Innovation im Kräutergarten

Allianz und Infarm sind Unternehmen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Das eine ist eine der weltgrößten Versicherungsgesellschaften und begann 1890, das Risiko anderer zum Geschäftsmodell zu machen. Das andere ein Start-up, das seit 2013 auf dem Weg ist, die städtische Lebensmittelversorgung zu revolutionieren.

 
Infarm

Photo courtesy: Markus Burke

Bernd Heinemann: Ich habe gerade ein paar Blätter Ihres Thai-Basilikums gepflückt und probiert. Die schmecken mir richtig gut, sehr intensiv!

Osnat Michaeli: Das freut mich. Damit haben Sie schon unser wichtigstes Ziel beschrieben: Der Geschmack soll Kunden begeistern, sie sollen unmittelbar spüren, wie frisch unsere Ware ist.


Heinemann: Sie betreiben „Urban Farming“ nicht wie viele hippe Berliner als Hobby, sondern als Geschäft. Wie kann ich mir das vorstellen?


Michaeli: Wir bringen Landwirtschaft in die Stadt. Unsere Kunden, vor allem Supermärkte und Restaurants, bekommen durch uns die Möglichkeit, ihren Kunden und Gästen superfrische biologische Kräuter, Salate und Gemüse anzubieten – und das ohne Pestizide, ohne Verpackungsmüll, dafür zu 100 Prozent aus der Region, mit dem kürzesten Weg zum Verbraucher.

 
Bernd Heinemann (rechts), Vorstand der Allianz Deutschland, im Gespräch mit Osnat Michaeli, Mitbegründerin von Infarm.

Photo courtesy: Markus Burke

Heinemann: Klingt aufwendig. Ist das für Kunden teuer?

Michaeli: Wir sind so günstig wie Biogemüse. Manche Kosten haben wir
gar nicht, schließlich steht unser „Feld“ gleich dort, wo der Verbraucher
ist – der Transport fällt also weg. Unsere Vision ist es, die urbane Lebensmittelversorgung zu revolutionieren und die Lieferketten im Gemüsemarkt auf ein Minimum zu reduzieren.

Heinemann: Was war Ihr Antrieb, aus der Vision eine Firma zu machen?

Michaeli: Meine Mitgründer Guy und Erez und ich hatten den Traum, möglichst selbstversorgend zu leben. Für Stadtkinder wie uns ist das nicht einfach. Guy hat chinesische Medizin studiert und als Koch gearbeitet, Erez und ich kommen aus der Filmindustrie. Gemeinsam haben wir eine Lösung entwickelt, die uns der Selbstversorgung näher bringt.


  

Prioritäten beim Essen
Hier wachsen Infarm Kräuter

Photo courtesy: Merav Maroody

Heinemann: Sie kommen aus Israel. Was hat Sie nach Berlin verschlagen?

 

Michaeli: In Israel hätte es für das Projekt keinen Grund gegeben: Alles wächst draußen und wird lokal verkauft. In Berlin aber kommt Obst aus Spanien oder Italien. Außerdem ist Berlin start-up-freundlich, man ist offen für neue Ideen.

 

Heinemann: Mich fasziniert das. Wenn Sie damit ein latentes Bedürfnis der Menschen treffen, kann das eine große Sache werden. Bei Versicherungen war das Ende des 19. Jahrhunderts so. Sie waren längst nicht so verbreitet wie heute. Zur richtigen Zeit ein echtes Bedürfnis zu adressieren, kann eine Revolution auslösen. Die Anfänge der Allianz waren geprägt von Wachstum und Innovation. Zwei Dinge waren dabei besonders wichtig herauszufinden: Was genau ist das Bedürfnis des Kunden, und wie kann daraus ein marktfähiges Angebot gemacht werden.


  

Investitionen in Start-ups

Michaeli: Wie wichtig die Nähe zu den Kunden ist, spüren auch wir als junges Unternehmen ganz stark. Wir entwickeln immer im direkten Kontakt mit Kunden. Braucht ihr das, schmeckt euch das? Wenn ich an unsere ersten Versuche daheim im Wohnzimmer zurückdenke … auch da war immer die Frage: Will das einer?

 

Heinemann: Es wirkt, als wären Sie schon auf der dritten oder vierten Entwicklungsstufe. Jetzt müssen Sie Ihr Geschäft skalieren und wachsen.

 

Michaeli: Da haben Sie recht. Deshalb arbeiten wir mit großen Firmen zusammen. Wir haben unter anderem Edeka und Metro als Partner gewonnen. Hier sind wir bereits in vielen Filialen mit unseren Farmen vertreten.

 
Ballungsräume als Vorreiter

Heinemann: Dass Sie sich große Partner gesucht haben, um zu wachsen, ist sinnvoll. Bei uns verhält es sich genau umgekehrt. Wir arbeiten mit kleinen, innovativen Partnern zusammen oder beteiligen uns an ihnen. Das können auch Versicherungs-Start-ups sein.

 

Michaeli: Sie arbeiten also mit Unternehmen zusammen, bei denen es sich streng genommen um Wettbewerber handelt?

 

Heinemann: In einer vernetzten Welt sind neue Partnerschaften einfach notwendig. Manche Innovationen sind alleine nicht zu schaffen. Ihre Zusammenarbeit mit der Metro ist ein tolles Beispiel. Es profitieren beide Seiten: Sie durch die Vertriebskanäle und Finanzstärke des großen Partners und der wiederum durch Ihre Ideen und Herangehensweisen. Wie gestaltet sich denn Ihre Zusammenarbeit mit der Metro genau?

 

Michaeli: Wir bewirtschaften unsere Anlagen bei der Metro selbst. Einer unserer Mitarbeiter kümmert sich regelmäßig um die Pflanzen und die Technik. Er pflückt und verpackt die reifen Produkte für den Verkauf. Dafür erhalten wir von der Metro eine Gebühr. Und wir bekommen unmittelbar Feedback, was wie gut funktioniert.

 

Dieser Artikel erschien zuerst im Allianz Kundenbericht von Allianz Deutschland. Alle Rechte vorbehalten.

 

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

 

Dominik Speidel
Allianz Deutschland
Tel. +49 89 3800 67341

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