der über 50-Jährigen in Deutschland im Alter ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden wünschen. Aber geeignete, barrierefreie Wohnungen sind Mangelware.

Nach Experten-Schätzungen werden bis 2025 allein in Deutschland weitere zwei Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt, die mit Liften und Notrufen zu Ärzten oder Krankenhäusern ausgestattet sind, um die bis dahin erwarteten 20 Prozent Haushalte mit über 70-Jährigenzu versorgen.

Ruhestand mit Motto -zum Beispiel in Form von Wohngemeinschaften für ältere Country & Western Musiker, die über Aufnahmestudios und Veranstaltungsräume verfügen

Selbst wenn das Geld für den Bau oder die Nachrüstung solcher Wohnungen zur Verfügung stünde, wäre es bei weitem kostengünstiger und effizienter, Versorgungsmodelle wie betreute Wohngemeinschaften zu fördern.

Daher kündigte Deutschlands Gesundheitsminister Daniel Bahr kürzlich an, 30 Millionen Euro für die Nachrüstung von zum Beispiel Badezimmern und Aufzügen zur Verfügung zu stellen, um Häuser und Wohnungen altersgerechter zu gestalten. Verglichen mit der Finanzierung von Pflegheimen kämen 100.000 solcher altersgerecht umgebauter Wohnungen schätzungsweise bis zu zwei Milliarden Euro billiger, wie Walter Rasch, Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, 2011 in einem Artikel für Die Welt Online erklärte.

Selbstverständlich ist staatliche Unterstützung gern gesehen, aber viele Ältere wollen keine einheitlichen vom Staat finanzierten statischen Lebensmodelle. Sie wollen nach ihren eigenen Vorstellungen leben. Die Mehrheit der betuchten über 50-jährigen Amerikaner freut sich laut der Studie "Die Strategien der wohlhabenden 50+ Generation in den Vereinigten Staaten" von Allianz Global Investors  auf einen angenehmen Ruhestand mit Reisen und vielen anderen Aktivitäten.

Für immer mehr der 78 Millionen Baby Boomer in den USA, die sich dem Ruhestand nähern oder ihn bereits genießen, bedeutet das, sich in Wohngemeinschaften niederzulassen, die unter einem bestimmten Motto stehen und speziell auf ihre Interessen und Bedürfnisse zugeschnittenen sind.

So gibt es zum Beispiel Wohngemeinschaften für ältere Country & Western Musiker, die über Aufnahmestudios und Veranstaltungsräume verfügen oder Wohngemeinschaften für schwule und lesbische Ruheständler. Es gibt auch sogenannte 'universitäre' Gemeinschaften, in denen die Bewohner Studienkurse belegen oder an Sportveranstaltungen teilnehmen. Es gibt sogar Wohngemeinschaften, die sich auf tiergestützte Therapie für Demenzkranke spezialisiert haben.  

"Wir reden über eine Generation, die 12 verschiedene Arten von Coca-Cola erfunden hat", erklärt Andrew Carle, Gründungsdirektor des Programms der Seniorenwohnungsverwaltung an der George Mason Universität im Time Magazine. "Sie werden sich nicht mit nur einer Art von Senioren-WG begnügen."

Laut Time gibt es bereits 100 solcher Motto-Gemeinschaften in den USA, die alles bieten, vom normalen Wohnen bis hin zu ständiger Betreuungoder qualifizierter Pflege – ganz nach Bedarf der Bewohner.

Natürlich kann es sich nicht jeder leisten, so wählerisch zu sein. So glaubt nur jeder siebte Brite laut einer Umfrage der National Association of Pension Funds (NAPF), genügend Geld für einen angenehmen und sorgenfreien Lebensabend zu haben.

Laut einer Studie der Future Foundation über die Rentenentwicklung in Großbritannien haben 2010 nur 8,3 Millionen Arbeitnehmer Beiträge für eine betriebliche Alterversorgung gezahlt - der niedrigste Stand seit 1956 - und die Beschäftigten des privaten Sektors scheinen noch unangemessener auf ihre Altersversorgung vorbereitet zu sein, als die im öffentlichen Dienst Beschäftigten.

Manche Teilnehmer der Studie hatten Schwierigkeiten, private Vorsorge- und Pflegeplanung zu verstehen und zu betreiben. Die meisten gaben jedoch an, sie sich einfach nicht leisten zu können.

Steigende Lebenshaltungs- und Gesundheitskosten auf der einen Seite und fallender Rentenwert auf der anderen sind eine bedrückende Kombination, zu der erschwerend hinzukommt, dass die staatlichen Altersversorgungssysteme nicht einmal annähernd einen sorgenfreien Lebensabend garantieren können.

Dementsprechend gab ein Drittel der von der NAPF Befragten an, sie würden sich eher irgendwo im Ausland, wo es billiger ist, zur Ruhe setzen, als noch mehr in eine Rente zu investieren, mit der sie in ihrer Heimat vielleicht gerade so über die Runden kommen.

Kein Wunder, dass letztes Jahr ein anderer Senioren-Film einen so großen Erfolg in Großbritannien feierte. In 'The Best Exotic Marigold Hotel' werden finanzschwache Pensionäre angelockt, ihren Lebensabend in einem indischen Palast zu verbringen. Genau wie in dem französischen Pendant schließen sie sich zusammen und meistern gemeinsam die Schwierigkeiten. Millionen Menschen denken ganz ähnlich.

 
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