Schwache Kapitalmärkte, Naturkatastrophen, die Erhöhung der Asbestrückstellungen in den USA und Ertragsprobleme bei der Dresdner Bank führten dazu, dass die Allianz Gruppe das Geschäftsjahr 2002 mit einem Verlust abgeschlossen hat. Deutliche Verbesserungen im operativen Versicherungsgeschäft - ein kräftiger Anstieg der Beitragseinnahmen und die konsequente Senkung der Combined Ratio - konnten den Verlust nicht ausgleichen. Für 2003 wird sich die Allianz Gruppe weiter rigoros auf ihre Kerngeschäfte besinnen, die Unabhängigkeit von den Kapitalmärkten ausbauen und sich auf internes Wachstum und solide Kapitalausstattung konzentrieren.
Die Allianz Gruppe musste im Geschäftsjahr 2002 trotz anhaltend deutlicher Verbesserungen im operativen Versicherungsgeschäft einen Verlust in Höhe von knapp 1,2 Milliarden Euro ausweisen. Zu den negativen Einflussfaktoren gehörten, teilweise bedingt durch das außerordentlich schwierige Konjunktur- und Kapitalmarktumfeld, die Ertragsprobleme der Dresdner Bank. Hinzu kamen börsenbedingt Abschreibungen auf Wertpapiere in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. „Das Geschäftsjahr 2002 war für uns ein schlechtes Jahr, aber dennoch kein verlorenes: Wir konnten in den vergangenen Monaten entscheidende Weichen für die künftige Wertsteigerung des Unternehmens stellen,“ sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Henning Schulte-Noelle.
Der Kette negativer Einflüsse stehen Verbesserungen insbesondere im operativen Versicherungsgeschäft entgegen: Die gesamten Beitragseinnahmen im Versicherungsgeschäft stiegen um 9,9 Prozent auf 82,6 Milliarden Euro. Die Combined Ratio wurde im Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft - bereinigt um die Sondereffekte Flutkatastrophe und Asbestvorsorge - auf 101,7 Prozent gesenkt. Der Verwaltungsaufwand der Dresdner Bank wurde um 12,3 Prozent verringert. „Was wir in 2002 begonnen haben, werden wir fortführen und konsequent zu Ende bringen. Wir haben die richtige Strategie und werden uns voll und ganz auf die Umsetzung unserer unternehmerischen Entscheidungen konzentrieren,“ erklärte Vorstandsmitglied Michael Diekmann, der designierte Nachfolger Schulte-Noelles.
Allianz Gruppe 2002
Abschlusszahlen für das Geschäftsjahr 2002
Die gesamten Beitragseinnahmen im Versicherungsgeschäft der Allianz stiegen im Geschäftsjahr 2002 gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent von 75,1 auf 82,6 Milliarden Euro. Das ursprünglich geplante Wachstum von gut 4 Prozent wurde damit um mehr als das doppelte übertroffen. Der Wachstumsschub kam vor allem aus dem Lebensversicherungsgeschäft. „Die Kunden suchen vor allem in unsicheren Zeiten Zuflucht bei den finanzstarken Unternehmen der Branche - und das ist für viele weiterhin die Allianz,“ sagte Schulte-Noelle.
Dennoch musste die Allianz einen Verlust in Höhe von knapp 1,2 Milliarden Euro ausweisen. Der Fehlbetrag wurde durch das außerordentlich schwierige Konjunktur- und Kapitalmarktumfeld beeinflusst. Die Abschreibungen auf Wertpapiere beliefen sich für das gesamte Jahr auf 5,5 Milliarden Euro. Eine Serie ausgeprägter Naturkatastrophen - darunter die Jahrhundertflut in Mittel- und Osteuropa - belasteten das Ergebnis ebenso wie die Aufstockung der Rückstellung für Asbestose- und Umwelthaftpflichtschäden bei der US-amerikanischen Gruppengesellschaft Fireman’s Fund Insurance Company sowie die Erhöhung der Risikovorsorge im Banksegment.
Der Vorstand wird der Hauptversammlung eine Dividende in Vorjahreshöhe von 1,50 Euro pro Aktie vorschlagen.
In der Schaden- und Unfallversicherung nahmen die Beitragseinnahmen um 2,7 Prozent von 42,1 auf 43,3 Milliarden Euro zu. Diese Entwicklung wurde im wesentlichen durch Tariferhöhungen getragen. Gleichzeitig gab die Allianz Gruppe unprofitable Kundensegmente auf und verzichtete teilweise auf die Erneuerung von Verträgen, so insbesondere im internationalen Industrieversicherungsgeschäft und bei Geschäftsverbindungen in den USA.
Die Schadenquote sank von 81,1 auf 78,2 Prozent. Bereinigt um die mit 4,0 Prozentpunkten hohen Sondereinflüsse aus der Flutkatastrophe in Mittel- und Osteuropa sowie der Erhöhung der Rückstellung für Asbestose- und Umwelthaftpflichtrisiken in den USA liegt sie bei 74,2 Prozent. Die Kostenquote verbesserte sich leicht auf 27,5 Prozent. Der Jahresüberschuss des Segments wuchs - bereinigt um konzerninterne Transaktionen - auf 3,4 Milliarden Euro. Die Combined Ratio - also das Verhältnis von Schadenaufwendungen und Kosten zu den verdienten Beiträgen - wurde um 3,1 Prozentpunkte auf 105,7 Prozent gesenkt und beträgt bereinigt um die genannten Sondereinflüsse 101,7 Prozent.
