Allianz Gruppe - Entwicklung in den ersten drei Quartalen 2002

Die Allianz Gruppe musste in den ersten neun Monaten trotz deutlicher Verbesserungen im operativen Geschäft einen Verlust von 924 Millionen Euro hinnehmen. Während im ersten Halbjahr noch ein Überschuss von 1,6 Milliarden Euro erzielt wurde, entstand im dritten Quartal in einem sehr schwierigen Marktumfeld ein Fehlbetrag in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Das ist im Wesentlichen auf eine Häufung von Sonderbelastungen zurückzuführen. Dazu gehören in erster Linie Abschreibungen auf die Kapitalanlagen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro im dritten Quartal, Rückstellungen für Asbest- und Umwelhaftpflichtschäden bei der US-amerikanischen Tochtergesellschaft Fireman’s Fund, die Flutkatastrophe, der Einbruch an den Kapitalmärkten und eine höhere Risikovorsorge bei der Dresdner Bank. Zur Verbesserung des Ergebnisses wurden im dritten Quartal keine zusätzlichen Realisierungen vorgenommen. Vorstandschef Henning Schulte-Noelle: „Wir dürften damit den Tiefpunkt hinter uns haben. Der Wegfall von einmaligen Belastungen, eine verbesserte Combined Ratio im Versicherungsgeschäft und die positiven Erträge aus den eingeleiteten Restrukturierungen werden nun wieder in einen Aufwärtstrend führen.“

Die Allianz bereitet sich mit Blick auf die Konjunktur und die Kapitalmärkte auf eine länger anhaltende Periode der Unsicherheit und Unberechenbarkeit vor. Die Konsequenz: Die Gruppe stellt sich so auf, dass sie auch bei flachen Kapitalmärkten profitabel arbeiten kann. Schulte-Noelle: „Die derzeitige Marktlage erleichtert die Umsetzung von konsequenten und zukunftsweisenden Maßnahmen. Deshalb sehen wir in dieser schwierigen Phase vor allem auch die Chancen und haben das feste Ziel, gestärkt aus ihr hervorzugehen.“ Die Allianz habe ihre Strategie klar vor Augen. Jedes Geschäftsfeld, jede Region, jede Kostenposition werde auf den Prüfstand gestellt. „Wir durchforsten unser Portfolio und nutzen gleichzeitig jede Chance, um unseren Marktanteil auszubauen.“

In den ersten neun Monaten verbesserte sich das operative Geschäft in den meisten Bereichen deutlich. Die gesamten Beitragseinnahmen im Versicherungsgeschäft stiegen weltweit um 11,9.

Prozent auf 61,5 Milliarden Euro. Die um Flut und Asbest bereinigte Combined Ratio verbesserte sich auf 101,5 Prozent. Im Asset Management betrugen die Nettomittelzuflüsse währungsbereinigt 43 Milliarden Euro.

Das Ergebnis vor Steuern und Goodwill-Abschreibungen betrug in den ersten neun Monaten - 164 Millionen Euro nach 3,3 Milliarden Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Goodwill-Abschreibungen erhöhten sich um 315 auf 859 Millionen Euro. Hier wirkten sich die Erhöhung des Anteils an der Allianz Lebensversicherungs-AG auf 91 Prozent, die Konsolidierung der Dresdner Bank Gruppe seit dem 23. Juli 2001 sowie weitere Zukäufe aus. Nach einem Steueraufwand von 205 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum ergab sich für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres ein Steuerertrag von 863 Millionen Euro. Nach Abzug der Anteile Dritter in Höhe von 764 (Vorjahreszeitraum: 1.193) Millionen Euro ergab sich für die Allianz Gruppe ein Verlust von 924 Millionen Euro in den ersten neun Monaten. Im ersten Halbjahr wurde noch ein Überschuss von 1,6 Milliarden Euro erzielt, dem dann im dritten Quartal aber ein Verlust von 2,5 Milliarden Euro folgte.

„Die Anhäufung negativer Sonderfaktoren wie die weiterhin sehr schlechte Verfassung der Kapitalmärkte, die zunehmende Risikohäufung durch Naturkatastrophen oder Insolvenzen hat uns im dritten Quartal unverhältnismäßig hart getroffen. Sie verstellen den Blick auf die Verbesserungen im operativen Geschäft und somit die Chancen, gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen“, sagte Helmut Perlet, Vorstand der Allianz AG für Controlling, Rechnungswesen und Steuern.

