Busch: Schlechte Nachrichten und fake news befallen uns wie virale Erreger. Sie stecken uns mit negativen Gefühlen an, machen uns dünnhäutig und überempfindlich. Trotzdem halte ich es für keine Lösung komplett auf Medienkonsum zu verzichten, Informationen sind wichtig, wir können uns nicht vor der Welt verbarrikadieren. Es ist wie bei Rotwein und Schokolade – eine Frage der Dosis. Wer durchgängig eine Schlagzeile nach der nächsten auf dem Handybildschirm zu sich nimmt, versetzt sein Gehirn mit Informations-Konfetti in Daueralarm. Man sollte man sich lieber bewusst eine Stunde am Tag Zeit nehmen, um Medienbeiträge von Anfang bis zum Ende zu lesen oder zu hören und Hintergründe und Kontext zu verstehen. Das erfordert natürlich eine gewisse Bereitschaft und Disziplin.
Dabei ist es wichtig, dass die Geschichten, die wir von der Welt lesen und hören, auch zu Ende erzählt werden – und dass wir sie zu Ende lesen und nicht allein bei negativen Schlagzeilen stehen bleiben. Wir erfahren meistens nur, was nicht klappt und funktioniert, aber in vielen Fällen werden die Dinge Schritt für Schritt verbessert und entwickeln sich weiter. Wir hören, wie viele Wohnungen fehlen, aber nicht wie viele jedes Jahr neu gebaut werden. Dieser Dauerfokus auf das Defizitäre ist nicht gut für Gehirn und Gemüt. Gleich ob als Politiker, Journalist oder Führungskraft: Es ist wichtig, dass wir die Geschichten vollständig und zu Ende erzählen – ein bisschen, wie wir unseren Kindern als Eltern Märchen erzählen von Anfang bis zum Ende – und bewusst auch dem Guten, Gelungenen und Geschafften Raum geben.
Die beste Tageszeit für Nachrichtenkonsum ist der Mittag. Früh morgens kann es Studien zufolge die Stimmung für den Rest des Tages beeinträchtigen. Abends oder erst recht direkt vor dem Schlafengehen können uns schlechte Nachrichten aufwühlen und um den Schlaf bringen. Zu später Stunde sollte man lieber dankbar und bewusst auf die guten Ereignisse des zurückliegenden Tages blicken.