Drei Stellschrauben: Länger arbeiten, flexibler arbeiten, Einwanderung
Die betroffenen Länder haben aus Sicht von Demografie-Expertin Miksa drei Möglichkeiten, die Auswirkungen des Alterungsprozesses auf das Einkommen zu mildern: „Die Menschen könnten länger arbeiten oder es gelingt, ihre Produktivität zu steigern. Dies wird heute zum Beispiel schon in Japan durch den verstärkten Einsatz von Robotern praktiziert. Drittens können Anreize bestimmte Gruppen motivieren, wieder oder mehr zu arbeiten, zum Beispiel Frauen, ältere Menschen und Einwanderer. So könnten wir ein flexibles Renteneintrittsalter einführen, statt an einem starren festzuhalten.“
So hat International Pensions unter anderem ausgerechnet, was es für die Volkswirtschaft bedeuten würde, wenn Frauen bis 2030 so häufig erwerbstätig sind wie Männer heute: Demnach würde die Erwerbsbevölkerung bis zum Jahr 2022 um zwei Millionen Personen steigen. Dadurch könne der demografiebedingte Verfall des Wohlstands aufgehalten werden: Zwar würde das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf langfristig weiter sinken, allerdings erst nach 2024. Ohne die zusätzliche Erwerbsarbeit unter Frauen könne es bereits ab dem kommenden Jahr sinken.
Gesellschaft muss umdenken
Miksa hält ein gesellschaftliches Umdenken für notwendig: „Wir haben gute Voraussetzungen geschaffen, mit denen wir den Arbeitsmarkt, die sozialen Sicherungssysteme und die Ausbildungsinstitutionen auf eine stark alternde Bevölkerung vorbereiten. Aber wir nutzen sie nicht ausreichend. Dazu trägt die in vielen Unternehmen immer noch stark ausgeprägte Orientierung an jungen Hochqualifizierten bei. Laufbahnprofile mit systematischer Weiterentwicklung für die Generation 50+ gibt es bisher nur dort, wo der Nachwuchs jetzt schon ausbleibt.“
Die Zeit drängt. Schon heute kommt in Deutschland auf je drei Menschen im erwerbsfähigen Alter eine Person über 65. 2035 müssen weniger als zwei Erwerbstätige für einen Rentner sorgen. Andere Nationen stehen vor ähnlichen Problemen. In den USA sinkt die Zahl der Beschäftigten derzeit besonders schnell, weil sich dort die Baby-Boomer-Generation der 50er Jahre zur Ruhe setzt (
Baby, it’s Over: The Last Boomer Turns 50).
Über die wirtschaftlichen Folgen der Alterung ist inzwischen auch der Internationale Währungsfonds besorgt. In seinem „World Economic Outlook“ warnt er, dass das Wachstum in den entwickelten Ländern durch die demografische Entwicklung zwischen 2015 und 2020 von 2,25 auf 1,6 Prozent sinkt.The International Monetary Fund is also concerned about the economic consequences of ageing. In its "World Economic Outlook", the IMF warns that growth in developed nations could drop between 2015 and 2020 from 2.25 percent to 1.6 percent, as a result of demographic changes.