In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Beitragseinnahmen konzernweit um 4,6 Prozent von 32,1 auf 33,6 Milliarden Euro. Zweistellige Wachstumsraten der Gesellschaften in Frankreich, Spanien und Australien trugen entscheidend zu diesem Ergebnis bei. Daneben beeinflussten erfolgreiche Sanierungsmaßnahmen des Portfolios in den USA, aber auch in anderen Märkten, sowie Tariferhöhungen in vielen Bereichen diese Entwicklung positiv. Die Schadenquote betrug in den ersten drei Quartalen 79,3 Prozent. Die Auswirkungen der Flutkatastrophe vor allem in Deutschland, Tschechien und Österreich sowie die Erhöhung der Rückstellung für Asbest- und Umwelthaftpflichtschäden bei Fireman’s Fund belasteten die Schadenquote unverhältnismäßig hoch mit circa 2,4 bzw. 2,8 Prozentpunkten. Für die Schäden der Flutkatastrophe wurde die ursprünglich veranschlagte Summe von 550 Millionen Euro angepasst auf nun insgesamt 664 Millionen Euro. Bereinigt um diese Faktoren betrug die Schadenquote in den ersten drei Quartalen 74,1 Prozent und war damit um 0,9 Prozentpunkte besser als die um WTC-Schäden bereinigte Quote im Vorjahreszeitraum. Die Kostenquote ist mit 27,4 gegenüber 27,3 Prozent nahezu auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums geblieben.


Das Verhältnis von Schadenaufwendungen und Kosten zu den verdienten Nettobeiträgen (Combined Ratio) betrug in den ersten drei Quartalen 106,7 Prozent. Bereinigt um die genannten Sondereffekte - Flut und Asbest - betrug sie 101,5 Prozent. Gegenüber der WTC-bereinigten Combined Ratio im Vorjahreszeitraum verbesserte sie sich um 0,8 Prozentpunkte.

„In vielen Ländern sind wir im Sachversicherungsgeschäft bereits operativ profitabel, d.h. unsere Combined Ratio liegt unter 100 Prozent. Unserem Ziel, die Combined Ratio für das gesamte Segment spätestens im Jahr 2004 auf 100 Prozent zu bringen, sind wir bereits sehr viel näher gekommen, als erwartet. Wir peilen für 2003 deshalb bereits an, unter 100 Prozent zu kommen“, sagte Perlet.

In der Schaden- und Unfallversicherung betrug der Überschuss in den ersten neun Monaten nach Goodwill-Abschreibungen, Steuern und Anteilen Dritter 5,9 Milliarden Euro. Bereinigt um konzerninterne Aktienverkäufe erzielte die Allianz Gruppe im Segment der Schaden- und Unfallversicherung einen Überschuss von 2,4 (vergleichbarer Vorjahreszeitraum: 1,4) Milliarden Euro.

In der Lebens- und Krankenversicherung erhöhte die Allianz Gruppe den gesamten Umsatz um 22,1 Prozent von 23,3 auf 28,4 Milliarden Euro. Hierzu trug vor allem die sehr gute Entwicklung des Geschäfts in Deutschland, Italien, USA und Südkorea bei. Trotz der schlechten Kapitalmarktverfassung konnte die Allianz Gruppe den Absatz anlageorientierter Produkte und fondsgebundener Lebensversicherungen von 9,4 auf 13,8 Milliarden Euro steigern. In der IAS-Rechnung, in der die Umsätze aus anlageorientierten Produkten nur mit ihrem Risiko- und Kostenanteil erfasst werden, nahmen die Beiträge um 5,7 Prozent von 13,9 auf 14,6 Milliarden Euro zu.

In Deutschland wuchs das Lebensversicherungsgeschäft in den ersten drei Quartalen 2002 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent. Zu diesem Erfolg hat maßgeblich der Vertrieb über das Filialnetz der Dresdner Bank beigetragen. Über diesen Vertriebskanal wurden 2,4 mal so viele Verträge abgeschlossen wie im Vorjahreszeitraum über die Filialen der HypoVereinsbank und der Dresdner Bank zusammen. Das zeigt: Im Lebensversicherungsgeschäft machen sich die Stärken des Vertriebs als integrierter Finanzdienstleister bereits deutlich bemerkbar.

Mit einem Marktanteil von 20 Prozent beim Vertrieb der staatlich geförderten kapitalgedeckten Altersvorsorge belegt Allianz Leben die Topposition in Deutschland. Während die private Vorsorge noch schleppend anläuft, entwickelte sich das Geschäft in der betrieblichen Vorsorge sehr erfreulich: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres konnte die Allianz Gruppe mit

mehr als 5000 Arbeitgebern eine betriebliche Altersvorsorge entweder neu einrichten oder eine bestehende Altersvorsorge um die neuen Möglichkeiten erweitern und über 130.000 Altersvorsorgeverträge mit Arbeitnehmern abschließen.

Nach Goodwill-Abschreibungen, Steuern und Anteilen Dritter betrug der Überschuss im Segment der Lebens- und Krankenversicherung in den ersten neun Monaten 120 (vergleichbarer Vorjahreszeitraum: 271) Millionen Euro.

Im Bankgeschäft ist die Ertragslage weiterhin sehr unbefriedigend. In einem äußerst ungünstigen Markt- und Konjunkturumfeld blieb das Geschäft hinter den Erwartungen zurück. Die starken Umsatzrückgänge konnten durch die Kosteneinsparungen in Höhe von 10,7 Prozent nicht ausgeglichen werden.