Der Gesamtumsatz in der Lebens- und Krankenversicherung erhöhte sich um 18,9 Prozent von 33,7 auf 40,1 Milliarden Euro. Trotz der schlechten Situation auf den Kapitalmärkten konnte bei den anlageorientierten Produkten - im wesentlichen fondsgebundene Lebensversicherungen - eine Steigerung von 43,3 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro erzielt werden.
In Deutschland konnte die Allianz Lebensversicherung mit einem Wachstum bei den Beitragseinnahmen aus Neuverträgen in Höhe von 30 Prozent ein Rekordergebnis erzielen und deutlich stärker wachsen als der Markt. Ihr Marktanteil im Neugeschäft stieg um 3,2 Prozentpunkte auf 18,3 Prozent. Auch in den USA konnte eine erhebliche Steigerung verbucht werden: die dortige Gruppengesellschaft Allianz Life of North America erzielte im Prämienaufkommen einen Zuwachs von 91,3 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro.
Die Kostenquote verbesserte sich insgesamt von 12,1 auf 10,0 Prozent. Bedingt durch die schwachen Kapitalmärkte reduzierte sich das Ergebnis aus Kapitalanlagen um 1,1 auf 7,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Goodwill-Abschreibungen ging von 558 auf 83 Millionen Euro zurück. Der Jahresüberschuss nahm entsprechend von 229 auf 19 Millionen Euro ab.
Das Bankgeschäft blieb in einem Jahr äußerst ungünstiger Markt- und Konjunkturentwicklungen deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Das Segment schloss das Geschäftsjahr 2002 mit einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro ab. Im ersten vollständig konsolidierten Geschäftsjahr der Dresdner Bank in der Allianz Gruppe betrug der Zinsüberschuss 3,8 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss machte 2,7 Milliarden Euro aus. Die Risikovorsorge wurde auf 2,2 Milliarden Euro aufgestockt, um insbesondere der Zahl der Insolvenzen im Firmenkundengeschäft, den zu erwartenden Kreditausfällen in Lateinamerika und Wertberichtigungen im Kreditgeschäft mit Privatkunden Rechnung zu tragen. Der Verwaltungsaufwand der Dresdner Bank konnte gegenüber dem Vorjahr vergleichbar gerechnet um 12,3 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro gesenkt, und die Risikoaktiva von 189,8 auf 142,7 Milliarden Euro substanziell zurück gefahren worden. „Damit kommen wir im Turnaround-Programm der Dresdner Bank bei zwei wesentlichen Punkten gut voran,“ sagte Vor-standsmitglied Dr. Helmut Perlet. „Für das laufende Jahr haben wir uns vorgenommen, die Verwaltungskosten auf 6,2 Milliarden Euro weiter deutlich zu senken. Auch bei der Verringerung der Risikoaktiva werden wir durch die Einbringung und Abwicklung von nicht strategischen und nicht profitablen Krediten in die Institutional Restructuring Unit weiter deutliche Fortschritte machen.“
Das Asset Management der Allianz Gruppe wird unter dem Dach der Allianz Dresdner Asset Management (ADAM) geführt. Die Assets under Management betrugen zum Jahresende 989 Milliarden Euro, davon 561 Milliarden Euro, also etwa 57 Prozent, für Dritte. Den Nettozuflüssen von 43 Milliarden Euro in diesem Bereich stehen Kursverluste und der Wertverlust des US-Dollars entgegen, so dass sich die für Dritte angeleg-ten Gelder um 59 Milliarden Euro verminderten. Etwa 70 Prozent der ADAM-Kunden kommen aus den USA, rund 19 Prozent aus Deutschland. Das operative Ergebnis im Segment Asset Management stieg von 313 auf 495 Millionen Euro, weist jedoch nach Abzug von akquisitionsbedingten Aufwendungen, Steuern und Anteilen Dritter erwartungsgemäß einen Verlust von 405 Millionen Euro aus.
Im Geschäft mit Rentenfonds konnte mit einem Nettozufluss von 56 Milliarden Euro ein hohes Wachstum erzielt werden. Der PIMCO Total Return Fund hat bis zum Jahresende sein Anlagevolumen auf 68 Milliarden US-Dollar vergrößert und ist damit der größte Investmentfonds der Welt. Mit dem dit Euro Bond Total Return Fund „powered by PIMCO“ konnte sich auch sein europäisches Pendant stark positionieren: Vom Vertriebsstart im Mai bis zum Jahresende 2002 hat er sich mit Zuflüssen von über 1,5 Milliarden Euro zu einem der bestverkauften Publikumsfonds in Deutschland entwickelt. In China, einem starken Wachstumsmarkt für Fondsanbieter, konnte das Joint Venture Guotai Junan Allianz Fund Management als erster Fondsmanager mit ausländischer Beteiligung eine Geschäftslizenz erhalten.
Der Mitarbeiterstand der Allianz Gruppe stieg zum 31. Dezember 2002 leicht um 1.705 auf weltweit 181.651. Der Zuwachs geht hauptsächlich auf den Vertriebsausbau in Deutschland und auf Erstkonsolidierungen zurück.
Ausblick für das Geschäftsjahr 2003
Für das laufende Geschäftsjahr 2003 geht die Allianz davon aus, zu deutlichen operativen Ergebnisverbesserungen zu gelangen. Eine weitere Senkung der Combined Ratio im Versicherungsgeschäft sowie der Cost-Income Ratio im Asset Management sind ebenso geplant wie die weitere Umsetzung des „Turnaround 2003“-Programms der Dresdner Bank. Falls die Unsicherheiten an den Finanzmärkten allerdings andauern und auch die Konjunktur nicht deutlich anzieht, ist auch im laufenden Geschäftsjahr mit hohen Belastungen aus Wertpapierabschreibungen und aus der Risikovorsorge zu rechnen.
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