Durch gestiegene Wertberichtigungserfordernisse – insbesondere für größere Einzelrisiken in Südamerika – betrug der Aufwand für die Risikovorsorge in den ersten neun Monaten dieses Jahres 1.836 Millionen Euro.

Im Zuge der Zusammenführung der Asset Management Gesellschaften ergab sich aus der Übertragung von durch die Dresdner Bank gehaltenen Anteilen ein Veräußerungsgewinn von 1,9 Milliarden Euro, der das Ergebnis im Banksegment maßgeblich bestimmt. Für die ersten neun Monate wurde ein Ergebnis nach Abschreibungen auf den Goodwill, Steuern und Anteilen Dritter im Banksegment von -152 Millionen Euro erzielt. Der Veräußerungsgewinn wird jedoch auf der Ebene der Allianz Gruppe konsolidiert. Das Bankgeschäft trägt insgesamt mit einem Verlust von 2,1 Milliarden Euro zum Ergebnis der Allianz Gruppe bei. Davon stammen 2,0 Milliarden Euro aus der Dresdner Bank und dort besonders aus dem Geschäftsbereich Corporates & Markets.

Die Assets under Management der Allianz Gruppe betrugen zum 30. September 1.048 Milliarden Euro. Gegenüber dem Jahresende 2001 ist dies – trotz hoher Nettomittelzuflüsse von 43 Milliarden Euro – ein Rückgang um 10,6 Prozent bzw. 124 Milliarden Euro. Bei den konzerneigenen Kapitalanlagen ist, bedingt durch die deutlichen Kursrückgänge auf den Aktienmärkten, ein Rückgang um 14,6 Prozent bzw. 77 Milliarden Euro auf 450 Milliarden Euro zu verzeichnen. Die Kapitalanlagen für Dritte verringerten sich entsprechend um 7,4 Prozent bzw. 46 Milliarden Euro auf 574 Milliarden Euro.

Im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren konnte die Allianz Gruppe sehr gute Wachstumsraten erzielen. Insgesamt flossen neue Mittel in Höhe von 44 Milliarden Euro zu. Mit einem verwalteten Vermögen von über 64 Milliarden US-Dollar etablierte sich der PIMCO Total

Return Fund erstmalig als weltgrößter Investmentfonds. Sein europäisches Pendant der dit EURO BOND TOTAL RETURN Fund „powered by PIMCO“ konnte bereits fünf Monate nach seiner Einführung am 2. Mai 2002 über eine Milliarde Euro an Nettomittelzuflüssen verzeichnen und gehört damit zu den bestverkauften deutschen Publikumsfonds in diesem Jahr.

Das Ergebnis im Segment Asset Management liegt erwartungsgemäß mit 300 Millionen Euro im Minus. Hierin sind allerdings akquisitionsbedingte Sondereinflüsse enthalten, die zeitlich begrenzt sind. Dazu gehören Treueprämien und Retention Payments für die PIMCO Gruppe. Bereinigt um diese Sondereffekte sowie vor Steuern und Goodwill wurde mit 369 Millionen Euro ein operatives Ergebnis erzielt, das 15 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahrszeitraums lag.

Für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres erwartet die Allianz Gruppe eine deutliche Ergebnisverbesserung gegenüber dem dritten Quartal. Diese Erwartung steht unter dem Vorbehalt, dass größere Naturkatastrophen ausbleiben. Ob schon im vierten Quartal die Gewinnschwelle erreicht werden kann, hängt entscheidend von der weiteren Entwicklung der Aktienmärkte ab. Wegen der hohen Volatilität und der sich daraus ergebenden Unsicherheit über die Höhe der insgesamt notwendigen Abschreibungen auf Kapitalanlagen kann keine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr 2002 gestellt werden.

Zur Stärkung des Eigenkapitals sowie zur Wachstumsfinanzierung erwägt die Allianz die Emission zweier Anleihen, davon einer nachrangigen. Darüber hinaus bietet die Allianz den Inhabern von Genussscheinen den freiwilligen Umtausch in Allianz Aktien an: 8 Allianz Genussscheine können in 10 Allianz Aktien getauscht werden. Auf Basis des Schlusskurses vom 13. November 2002 (Allianz Aktie: 97,10; Genussschein: 102,44) ergibt dies eine Prämie von 18,5 Prozent.

Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

Soweit wir in dieser Meldung Prognosen oder Erwartungen äußern oder unsere Aussagen die Zukunft betreffen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Neben weiteren hier nicht aufgeführten Gründen, können sich eventuelle Abweichungen aus Veränderungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Wettbewerbssituation, vor allem in Allianz Kerngeschäftsfeldern und –märkten, ergeben. Sie können auch aus dem Ausmaß oder der Häufigkeit von Versicherungsfällen, Stornoraten, Sterblichkeits- und Krankheitsraten bzw. –tendenzen resultieren. Auch die Entwicklung der Finanzmärkte und Wechselkurse sowie nationale und internationale Gesetzesänderungen, insbesondere von steuerrechtlichen Regelungen können einen Einfluss haben. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, die in dieser Mitteilung enthaltenen Aussagen zu aktualisieren.